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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
Autoren: David Halperin
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erraten – zum Teil zumindest.
    Talibi und Rochelle, mit strahlendem Lächeln, hocherfreut. Und da ist noch eine dritte Person bei ihnen. Eine vierte, wenn man mich mitrechnet.
    Das gibt mir Hoffnung. Eine fast vergebliche Hoffnung – eine Hoffnung, die ich nicht haben sollte. Ich glaube, wenn ich das kleine Mädchen nicht mit eigenen Augen gesehen hätte …

    Als Kleinkind würde ich sie bezeichnen, aber sie hatte kaum genügend Kraft zu laufen. Nur wenn Rochelle sie an die Hand nahm. Sie atmete schwer, bei jedem Schritt. Aber dass sie überhaupt laufen konnte, war ein Wunder.
    Sie hätte nicht so schnell wachsen sollen, seit du mit ihr in der Scheibe geflogen bist. Wäre sie auch nicht, wenn sie ein Menschenkind wäre. Aber ihre Physiologie ist anders. Darauf beharrt Talibi immer wieder.
    Ihre Augen sind immer noch enorm groß. Rochelle muss ihr stets eine übergroße Sonnenbrille aufsetzen, wenn wir vor die Tür gehen, damit sie keine Aufmerksamkeit erregt. Talibi scheint zu glauben, dass sie schrumpfen, je größer sie wird, im Verhältnis zu ihrem Gesicht, sodass sie am Ende vielleicht als Mensch durchgeht.
    Sie spricht.
    Sie hielt mir ihre Hand hin und sagte in fehlerfreiem Englisch: »Du musst Julian sein. Mama hat mir so viel von dir erzählt.«
    Wen sie mit »Mama« meinte, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass es Rochelle war. Sie weiß, dass Rochelle nicht wirklich ihre Mama ist. Ich schüttelte ihre Hand, ganz vorsichtig. Ich sagte zu ihr, auf Hebräisch: »Korim li Yehoshua.« Ich heiße Yehoshua.
    Sie antwortete auf Hebräisch: »Naim me’od.« Nett, dich kennenzulernen.
    Ich konnte es nicht glauben. Ich musste mich auf einen der Praxisstühle setzen, weil es mich einfach umgehauen hat. Talibis Bauch schüttelte sich vor Lachen. Wahrscheinlich fand er, dass ich ziemlich komisch aussah.
    Er sagte: »Arabisch auch.«
    Und Französisch, erklärte Rochelle. Das sind die Sprachen, die wir untereinander sprechen, also wissen wir nicht, wie viele
sie noch beherrscht. Vermutlich alle, die auf dem Antlitz dieser Erde gesprochen werden. Und auch außerhalb.
    Sie hatte eine Nachricht für dich.
    Sie sagte, ich soll dir sagen, dass sie dich lieb hat. Sie macht dir keinen Vorwurf wegen dem, was passiert ist, sie weiß, dass es nicht deine Schuld war. Sie sagt, wenn du Durst hast, wird sie immer ihren Finger ins Wasser halten und deine Zunge kühlen. Ich weiß nicht, was sie damit meinte, aber das hat sie gesagt. Selbst wenn zwischen ihr und dir ein Abgrund von der Größe einer Galaxie sein mag, sagte sie, wird sie eine Möglichkeit finden, einen Becher an deine Lippen zu halten …
    Aber, Mr Shapiro! Sie weinen ja!

KAPITEL 47
    Ich weiß, ich weine. Ich kann nicht aufhören. Meine Tränen tropfen auf das Papier, auf Julians Brief, auf den Füller, aus dem seine Worte fließen. Neben der Kommode steht mein gepackter Koffer, mit meinem Tagebuch darin, auch wenn ich alle meine UFO-Bücher hier im Zimmer meiner Kindheit lasse.
    »Danny!«
    Es ist mein Vater. Er weiß, dass ich nicht mehr Danny bin. Manchmal vergisst er es. Ich sage nichts. Es fällt mir schwer, aber ich warte ab.
    »Dan!«
    »Was, Dad?«, rufe ich zurück.
    »Wir können los!«
    Dann heißt es also Abschied nehmen. Ich werde hier nicht mehr wohnen. Den ganzen Sommer über freue ich mich schon darauf, aus seinem und Mrs Coltons Dunstkreis herauszukommen,
in einem Studentenheim zu wohnen, ins Bett zu gehen, wann ich will. Diesen verdreckten, ramponierten Kokon hinter mir zu lassen. Aber jetzt …
    »Fünf Minuten, Dad! Okay?«
    »Okay. Fünf Minuten.«
    Ich sagte fünf Minuten. Ich meinte fünf Minuten. Das müsste reichen.
    Es ist ein sonniger, windiger Tag, warm für September. Ich schließe die Fenster in meinem Zimmer. Ich trete an das Bücherregal über dem Bett, um Abschied zu nehmen.
    Eins nach dem anderen berühre ich sie – die wunderlichen, zwielichtigen Bücher, die meine Teenagerjahre geformt und mich getröstet haben, die ich über meinem Bett aufbewahrte, damit ich sie in Reichweite hatte, wenn der Schlaf nicht kommen wollte. Albert Bender, Fliegende Untertassen und die Drei Männer. Charles Fort, Das Buch der Verdammten. Und natürlich M. K. Jessup, Tatsache UFO.
    Ich nehme Tatsache UFO aus dem Regal. Ich blättere durch die Seiten. Unzählige Anmerkungen. Alle von mir.
    Keine Zigeuner reichten dieses Buch von einem zum nächsten, schrieben die Geheimnisse der UFOs und der Unsichtbarkeit hinein. Vielleicht existiert dieses
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