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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier
Autoren: Gerhard Branstner
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ihr, wenn ihr euer Leben lang zur Schule geht?“
    „Auch unser Leben lang.“
    „Also schon als Kind?“
    „Ja.“
    „Aber doch nicht im gleichen Umfange wie ein Erwachsener?“
    „Wir arbeiten jeden zweiten Tag drei, vier Stunden. Und die Tage dazwischen gehen wir ebenso viele Stunden zur Schule; das gilt für Erwachsene wie für Kinder.“
    „Und was wird in der Schule gelehrt?“
    „Wir haben nur drei Unterrichtsfächer“, erklärte die Frau, „und die sind Lebenskunst, Logik und Phantasie.“
    „Und wo“, rief Eto, „bleiben da Mathematik, Physik, Grammatik und dergleichen? Ohne das kann man doch wohl auch auf diesem Stern nicht auskommen!“
    Die Frau lächelte. „Natürlich brauchen wir die verschiedenen Spezialkenntnisse, aber sie werden nicht an sich gelehrt, sondern um anhand ihrer das logische Denken zu schulen und die Phantasie zu üben; und im Fach Lebenskunst werden die Spezialkenntnisse unter dem Gesichtspunkt ihres menschlichen Sinns behandelt, ebenso die Kunst, die Leibesübung, die Liebe. Auf diese Weise erfahren alle Spezialgebiete eine dreifache Darstellung, aber niemals als Selbstzweck, sondern immer zum Zwecke der Wesensentwicklung des Menschen, und das sein Leben lang.“
    „Mithin“, vergewisserte sich Eto, „wird die Biologie beispielsweise einmal zur Übung des logischen Denkens, ein zweites Mal zur Übung der Phantasie und ein drittes Mal zum Zwecke der Lebenskunst behandelt?“
    „So ist es. Und auf der nächsthöheren Stufe dieser drei Unterrichtsfächer wird die Biologie, wie auch alle anderen Spezialgebiete, wieder in dieser Weise behandelt und so fort.“
    „Für die Logik und die Phantasie mag das wohl gehen“, meinte Eto, „hingegen wüßte ich nicht zu sagen, was die Lebenskunst aus der Biologie gewinnen beziehungsweise dieser geben könnte.“
    „Der Mensch ist ein Kind der Natur, und wenn er das bleiben und nicht unnatürlich werden will, muß er die Natur studieren, sie ist die große und unerschöpfliche Lehrmeisterin. Und dazu dient uns unter anderem die Biologie. Sie dient uns aber auch, die Natur zu unseren Zwecken umzugestalten. Sicherlich haben Sie auf dem Wege zu uns bemerkt, daß die Tiere hierzulande weder scheu noch angriffslustig, sondern ungemein zutraulich sind. Das harmonische Verhältnis von Mensch und Tier gehört aber zur Lebenskunst, denn es bereichert unser Leben. Daher erhielt die Biologie den Auftrag, einen genetischen Eingriff vorzunehmen, wonach die uns umgebenden Tiere ein Verhalten annehmen, das uns ein harmonisches Verhältnis zu ihnen ermöglicht.“
    „Die Zielsetzungen der Biologie sind demnach hierzulande von der Lebenskunst bestimmt?“
    „Ausschließlich.“
    „Und auch die aller übrigen Wissenschaften?“
    „Die Lebenskunst setzt allem das Ziel“, sagte die Frau, „und Logik und Phantasie befähigen uns, diese Ziele zu erkennen und zu erreichen “
    Eto bedankte sich für die Auskünfte und stand auf, um sich zur Ruhe zu begeben. Die Frau führte die beiden Geomanen aus dem Hause zu einigen kleineren Gebäuden, die zwischen den Bäumen standen. Wie die Frau erklärte, standen diese kleineren Häuser den verschiedenen Gliedern der Familie zur Verfügung.
    „So hat jeder die Möglichkeit“, erklärte sie, „nach Belieben mit den anderen im großen Haus zusammen zu sein oder sich in seine vier Wände zurückzuziehen. Und einige der Häuser sind für unsere Gäste reserviert.“
    Die Frau geleitete Eto und As in eines der Gästehäuser, wünschte eine gute Nacht und ließ die beiden allein.

    As setzte seinen Rucksack ab, schaute sich in dem wohnlichen Gebäude um und fand es auf das beste eingerichtet.
    „Wie es scheint“, sagte er, „haben wir es hier einmal gut getroffen.“
    „Wir werden sehen“, meinte Eto.
    „Was werden wir sehen?“
    „Ob sich tatsächlich alles so verhält, wie die Frau es behauptet hat.“
    „Und wenn es sich tatsächlich so verhält?“
    „Dann ist unseres Bleibens hier nicht länger.“
    „Wie“, rief As, „da sind wir endlich einmal auf einen Stern getroffen, wo alles seine Ordnung hat, und da soll unseres Bleibens nicht sein?“
    „Ebendeshalb“, erklärte Eto. „Wo alles in Ordnung ist, haben wir nichts zu verrichten. Weshalb sollten wir da bleiben?“
    As kraulte sich hinterm Ohr. „Wenn ich das recht verstehe, so sind wir ausgezogen, um uns nur da aufzuhalten, wo ich Prügel beziehe.“
    „Das ist das Gesetz des Handelns“, sagte Eto, „wer etwas tut, dem wird auch
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