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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Katrin Burseg
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Holtzbecker (gest. 1671) einen kostbaren Pflanzenatlas des Neuwerk-Gartens, der noch heute einen Einblick in die botanische Pracht erlaubt.
    Herzstück des Gartens ist jedoch das persische Lusthaus, die Friedrichsburg, die den weltberühmten Gottorfer Globus beherbergt. Der Universalgelehrte und Hofmathematicus Adam Olearius (1599–1671) hatte im Auftrag des Fürsten einen begehbaren Erd- und Himmelsglobus konstruiert. Dieser Globus von 3,11 Meter Durchmesser stellt von außen die Weltkugel dar, in seinem Inneren zeigt er den Sternenhimmel und den Sonnenlauf – so, wie sie von der Erde aus zu sehen sind. Sein besonderer Reiz liegt darin, dass zwölf Personen in ihm Platz nehmen und auf Entdeckungsfahrt durch die Sternenwelt gehen können. Schon von Zeitgenossen wird der Gottorfer Riesenglobus als achtes Weltwunder bezeichnet. Der Wissenschaft gilt er heute als erster Vorläufer eines Planetariums.
    In einer Zeit, in der Kirche und Gelehrte heftig um Erkenntnisse wie: Die Erde kreist um die Sonne, oder: Die Erde dreht sich um sich selbst, stritten, stellen der Riesenglobus und das zweite, fast parallel entstehende Modell der Sphaera Copernicana eine wissenschaftliche Sensation dar. In beiden Werken bündelt sich das astronomische Wissen der Zeit, konkret: die Erkenntnisse von Nikolaus Kopernikus (1473–1543) und Tycho Brahe (1546–1601) und – in gewissen Grenzen – die alten Vorstellungen des Claudius Ptolemäus (ca. 100–180). Um dies alles in eine verständliche, mechanische Form zu bringen, waren zwei Modelle notwendig – vor allem, da sich die Himmelsbewegungen von der Erde aus betrachtet ganz anders darstellen als von einem weit außen gelegenen Standpunkt.
    Der Gottorfer Globus, seine Außenfläche stellt die seinerzeit bekannte Welt modellhaft und maßstabsgetreu dar, ist mit allen Attributen eines Globus des 17. Jahrhunderts versehen. Der Wassermühlenantrieb im Keller des Globushauses sorgt dafür, dass sich das riesige Weltmodell tatsächlich wie die richtige Erdkugel einmal am Tag um seine eigene Achse drehen kann.
    Von innen betrachtet erlebt der Besucher jedoch nicht mehr nur einen herkömmlichen Himmelsglobus, sondern ein Modell des geozentrischen (ptolemäischen) Weltsystems, in dem die Erde unbeweglich in der Mitte des Universums steht und alle Gestirne ihre Bewegungen um die Erde vollführen. Die Innenfläche der Kugelschale imitiert das gestirnte Himmelsgewölbe. Damit besitzt der Globus die Funktion eines Planetariums, das die Bewegungen der Sterne so darstellt, wie sie der Betrachter von der Erde aus sieht.
    Die Sphaera Copernicana wurde in den Jahren 1654–57 vom Limburger Globusmeister Andreas Bösch (Lebensdaten nicht bekannt) entwickelt und gebaut. Sie stellt das geistige und technische Gegenstück zum Riesenglobus dar, ein Demonstrationsmodell, das die wirklichen Verhältnisse im Universum nach den Vorstellungen Kopernikus’ zeigt. Die Weltmaschine stellt nicht allein den Erdumlauf korrekt dar, sondern auch die Umläufe aller anderen Planeten – soweit damals schon bekannt. Während am Globus die imposante Größe und die originelle Konzeption Staunen und Bewunderung erregen, bewundert man dort das komplizierte Räderwerk. Von einem einzigen Uhrwerk angetrieben, steuert es vierundzwanzig verschiedene Funktionen und Anzeigen gleichzeitig.

    Globus und Sphaera Copernicana verschaffen den Schleswiger Herzögen sowohl im 17. als auch im 18. Jahrhundert großes Ansehen. Gemeinsam verkörpern sie eine mechanische Darstellung alles astronomischen Wissens ihrer Zeit und stehen für die wissenschaftlichen Ambitionen und die Weltoffenheit sowie das künstlerische Mäzenatentum Herzog Friedrichs. Nicht zuletzt der Wunsch Zar Peters des Großen, der sich den Riesenglobus 1713 nach der Niederlage der Gottorfer gegen die dänische Krone als »Geschenk« erbittet, belegt seine Bedeutung. Der wissenschaftlich interessierte Zar lässt den Globus in die kurz zuvor gegründete Stadt St. Petersburg bringen. In der dortigen Kunstkammer, schräg gegenüber der Eremitage, befindet sich das durch Feuer, Kriegswirren und die weite Reise stark beschädigte und immer wieder restaurierte Original noch heute.
    Die Sphaera Copernicana wird nach ihrer Vollendung in der Gottorfer Kunstkammer, später in der Gottorfer Bibliothek, aufgestellt, bis sie 1750 in die königliche Kunstkammer nach Kopenhagen kommt. 1824 ausrangiert, gelangt sie auf verschlungenen Wegen schließlich 1870 in den Besitz des
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