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Der suendige Engel

Der suendige Engel

Titel: Der suendige Engel
Autoren: Vampira VA
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Nachschlüssel geöffnet. Dann hatte sie sich aus dem Haus geschlichen und war innerlich jubelnd durch die Gassen Al'Theras gelaufen.
    In dieser Nacht hatte sie die Straßen für sich allein.
    Zumindest fast.
    Bereits nach kurzer Zeit waren die Häscher des Königs an ihr vorbeigezogen: in schwarze Gewänder gekleidete, riesige Vampire, in deren roten Augen ein brutales Feuer brannte. Ihre reglosen Gesichter sahen wie dämonische Masken aus. Es hieß, daß sie den Befehlen des Königs bedingungslos gehorchten .
    Vier von ihnen näherten sich Nizams provisorischem Versteck. Noch hatten sie sie nicht entdeckt. Nizam drückte sich noch enger an die Wand, so daß sie mit den Schatten verschmolz.
    Die Häscher waren fast auf gleicher Höhe mit ihr, als sich einer von ihnen plötzlich ruckartig umdrehte.
    In einem Eingang auf der anderen Seite der Gasse war eine weitere Gestalt aufgetaucht.
    Ein nächtlicher Spaziergänger, dachte Nizam. Einer, den es wie sie nicht in den engen Mauern gehalten hatte. Aber im nächsten Moment erkannte sie, daß es sich um keinen Angehörigen ihrer Rasse handelte.
    Es war ein Mensch. Ein uralt wirkender Mann, wahrscheinlich aber nur halb so alt, wie er aussah. Die Menschen alterten rasch hier in Al'Thera. Die Vampire hielten sie wie Tiere. Es war die praktischste Art, den Hunger nach Blut zu stillen. Und auch sonst erwiesen sich Menschen als überaus nützliche Sklaven. Allerdings verfielen sie rapide, wenn ein Vampir sich regelmäßig an ihnen verköstigte.
    Obwohl Al'Thera versteckt in der Wüstenregion lag, kamen immer wieder verirrte Karawanen hierher und sorgten unfreiwillig für frischen Nachschub an Menschen.
    Der Mann auf der anderen Straßenseite hatte bereits seinen Zenit überschritten. Sein schlohweißes Haar und seine ausgemergelten Gesichtszüge verrieten, daß er wahrscheinlich nicht mehr lange unter den Lebenden weilen würde.
    »Was hast du hier zu suchen, Alter?« herrschte ihn einer der Vampire an.
    Der Mann fiel winselnd auf die Knie und brachte vor Schreck kein Wort heraus. Mit zwei Schritten waren die Häscher bei ihm und drückten ihn noch tiefer in den Staub der Straße.
    »Wahrscheinlich wollte er flüchten«, vermutete einer der Häscher.
    Es kam immer wieder vor, daß ein Mensch versuchte, aus Al'The-ra herauszukommen und sein Schicksal abzuwenden. Bislang war es noch keinem gelungen.
    »Sprich endlich, du Wanze!« forderte ihn einer der Vampire ungeduldig auf.
    »Verschont mich!« wimmerte der Alte. »Ich habe mich nur verlaufen. Ich bin auf dem Weg zu meinem Herrn ...«
    Die Vampire ergötzten sich offensichtlich an der Angst des alten Mannes. Sie ließen ihn aufstehen, nur um ihn zwischen sich herumzuschubsen.
    »Ein schöner Herr, der seine Sklaven nicht in Zaume hält. Zu schade, daß du kein junges hübsches Mädchen bist, Alter. Dann könnten wir vielleicht noch etwas mit dir anfangen. Aber so stehst du uns einfach nur im Wege!«
    Der Mann flehte nochmals um Gnade, aber der brutale Tötungsinstinkt der Häscher war in Nächten wie dieser noch stärker als sonst.
    Der Tod des alten Mannes war ebenso qualvoll wie sein Leben unwürdig gewesen war.
    Nizam wandte sich ab. Sie empfand zwar keinerlei Mitleid, aber in Augenblicken wie diesen schämte sie sich fast für das, zu was ihre Rasse fähig war. Die Häscher des Vampirkönigs waren für ihre Grausamkeit bekannt.
    Als sie von dem Mann abließen, verwandelten sich ihre Gesichter wieder in reglose Mienen. Mehr denn je schienen sie Nizam tatsächlich nicht viel mehr als Marionetten zu sein. Marionetten, in denen nur für den Moment des Tötens so etwas wie ein Lebensfunke ge-brannt hatte.
    Die Häscher zogen an ihr vorbei. Nizam wollte bereits aufatmen, als einer der Vampire genau in ihre Richtung schaute und die Stirn runzelte.
    Vielleicht verbarg sie der Schatten doch nicht so perfekt, wie sie gehofft hatte. Vielleicht war es aber auch irgendein Impuls, den der Vampir von ihr aufgefangen hatte.
    Langsam kamen die Häscher in ihre Richtung. Ihre roten Augen schienen sie nun zu durchbohren.
    O nein, dachte Nizam, sie werden mich nicht töten. Das Schicksal des alten Mannes würde ihr erspart bleiben, doch dafür würde ihr ein weit schlimmeres bevorstehen. Nur Gerüchte waren jemals aus dem Schwarzen Tempel herausgedrungen. Niemand wußte wirklich, auf welche Weise die Jungfrauen den endgültigen Tod fanden. Nur daß sie auf dem Stein des schwarzen Blutes zu Ehren des legendären Begründers Al'Theras, Gandhara
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