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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Katrin Burseg
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einzuschlagen.
    Farid griff in einen Lederbeutel und reichte die Münzen über den Tisch. »Ich bin hier aufgewachsen, aber dann war ich viele Jahre fort.«
    »Wo seid Ihr gewesen?« Der Junge gab ihm den Teller, seine Augen blitzten neugierig.
    Farid schüttelte den Kopf. »Ein Land im Norden, du wirst es nicht kennen. Und später dann – jetzt bin ich aus Amsterdam gekommen.«
    »Ah …«, der Händler mischte sich ein. »Dann seid Ihr also für die Kompanie in der Stadt?«
    »Nein«, Farid schüttelte den Kopf. »Ich bin zurückgekommen, ganz zurückgekommen. Ich weiß noch nicht, was ich tun werde.«
    »Zum Handel eignet Ihr Euch nicht …« Der Kaufmann schüttelte den Kopf, ein Lächeln wie ein weiter Bogen auf seinem Gesicht. Der Schnurrbart tanzte.
    Farid nickte, er erwiderte das Grinsen seines Gegenübers. Er wusste, dass man ihm den Silberteller auch für die Hälfte des Preises verkauft hätte. Dann nahm er sein Paket mit einer spöttischen Verbeugung entgegen.
    »Efendi …« Der Händler winkte ihn noch einmal heran und beugte sich zu ihm. Leise, so dass sein Sohn ihn nicht hören konnte, flüsterte er ihm etwas zu. »Wenn Ihr einsam seid, mein Herr, ich kenne da eine fabelhafte Adresse. Ich kann Euch begleiten, wenn Ihr mögt. Die Mädchen dort sind schöner als die Morgenröte.«
    »Nein, danke, vielen Dank.« Farid winkte ab. Immer noch lächelnd reihte er sich wieder in den Strom der Marktbesucher ein.
    Was wollte er tun? Als er vor einigen Wochen nach langer, beschwerlicher Reise in die Stadt zurückgekehrt war, hatte er noch keinen Gedanken an seine Zukunft verschwendet. Isfahan war das Ziel gewesen, er hatte sich eine Unterkunft suchen müssen, das pulsierende Leben des Orients genossen.
    Doch nun merkte er, dass ihm eine Aufgabe fehlte. Er war im Palast vorstellig geworden, doch dort erinnerten sich nur noch die Alten an seinen Vater. Inzwischen regierte Schah Abbas II . das Persische Reich, er war seinem Vater Safi I. auf den Thron gefolgt. Nach außen hin musste er sich gegen Angriffe der indischen Großmoguln zur Wehr setzen, doch die Grenzen seines Reiches waren mehr oder weniger stabil geblieben. Im Inneren hatte er Reformen eingeleitet, diese hatten seine Macht weiter gestärkt. Außerdem pflegte er den Handel mit England und Holland.
    Und so hatte Farid tatsächlich eine Zeit lang überlegt, Handel zu treiben und von seinen Kontakten nach Amsterdam und Schleswig zu profitieren. Doch er war zu keinem Entschluss gekommen und die Szene im Basar hatte ihm einmal mehr gezeigt, dass er nicht zum Kaufmann taugte.
    Mir fehlt die Arbeit mit den Händen, dachte er. Als er den Basar verließ und auf den kaiserlichen Platz hinaustrat, der sich zwischen dem Markt und dem Palast und den Moscheen erstreckte, blieb er stehen und genoss den prachtvollen Anblick.
    Die Weite des Platzes raubte ihm immer wieder den Atem, auf seinen Reisen hatte er nichts Vergleichbares gesehen. Doppelstöckige Arkaden, Baumreihen und Kanäle verbanden die Anlage mit den einzelnen Stadtteilen. Teile der königlichen Gärten ragten in das Grün des Platzes hinein. Taubentürme und die Kuppeln der Moscheen bildeten den Hintergrund.
    Plötzlich musste Farid an die Gottorfer Gärten denken. Hatte Herzog Friedrich seine Pläne vollenden können? Zuletzt waren widersprüchliche Nachrichten zu ihm nach Amsterdam gedrungen. Ein Wunderwerk, ein begehbarer Riesenglobus, sei in den Gärten entstanden, hieß es. Gleichzeitig hatte er jedoch vernommen, dass Meister Friedrichs das Gartenreich verlassen wollte. Außerdem waren die Kämpfe zwischen Dänen und Schweden wieder aufgeflammt, die Herzogtümer lagen erneut zwischen den Fronten.
    Sein Herz verkrampfte sich, er dachte an Sophie. Wieder. Ging es ihr gut?
    In Gedanken versunken ging er weiter auf das Viertel der Armenier zu. Als er nach Isfahan zurückgekommen war, hatte er sich dort niedergelassen. Die Mischung aus christlichen und islamischen Einflüssen gefiel ihm, der Stadtteil entsprach seinem Wesen, seinen Erfahrungen aus Orient und Okzident, die ihn geprägt hatten. Er hatte niemandem erzählt, dass er inzwischen getauft war, und als er Europa hinter sich gelassen hatte, war Allah wie selbstverständlich in sein Leben zurückgekehrt. Als wäre er nie an das christliche Ufer gelangt, war er wieder in den Glauben seiner Väter eingetaucht. Und Allah hatte ihn mit offenen Armen empfangen, hier fühlte er sich wohl an seiner Seite.
    Es ging auf die Mittagsstunde zu, die Sonne stand
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