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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder in seine Gewalt bekam. Die Luft roch plötzlich verbrannt, und auf dem Pult vor ihnen begann eine rote Lampe zu flackern. Wieder raste der Moroni-Gleiter an ihnen vorbei und kehrte in einer engen Schleife zurück, doch diesmal versuchte der Pilot nicht, ein Ausweichmanöver zu fliegen, sondern riß den Stalscopter nahezu auf der Stelle herum – und raste direkt auf die riesige Flugscheibe zu! Das Manöver schien den Piloten des Moroni-Schiffes völlig zu verblüffen, denn obwohl er in diesem Augenblick die Chance dazu gehabt hätte, verzichtete er darauf, seine Laserkanonen abzuschießen und den Helikopter zu vernichten. Eine halbe Sekunde lang näherten sich die beiden ungleichen Fahrzeuge mit irrsinniger Geschwindigkeit, dann ließ Jean die Maschine nach links in die Tiefe kippen. Doch diesmal kam seine Reaktion zu spät. Rotes, grausames helles Licht erfüllte plötzlich die Kanzel. Die Temperatur stieg ins Unerträgliche. Irgend etwas explodierte, und im hinteren Teil der Maschine erklangen erschrockene, gellende Schreie. Das Heulen der Turbinen klang plötzlich stotternd, und auf der Instrumentenkonsole glühte und flackerte es, als wäre das gesamte Pult in Flammen aufgegangen. Während die Maschine abtrudelte, hielt Charity nach dem Angreifer Ausschau. Der Gleiter schwebte hundert Meter über ihnen, aber auch er schien beschädigt zu sein. Offensichtlich hatte Jean seine Bordwaffen im gleichen Moment abgefeuert wie der Pilot des Moroni-Schiffes. Aus einem gewaltigen Loch in der Unterseite der Silberscheibe quoll Rauch, und das Schiff flog nicht mehr gleichmäßig dahin, sondern schwankte von einer Seite auf die andere. »Festhalten!« schrie Jean. »Das wird eine Bruchlandung!«  Der Wald schien ihnen mit einem Satz entgegenzuspringen. Charity fand gerade noch Zeit, sich mit verzweifelter Kraft an den Armlehnen des Sitzes festzuklammern, ehe die Maschine durch die Baumwipfel brach. Ein ungeheurer Schlag erschütterte den Helikopter. Die Kanzel vor ihnen zersplitterte, und dann bohrte sich der Helikopter mit solcher Wucht in den Boden, daß Charity fast das Bewußtsein verlor, als sie in die Sicherheitsgurte geschleudert wurde. Sekundenlang kämpfte sie mit verzweifelter Kraft gegen eine Ohnmacht an. Vor ihren Augen bewegten sich schwarze Schleier, ihr Mund füllte sich mit dem bitteren Geschmack ihres eigenen Blutes. Benommen tastete sie nach dem Verschluß ihres Sicherheitsgurtes, entriegelte ihn und stürzte schwer gegen das Instrumentenpult. Roter Flammenschein erfüllte die Kanzel. Von irgendwoher drang beißender Rauch herein und machte das Atmen fast unmöglich. Charity brauchte drei Versuche, um überhaupt auf die Füße zu kommen. Der Pilot hing reglos in seinen Sicherheitsgurten neben ihr im Sitz. Charity beugte sich besorgt über ihn, rüttelte an seiner Schulter und rief seinen Namen, aber er reagierte nicht. Als sie die Hand nach seinem Helm ausstrecken wollte, um ihn abzuziehen, sah sie das Blut, das in breiten Strömen unter dem verspiegelten Visier hervorschoß. Sie erstarrte für eine Sekunde, streckte ihre Hand aus und tastete nach seinem Puls. Nichts. Er war tot. So schnell sie konnte, arbeitete Charity sich aus dem Cockpit heraus und in den hinteren Teil des Helikopters. Beinahe wäre sie von Harris von den Füßen gerissen worden, der den Fehler begangen hatte, seinen Sicherheitsgurt zu lösen, ohne sich irgendwo festzuklammern. Auch sein Gesicht war voller Blut, aber er fluchte so laut und ungehemmt, daß Charity begriff, daß er nicht ernsthaft verletzt sein konnte. Wie es schien, hatten auch die anderen Glück gehabt. Skudder kämpfte fluchend mit dem Verschluß seines Gurtes, der offensichtlich nicht mehr richtig funktionierte, während Lerou, Delgard und Tribeaux sich bereits befreit hatten und mit fast komisch wirkenden Bewegungen die Tür zu erreichen versuchten, die plötzlich anderthalb Meter über ihnen lag. »Raus hier!« schrie Charity überflüssigerweise. »Sie sind in ein paar Sekunden hier!« Während die drei Kadetten hastig weiter auf die Tür zukrochen, bemühten sich Charity und Harris mit vereinten Kräften darum, Skudders Sicherheitsgurt zu lösen. Das Schloß hatte sich verklemmt. Schließlich zog Harris kurzerhand sein Messer und schnitt den Gurt dicht über Skudders rechter Schulter durch. Sie schafften es, buchstäblich im allerletzten Moment zu entkommen. Blutrotes Feuer fiel vom Himmel und verwandelte den Helikopter in einen glühenden
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