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Der suendige Engel

Der suendige Engel

Titel: Der suendige Engel
Autoren: Vampira VA
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Miene gab er zu erkennen, daß er irgendwelche Gefühle für Salea hegte. Neben ihm befanden sich seine Frauen und Konkubinen. Salea erkannte auch Nizam darunter. Also hatte Mahabali sie nicht ziehen lassen. Das Mädchen machte einen abwesenden, teilnahmslosen Eindruck. Vielleicht war sie hypnotisiert. Vielleicht hatte man auch ihren Verstand zerstört .
    Die beiden Wachen schoben sie vorwärts. Adepten setzten eigentümliche Knocheninstrumente an die Lippen und begannen ihnen eine gespenstische Melodie zu entlocken. Fackeln schufen eine feierliche Atmosphäre. Zwei Priester hatten vor dem Altar Aufstellung bezogen. Sie trugen das Zeichen Gandhara Sas-Bahus, eine gehörnte Fledermaus. In ihren Händen hielten die Priester scharfe Dolche.
    Selbst Salea zuckte plötzlich zusammen, als ihr solcherart vor Augen geführt wurde, auf was sie sich eingelassen hatte. Nun, hatte sie etwas anderes erwartet? Ihr schwarzes Blut würde den Altar noch schwärzer färben. Vielleicht beschworen die Priester auf diese Weise ja tatsächlich den Geist des legendären Gründers herauf.
    So oder so würde es ihren Tod bedeuten, selbst wenn Gandhara Sas-Bahu nicht erscheinen würde. Sofern es nach dem Plan des Herrschers und der Priester lief .
    Doch Salea hatte ihre eigenen Pläne. Ihre rechte Hand schloß sich noch fester zur Faust.
    Die Wachen drängten sie weiter vorwärts. Nun nahmen sie keine Rücksicht mehr. Brutal stießen sie sie zu Boden.
    »Küß die unheilige Stätte!« hörte sie einen der Priester sagen.
    Angewidert tat Salea, was man von ihr forderte. Die Wachen zogen sie wieder hoch und stießen sie weiter vorwärts, bis sie direkt vor dem schwarzen Altar stand.
    Sie wußte, was man nun von ihr erwartete. Mit einer anmutigen, katzenhaften Bewegung glitt sie auf den Altar und legte sich nieder.
    Der Stein strahlte eine unirdische Kälte aus, die selbst ihr durch Mark und Bein ging. Die unwirkliche Kälte berührte ihr Innerstes. Und anders als das Wasser in dem Bassin ließ sich diese Kälte nicht ohne weiteres abschütteln.
    Salea begann zu ahnen, daß die Ausstrahlung des Steins nur ein Abglanz dessen war, was sie wirklich erwartete. So, als sei er nur die Tür zu finsteren, noch kälteren Dimensionen. Eine Tür, die noch verschlossen war, die sich jedoch mit ihrer Opferung öffnen würde .
    Um was herauszulassen?
    Die Wachen entfernten sich, während die Priester rechts und links von ihr Aufstellung nahmen. Die atonale Musik der Adepten steigerte sich zu einem dissonanten Crescendo.
    Der Altar befand sich unter freiem Himmel, so daß Salea den nachtschwarzen Himmel über sich sah. Dunkle Wolkenbänke schoben sich vor den vollen Mond. Es schien, als seien sie Vorboten von etwas noch Dunklerem. Wind kam auf und trieb sie schneller vor sich her. Saleas weißblonde Haare flossen über den Stein. Nicht mehr lange, und ein Sturm würde sich erheben .
    Die Priester sahen sich bedeutungsvoll an. Die plötzliche Wetterverschlechterung und das Verdunkeln des Mondes schien auch ihnen nicht geheuer. Dennoch setzten sie das Ritual fort und rezitierten uralte Worte in einem merkwürdig hohen Singsang.
    Salea spürte die Magie, die in diesen Worten lag. Aber sie spürte auch, daß dies erst der Anfang war. Noch konnte sie sich frei bewegen.
    Und klar denken!
    Mit einer heimlichen Geste drehte sie das Ding in ihrer Hand und faßte es zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Es war ein Stück Kreide.
    Der Singsang der Priester wurde immer schriller. Trotzdem: Die Spannung, die in der Luft lag, war nicht ihrer Zeremonie zuzuschreiben. Auch der Vampirherrscher und sein Gefolge schienen nun zu spüren, daß etwas Außergewöhnliches im Gange war. Ein Raunen erhob sich von der Tribüne her.
    Die Wolken am Himmel spielten verrückt. Sie schienen einen grotesken Tanz aufzuführen, der nur den einen Zweck hatte, den Betrachter mit Wahnsinn zu umgarnen. Die anfänglichen Windböen waren innerhalb von Minuten in einen Sturm übergegangen, der feinen Wüstensand mit sich trug. Das Heulen des Sturmes hatte selbst für Vampirohren etwas Schauriges an sich. So, als trüge er Stimmen verlorener Seelen mit sich .
    Mit einer Geste gab Mahabali den Priestern zu verstehen, daß sie sich beeilen sollten. Was immer der Sturm auch zu bedeuten hatte, Mahabali zog es vor, rasch von diesem Platz wegzukommen.
    Aber noch war er gebunden. Die Zeremonie hatte gerade erst begonnen.
    Die Priester hoben wie auf ein Kommando gemeinsam ihre Dolche. Salea sah die
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