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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Autoren: Margaret Weis
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näher heran«, sagte sie und tauchte das Tuch ins Wasser.
    »Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich die Geister der Helden herbeirufen, um für Shadamehr zu kämpfen«, bot Jessan an.
    »Seine Zeit ist noch nicht gekommen«, erwiderte Alise scharf. »Noch nicht.«
    Jessan warf ihr einen Blick zu. Als er das nächste Mal etwas sagte, war sein Tonfall sanfter. »Vielleicht kann die Großmutter ihn ja retten. Der Ritter war alt. Shadamehr ist jung. Ich werde nach der Großmutter suchen und sie herbringen.«
    Es gelang Alise, ihre starren, kalten Lippen zu einem Lächeln zu verziehen. »Ich glaube nicht, dass sie etwas tun könnte. Aber du hast Recht, Jessan. Du solltest gehen und deine Freunde suchen. Die Pecwae haben sich verlaufen und irren in der Stadt herum. Unsere Leute suchen nach ihnen, aber die Pecwae kennen dich und vertrauen dir, also werden sie eher zu dir kommen als zu anderen. Du solltest bei ihnen sein. Das ist deine Verantwortung. Ich werde mit Shadamehr hier bleiben.«
    »Ich werde die Großmutter herbringen«, sagte Jessan und stand auf.
    Alise sah, dass es keinen Sinn hatte, ihm zu widersprechen. Sie hatte keine Zeit mehr, und sie musste ihn loswerden.
    »Unsere Leute hatten Anweisung, sich im Gasthaus zur Molligen Mieze zu treffen. Es ist nicht weit von hier. Geh zurück zur Hauptstraße. Folge ihr, bis du zu einem Kerzenmacherladen kommst. Du erkennst ihn am Schild mit der Kerze, das davor hängt. Dort biegst du links ab. Die Mollige Mieze ist am Ende der Gasse. Es wird um diese Zeit das einzige Gebäude sein, in dem noch Licht brennt. Wenn Ulaf da ist, schick ihn zu mir. Sag ihm, er soll sich beeilen. Aber kein anderer. Erzähle niemandem außer Ulaf von Shadamehr.«
    Jessan nickte. Er wiederholte die Wegbeschreibung noch einmal und ging dann, ohne sich lange mit guten Wünschen oder Abschiedsworten aufzuhalten.
    Als die Tür hinter ihm zufiel, blinzelte Alise die Tränen weg. »Ich muss stark sein«, sagte sie zu sich selbst. »Ich bin alles, was er hat!«
    Sie stand auf, sah sich im Raum um und legte sich einen Plan zurecht. Sie griff nach der Laterne, ging zur Tür und verriegelte sie. Nun war sie einigermaßen sicher, dass man sie nicht stören würde, und kehrte zu Shadamehr zurück und kniete sich neben ihn. Alise war in der heilenden Erdmagie ausgebildet, aber sie kannte sich auch mit einer anderen Art von Magie aus, welche erheblich gefährlicher war. Alise gehörte zu den wenigen Magiern, welche die Kirche für fähig gehalten hatte, mit der mächtigen, zerstörerischen Magie der Leere zurechtzukommen. Die Inquisitoren hatten ihr die Magie der Leere beigebracht und geplant, sie in ihren Orden aufzunehmen, der zielgerichtet nach Magiern der Leere suchte, um sie der Gerechtigkeit zuzuführen. Alise hatte diese Vorstellung bald recht geschmacklos gefunden, denn Inquisitor zu sein bedeutete, Freunde, Verwandte, sogar die eigenen Brüder auszuspionieren.
    Ein ehemaliger Lehrer, ein Magier namens Rigiswald, hatte sie Baron Shadamehr vorgestellt. Der Baron war ein wohlhabender Adliger, zudem ein unabhängiger Denker und Abenteurer, und noch dazu die einzige bekannte Person, die je die Prüfung zum Paladin bestanden und sich dann geweigert hatte, sich der heiligen Verwandlung zu unterziehen. Damit hatte er sich den Zorn der Kirche, seines Königs und wahrscheinlich auch der Götter zugezogen.
    Shadamehr hatte Alise nie verraten wollen, wie alt er war, aber sie nahm an, dass er Mitte dreißig sein musste. Er hatte eine Adlernase, ein Kinn wie eine Axtklinge, Augen so blau wie der Himmel über Neu-Vinnengael und einen langen schwarzen Schnurrbart, auf den er unerträglich stolz war.
    Alise strich Shadamehrs Haar mit der Hand zurück und bemerkte ein paar Silberfäden in den dunklen Locken und graue Haare im Schnurrbart.
    Ich werde ihn damit necken, dachte sie und setzte sich neben ihn.
    Der leichtsinnige, wagemutige Shadamehr hatte seltsame Ansichten. Er war der Meinung, dass die verschiedenen Völker der Welt damit aufhören sollten, einander umzubringen, und stattdessen lernen müssten, miteinander zurechtzukommen. Er sagte häufig, die Leute sollten aufhören, den Göttern etwas vorzujammern und um ein besseres Leben zu beten, und lieber selbst an der Verbesserung arbeiten.
    Wie bezeichnend für ihn, den jungen König vor der Nase eines Vrykyl entführen zu wollen! Wie bezeichnend für ihn, dass er selbst den weisen und vernünftigen elfischen Paladin Damra von seinem Plan überzeugt hatte,
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