Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
wenden.«
    »Und die ist völlig
     unabhängig?«
    »Wir stellen das
     Basispersonal, Wartung, Material und einige Dienstleistungen. Unsere Sanitärabteilung
     besorgt die Wäsche für sie, und sie können unsere Kücheneinrichtungen
     mitbenutzen. Außerdem können sie unsere Spezialausrüstungen
     benutzen, und, nach Absprache, unsere Ärzte und Krankenschwestern zur
     Beratung hinzuziehen. Andere Dinge legen sie jedoch selbst fest, und zwar
     entsprechend ihren eigenen Bedürfnissen. Dazu gehören der
     Zutritt zum Krankenhaus, ihre allgemeine und spezieile Forschungspolitik,
     ihr reguläres medizinisches Personal und - für Ihre Zwecke noch
     wichtiger - das Besuchsrecht für ihre Patienten.«
    »Und dazu gehört
     auch ein Rausschmeißer?«
    »Ein Rausschmeißer?«
    »Ein Bursche in
     Uniform, der Leute, die zu viele Fragen stellen, abwimmelt, indem er das
     Blaue vom Himmel herunterredet - und keinen Zweifel läßt, daß
     er einen notfalls mit bloßen Händen rauswerfen wird.«
    »Nun«, sagte sie,
     »für Ihre Art von Problem ist es ein eigenes Krankenhaus.«
    »Wer ist dafür
     zuständig?«
    »Eine
     Forschungsabteilung. Die Klinische Forschung.«
    *
    Murrend fuhr ich los, in
     Richtung Süden. Aber ich wollte meinen Auftritt bei Loftus
     Pharmazeutika nicht von meinem kläglichen Empfang bei den
     verschiedenen Stellen des Entropist Hospital beeinflussen lassen, daher
     hielt ich an, um eine Tasse Kaffee zu trinken, und nutzte die Gelegenheit,
     um meine morgendlichen Gespräche für mein Notizbuch zu
     rekonstruieren.
    Bürokratie ist Bürokratie
     ist Bürokratie, und die gewöhnliche Art und Weise, wie man
     hindurchkommt, ist, von Tür zu Tür zu gehen, bis man endlich
     jemanden findet, der für irgend etwas zuständig ist. Abgesehen
     von ein paar Kleinigkeiten war die Frage nun, wie lange es dauern würde,
     die entsprechende Tür zu finden, und was es dann kosten würde,
     den Betreffenden dazu zu bringen, sich mit meinem Problem zu befassen.
     Zumindest hatte ich aber den Namen von Pighees Arzt: Merom.
    Aber mal angenommen, dachte
     ich, nur mal angenommen, ich habe bei Loftus auch kein Glück. Was
     dann? Pighees Anwalt, dachte ich. Habeas corpus? Oder vielleicht ein wenig
     medizinische Nachhilfe? Ein Zweitgutachten?

 
    3
    »Noch ein wenig früh
     fürs Mittagessen, oder?« fragte ich eine Frau, die gerade in
     ein gewaltiges Sandwich beißen wollte. Sie zögerte.
    »Ui, meinen Sie
     wirklich?«
    »Ja, aber machen Sie
     sich nichts draus. Sie sind sowieso zu dünn.«
    »Ui, meinen Sie
     wirklich?«
    »Also«, sagte
     ich. »Draußen hat man mir gesagt, daß ich hier den
     Verantwortlichen für die Loftus-Klinik im Entropist Hospital finde.
     Stimmt das?«
    »Mr. Dundree? Ja, das
     ist wahrscheinlich der, den Sie suchen. Aber er ist im Augenblick nicht in
     seinem Büro.«
    »Wo kann ich ihn
     finden?«
    »Nun ja, er ist drüben
     in Forschung Drei, aber da kommen Sie nicht rein, weil die Abteilung im
     Sicherheitsbereich liegt und er Sie nicht erwartet. He, es sei denn, Sie
     sind jemand Wichtiges, dann könnte ich Sie wahrscheinlich
     hineinbekommen. Sind Sie jemand Wichtiges? Sie sehen nicht wichtig aus.«
    »Ich bin aber wichtig«,
     sagte ich. Ich habe so selten die Gelegenheit dazu.
    »Na, in dem Fall stelle
     ich Ihnen einen Passierschein aus, mit dem Sie durch die Pforte kommen,
     aber Sie müssen sich an- und abmelden.«
    »Strenge Sicherheitsmaßnahmen,
     hm?«
    »Ziemlich streng. Vor
     zehn Jahren gab es da mal irgendwelchen Ärger, und die Leute wollten,
     daß Sir Jeff jedesmal eine große Aktion veranstaltet - alle
     durchsuchen, die rein oder raus wollen und so was, aber Sir Jeff wollte
     nicht.«
    »Nein?«
    »Nein, er glaubt, daß
     man den Arbeitern vertrauen muß, um das Beste aus ihnen
     herauszuholen.«
    »Und trotzdem hatten
     Sie vor zehn Jahren Ärger…«
    »Ja, aber Sir Jeff
     fand, daß das Leute von draußen gewesen sein mußten.
     Jetzt haben wir Zäune und dazu noch Wachtposten, die überprüfen,
     wer das Gebäude betritt und wer es verläßt. Ausweise und
     solche Dinge.«
    »Muß bei
     Schichtwechsel ein ziemliches Durcheinander geben.«
    »Na ja, viele von den
     Leuten haben gestaffelte Arbeitszeiten, und die Arbeiter haben außerdem
     zwei eigene Eingänge für sich. Und die Wachtposten kennen ja
     inzwischen auch die gewohnten Gesichter. Es sind die Fremden, die ihnen
     Sorgen machen. Und Sie sind ein Fremder. Sind Sie ganz sicher, daß
     Sie wichtig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher