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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende
Autoren: Michael Lewin
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     kann?«
    »Ich bin Dr. Dundree«,
     sagte er.
    »Ich möchte Sie
     bitten, mir ein paar Minuten Ihrer Zeit zu opfern«, sagte ich.
     »Ich bin Privatdetektiv und glaube, daß Sie mir weiterhelfen können.«
    Er zögerte, führte
     mich dann jedoch in die Ungestörtheit eines kleinen Zimmers mit einem
     Schreibtisch und ein paar Stühlen. Bei den Menschenmengen, die in der
     Nähe waren, um unser Gespräch mitanzuhören, wären wir unter der Dusche genauso ungestört
     gewesen. Er war ein eher kleiner Mann mit Neigung zu Übergewicht,
     hatte ein rundes Gesicht und helle, braune Augen. »Sie sind also
     Privatdetektiv?«
    »Ja«, sagte ich.
     »Ich repräsentiere ein Mitglied der Familie von John Austin
     Pighee.«
    »Pighee?« Bei
     diesem Namen schien er sich augenblicklich zu verkrampfen.
    »Genau.«
    »Sie sind kein
     Versicherungsdetektiv, oder?«
    »Nein.«
    »Das habe ich mir
     gedacht«, sagte er nachdenklich. »Nun, jedenfalls ist das
     Labor innerhalb von zwei Wochen wieder aufgebaut worden. Es gibt kaum noch
     ein Zeichen dafür, daß irgend etwas passiert ist.«
    »Wo ist es denn
     passiert?« fragte ich.
    »Oben.«
    »In diesem Gebäude?«
    »Ja.« Er zögerte.
     »Aber wenn Sie kein… Was genau wollen Sie eigentlich?«
    »Mr. Pighee ist
     augenblicklich Patient in der Loftus-Klinik im Entropist Hospital.«
    »Das stimmt.«
    »Nun, ich arbeite für
     Mr. Pighees Schwester. Man hat ihr wiederholt die Erlaubnis verwehrt,
     ihren Bruder zu besuchen. Ich versuche, den Grund dafür
     herauszufinden, und ich versuche, ihr Klarheit zu verschaffen. Die sie,
     wie ich meine, wohl erwarten kann. Können Sie die Sache für uns
     aufklären? Dann würde ich Sie nicht mehr weiter belästigen.«
    Er schien keineswegs erfreut
     zu sein. »Ihr Name ist?« Ich sagte es ihm. »Sie müssen
     verstehen, Mr. Samson, daß das, wonach Sie fragen, eine medizinische
     Angelegenheit ist, keine, die die Verwaltung betrifft. Ich bin lediglich
     der Verwaltungschef der Loftus-Klinik.«
    »Aber Sie sind doch
     Doktor, oder?«
    »Ja, aber ich bin
     Naturwissenschaftler, kein Mediziner.«
    »Wer zum Teufel hat
     hier denn nun den Schwarzen Peter?«
    Er steckte eine Hand in die
     Tasche seines Laborkittels. »Ich jedenfalls kann Ihnen nicht
     weiterhelfen.«
    Langsam wurde ich wütend.
     »Lassen Sie uns die Dinge doch mal klarstellen. Gibt es in der
     Loftus-Klinik irgendeine grundsätzliche administrative Richtlinie,
     die allen Patienten dort jeglichen Besuch untersagt?«
    Er zögerte. »Nein…
     Jeder Fall wird für sich entschieden.«
    »Na, das ist doch
     immerhin etwas. Also, irgend jemand sagte mir, die Klinik sei eine
     Versuchseinheit. Stimmt das?«
    »Ja.« Er schien
     mit irgend etwas in seiner Tasche herumzuspielen.
    »Welche Art von
     Experiment haben Sie an Pighee gemacht? Ich hätte nicht gedacht, daß
     eine Arzneimittelgesellschaft ein solches Interesse an Unfallopfern hat.
     Er hat doch keine Krankheit, die zu behandeln wäre. Meines Wissens
     ist er in eine Explosion geraten.«
    »Ja, in eine Explosion
     hier im Labor. Ein Teil unseres experimentellen Interesses an Mr. Pighee
     hat damit zu tun, daß er sich dabei eine
     schwere Verletzung zugezogen hat. Wir glauben, daß man noch nicht
     genug über den Einsatz von Chemotherapie in der Behandlungsphase weiß,
     die auf die anfängliche Stabilisierung des Patienten folgt.« 
    »Sie probieren also
     Medikamente an ihm aus?«
    Er ignorierte die Frage.
     Statt dessen sagte er: »Aber es liegt uns auch sehr am Herzen,
     sicherzustellen, daß Mr. Pighee die bestmögliche medizinische
     Behandlung bekommt und alle Chancen hat, sich wieder zu erholen. Er ist
     schließlich einer unserer eigenen Angestellten. Und wenn sein Arzt
     gegen Besuche ist, bin ich sicher, daß er in Mr. Pighees Interesse
     handelt.«
    »Sein Arzt heißt
     Merom, glaube ich«, sagte ich.
    »Das stimmt.«
    »In der Klinik hat man
     mir heute morgen gesagt, er sei nicht da. Wissen Sie, wo ich ihn finden
     kann?«
    »Nun, ich glaube, Dr.
     Merom ist in diesem Gebäude.«
    »Ein
     Loftus-Angestellter?«
    »Wir besetzen die
     Klinik mit unserem eigenen Forschungspersonal.«
    »Dürfte ich dann
     bitte mit ihm sprechen?«
    »Mit ihr«, sagte
     er.
    »Na schön, dann
     mit ihr.«
    Er seufzte. »Wir haben
     hier alle sehr viel zu tun, wissen Sie.«
    »John Pighee ist sehr…«
    »Na schön, na schön«,
     unterbrach er mich. »Ich werde sie anrufen und sehen, ob sie
     herunterkommen kann.« Er
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