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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04
Autoren: Douglass Sara
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dafür aber jeden
in ihrer Nähe verdächtigt. Damit mußte jetzt ein Ende
gemacht werden. Ihre Geheimnistuerei hätte Aschure
beinahe das Leben gekostet.
    Axis konnte noch immer nicht so recht fassen, daß die
junge Frau ihm nach ihrem Erwachen gleich lächelnd
alles vergeben hatte. Dabei hätte er sich auch damit abgefunden, wenn er für den Rest seines Lebens all das hätte
wiedergutmachen müssen, was er ihr angetan hatte.
    Nun saß Aschure in einem Sessel neben dem Feuer,
und die Gruppe, die draußen gewartet hatte, trat nun
langsam ein. Die junge Frau sah noch sehr blaß und mitgenommen aus, aber sie lächelte ihren Freunden zu und
schien sich zu freuen, sie zu sehen: Rivkah, anteilnehmend und ausgeglichen, und Magariz; Belial mit einer
blassen und schweigsamen Kassna an seiner Seite; die
Wächter, die etwas bekümmert wirkten; Ho’Demi und
Sa’Kuja; Freierfall und Abendlied; Sternenströmer, der
sofort zu ihr eilte, sich vor ihr auf die Knie warf und sie
unter Tränen um Verzeihung bat; Isgriff, in seiner Sorge
um sie immer noch von Grimm erfüllt, strich ihr leicht
über den Kopf, warf Sternenströmer einen vernichtenden
Blick zu und setzte sich neben Rivkah und den Fürsten;
Weitsicht mit einigen seiner Geschwaderführer, unter
ihnen auch Dornfeder; Arne, heute wieder so schweigsam und unnahbar wie früher; die Offiziere ihrer Bogenschützeneinheiten; Hauptleute aus Axis’ Armee;
schließlich die übrigen vierzehn Alaunt, die es sich zwischen Stühlen und Beinen bequem machten und den
eigentlich großzügigen Raum merkwürdig zusammengeschrumpft aussehen ließen.
    »Ich will Euch etwas zeigen«, begann der Krieger, als
alle saßen, sei es auf einem Stuhl, einer Bank oder dem
Boden. »Erlebt mit, wessen ich heute morgen gewahr
wurde. Ihr sollt erfahren, woher Aschure stammt.«
    Sein Lied der Erinnerung erfüllte nun den Raum, und
so wie damals vor der Stadt Arken die gekreuzigten Skaraboster erschienen waren, bekam die Versammlung nun
die Wohnstube des Pflughüters Hagen in Smyrdon zu
sehen.
    So erfuhren die Anwesenden von Aschures furchtbarer
Kindheit, erlebten den gräßliche Tod ihrer Mutter mit –
Isgriff schrie vor Entsetzen, als er das Gesicht der Frau
erkannte – und mußten ertragen, daß der Priester mit
seinen eigenen Händen das Mädchen verstümmelte. Sie
litten mit Aschure, als sie zusehen mußten, wie Hagen
seine Stieftochter auch in den folgenden Jahren körperlich wie seelisch mißhandelte. Und sie erkannten, wie
Aschure ihre Herkunft immer tiefer in sich vergraben
hatte, bis sie selbst sich nicht mehr daran erinnern konnte. Denn sie wußte, daß sie einen ebenso furchtbaren Tod
wie ihre Mutter würde erleiden müssen, wenn sie die
Wahrheit wieder zum Vorschein kommen ließe.
    Sternenströmer mußte sich abwenden von diesen Bildern, und dabei traf sich sein Blick mit dem seines Sohnes. Das arme Kind hätte lieber weggesehen und
geweint, statt eine der uralten Künste zu verraten.
    Axis nickte unmerklich. Ja, Vater. Aber welche Rolle
nimmt sie in der Prophezeiung ein. Wo finden wir einen
Hinweis auf sie?
    »Am meisten schmerzt mich«, gestand Aschure leise,
als die Bilder endlich vergingen, »daß ich unter all den
wiedergefundenen Erinnerungen den Namen meiner
Mutter nicht wiedergefunden habe. Den vergessen zu
haben, hat mich in all den Jahren seit ihrem Tod am
meisten gequält.«
»Eure Mutter hieß Niah, Aschure.«
    Alle sahen jetzt Isgriff an. Sogar einige der Hunde
drehten den Kopf in seine Richtung.
Die junge Frau konnte ihn nur wie betäubt anstarren.
Der Herr von Nor trat zu ihr und nahm ihre Hand.
»Aschure, ich war mir nicht sicher, bis ich das Gesicht
Eurer Mutter gesehen habe. Davor hatte ich nur eine
bestimmte Vermutung.«
»Isgriff, Ihr müßt mir alles berichten!« bat sie ihn inständig und sah ihn flehend an.
»Niah war meine älteste Schwester und acht Jahre älter als ich. Wie viele Frauen des Hauses Nor entschied
sie sich dafür, nicht zu heiraten und lieber Priesterin im
Tempel der Sterne zu werden. Mit vierzehn trat sie in den
Orden ein und wurde schon mit einundzwanzig eine der
Oberpriesterinnen. Aschure, der Grund dafür, warum Ihr
Euch nicht an ihren Namen erinnern könnt, liegt womöglich darin begründet, daß sie ihn Euch nie genannt hat.
Wenn eine Priesterin nämlich ihren heiligen Eid ablegt,
legt sie auch ihren Namen ab. Meine Schwester hatte sich
danach wohl nicht mehr als Niah gesehen, auch dann
nicht, als sie den
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