Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
bei ihrer Abreise aus Ciudad-Bolivar.
    Noch am nämlichen Abend konnten die Passagiere von der »Gallinetta« und der »Moriche« einen Händedruck mit den Insassen der »Maripare« wechseln.
    Herr Miguel und seine gelehrten Freunde empfingen die alten Reisegefährten mit größter Zuvorkommenheit.
     

    »Und wer war damit nicht zufrieden?« rief Germain Paterne. (S. 415.)
     
    Man vergegenwärtige sich aber ihre Verblüffung, als sie Jean – »ihren lieben Jean« – am Arme Jacques Helloch’s und – in Frauenkleidung wiedersahen.
    »Wollen Sie uns wohl mittheilen, warum er sich so verwandelt hat? fragte Herr Varinas.
    – O, sehr einfach: weil ich ihn geheiratet habe, erklärte Jacques Helloch.
    – Sie… Sie haben Jean von Kermor geheiratet? rief Herr Felipe, der die Augen weit aufriß.
    – Das nicht… doch Fräulein Jeanne von Kermor.
    – Wie? platzte Herr Miguel heraus, Fräulein von Kermor?
    – Das ist die Schwester Jeans! antwortete Germain Paterne lachend. Nicht wahr, sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich?«
    Bald folgte eine weitere Erklärung, und die jungen Gatten wurden in aufrichtigster Weise beglückwünscht, Frau Jacques Helloch aber noch einmal besonders, daß sie ihren Vater, den Oberst von Kermor, in dem Missionär von Santa-Juana wiedergefunden hätte.
    »Und der Orinoco? fragte Germain Paterne. Füllt er noch immer seinen früheren Platz aus?
    – Noch immer, versicherte Herr Miguel.
    – Er ist es also, der unsre Piroguen bis zu seinen Quellen in der Sierra Parima getragen hat?…«
    Die Gesichtszüge der Herren Varinas und Felipe bewölkten sich bei dieser Frage, aus ihren Augen sprühten Blitze, die Vorboten eines Unwetters, während Herr Miguel nur mit den Schultern zuckte. Dann entwickelte sich wieder der Redekampf, dessen Stärke die Zeit nicht abzuschwächen vermocht hatte, zwischen dem Vertreter des Atabapo und dem Parteigänger des Guaviare. Nein – sie stimmten noch nicht überein, würden das niemals thun, und ehe der Eine seine Anschauung zu Gunsten der des Andern verleugnete, hätten sie gewiß weit lieber Herrn Miguel Recht gegeben und sich zu Gunsten des Orinoco ausgesprochen.
    »Beantworten Sie das Eine, rief Herr Varinas, und leugnen Sie einmal, daß der Guaviare nicht schon sehr viele Male als der westliche Orinoco bezeichnet worden wäre, und zwar von den competentesten Geographen!
    – Von ebenso uncompetenten wie Sie, mein Herr Varinas!« antwortete Herr Felipe, ebenso laut, wie sein Gegner gefragt hatte.
    Man sieht, daß Rede und Gegenrede hier schon von den ersten Worten an in hitzigster Weise geführt wurden. Das konnte freilich niemand wundern, der etwa wußte, daß die beiden Gegner jeden Tag, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, über das nämliche Thema ganz ebenso in Wortwechsel geriethen. Wenn die von beiden Seiten vorgebrachten Argumente auch jetzt noch nicht bis zum Tz abgenutzt waren, konnte das nur daran liegen, daß sie von außerordentlicher Zähigkeit waren.
    Herr Varinas setzte den Streit noch weiter fort.
    »Seine Quelle in der Sierra Suma-Paz, östlich vom obern Magdalenenstrome im Gebiete Columbias zu haben, das ist denn doch ein ander Ding, als sich, kein Mensch weiß wo, mühsam hervorzuwinden…
    – Kein Mensch weiß wo, Herr College? versetzte Herr Felipe scharf. Sie scheuen vor solchen entehrenden Ausdrücken nicht zurück, wo es sich um den Atabapo handelt, der aus den vom Rio Negro bewässerten Ilanos hervorbricht – ganz abgesehen davon, daß der mächtige Flußlauf einen Verbindungsweg mit dem Becken des Amazonenstromes bildet!
    – Das Wasser Ihres Atabapo aber ist pechschwarz, und es gelingt ihm nicht einmal, sich mit dem des Orinoco zu vermischen!
    – Das Ihres Guaviare dagegen ist lehmig, schmutziggelb, und Sie wären nicht im Stande, es nur wenige Kilometer stromabwärts von San-Fernando überhaupt noch nachzuweisen!
    – Der Guaviare wird aber von Kaimans bewohnt. Er hat deren so viele Tausende, wie der Orinoco, während der Atabapo sich mit lächerlichen Fischchen begnügen muß, die ebenso werthlos, schwarz und mager sind, wie er selbst. Schicken Sie doch einmal Schiffe auf Ihren Atabapo, Herr Felipe, und sehen Sie zu, wie weit sie, wenn man sie nicht auf Karren über Land weiter schafft, kommen werden! Auf dem Guaviare können solche Tausende von Kilometern hinaufsegeln… hinauf bis zur Einmündung des Ari-Ari und auch noch weiter!
    – Ob man Schiffe einmal über seichte Stellen hinwegschaffen muß oder nicht, Herr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher