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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Anwesenheit. Sie fühlte sie. Da war Skudder, groß und stark und voller Ruhe und Selbstvertrauen, aber zugleich auch von einer Verwundbarkeit und Sanftmut, die sie nie auch nur an ihm vermutet hatte. Sie spürte ihn, sie war er, kannte alle seine Gedanken und Gefühle und Erinnerungen; so wie er im gleichen Moment sie war, als wären sie im selben Augenblick für immer miteinander verschmolzen, in dem sich ihre Seelen berührten. Es war wunderschön. Seine intimsten Geheimnisse kennenzulernen, hatte nichts Voyeuristisches. Es gab keine Peinlichkeiten, keine Geheimnisse, denn es war kein Belauschen, sondern ein Teilen, denn in diesen Momenten waren sie eins. Zum allerersten Mal begriff sie, was Skudder wirklich für sie empfand und daß sie diese Gefühle vom ersten Moment an erwidert, es sich aber nie selbst erlaubt hatte, es sich einzugestehen. Aber da war nicht nur Skudder. So deutlich wie ihn fühlte sie die Nähe der anderen – Stone, von dem sie plötzlich wußte, daß er kein Verräter war, allenfalls ein schwacher, bedauernswerter Mensch, der Fehler gemacht hatte, weil er in eine Situation hineingeworfen worden war, mit der er nicht fertig wurde. Auch French und Stark waren um sie und die anderen, die vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben ohne Angst waren … Außer diesen vertrauten, bekannten Wesen fühlte sie die Nähe anderer Geschöpfe, und es dauerte eine Weile, bis sie begriff, daß es nicht irgendwelche Bewohner dieses fremden Kosmos waren, sondern Kias und Gurk. Und im gleichen  Moment, in dem sie sich diesen beiden zuwandte, wurde sie auch zu einem Teil von ihnen, und plötzlich wußte sie, wer Kias/Jared und Gurk wirklich waren. Und da lernte sie das Grauen kennen.
     
    *
     
    Obwohl Hartmann nicht geglaubt hatte, daß es überhaupt möglich war, hatte der Kampf in den letzten Minuten noch an Heftigkeit zugenommen. Trotzdem bestand an seinem Ausgang nicht mehr der mindeste Zweifel. Die Moroni brachten immer mehr und mehr Krieger durch ihre Transmitter heran, aber der Augenblick, den Hartmann vorausgesehen hatte, war längst eingetreten – die Verteidiger der Schwarzen Festung wurden schneller umgedreht und zu ihren eigenen Feinden gemacht, als daß sie nachrücken konnten. Die Front der veränderten Moroni rückte weiter auf die Reihen der Transmitterstation vor, und Hartmann verstand längst nicht mehr, warum die Verteidiger immer noch frische Kräfte in die Schlacht warfen. »Um Zeit zu gewinnen«, sagte Kyle, der Hartmanns Frage offenbar erraten hatte. Kyle deutete auf die Transmitterstationen. »Er ist noch hier. Ich spüre es. Er braucht Zeit, um seine Flucht vorzubereiten.« Hartmanns Antwort ging im Krachen einer neuerlichen Explosion unter, und für eine Sekunde erstrahlte die gewaltige Halle im Widerschein des blauweißen Feuerballs, in dem das letzte noch aktive Lasergeschütz verglühte. Instinktiv duckte er sich, aber die erwartete Hitzewelle blieb aus. Obwohl die Verteidiger sie mit einem wütenden Feuer aus ihren Lasergewehren und -pistolen überschütteten, verzichteten Kyles Krieger darauf, ihre Waffen einzusetzen, sondern stürmten einfach weiter und versuchten, ihre Feinde mit bloßen Händen zu packen und niederzuringen. Vor ihnen tobte ein wildes Handgemenge, und viele endeten damit, daß Freund und Feind von den nachrückenden Truppen einfach niedergetrampelt wurden. Von dem geheimnisvollen Herrscher der Schwarzen Festung war keine Spur zu sehen. Langsam rückten sie weiter vor. Obwohl alles in ihm sich gegen den bloßen Gedanken wehrte, hatte auch Hartmann seine Waffe abgeschaltet und benutzte sie nur dann und wann, um sich mit Kolbenstößen eines Angriffes zu erwehren – was allerdings selten genug geschah. Obgleich sie sich praktisch in vorderster Front befanden, schützten Kyle und das gute Dutzend Ameisenkrieger, das den Megamann begleitete, sie doch vor allen Angriffen. »Da ist er!« schrie Kyle plötzlich. Sein ausgestreckter Arm deutete auf die aufgereihten Transmitter, die in so rascher Folge Moronikrieger ausstießen, daß sie allein dabei schon ein fast unentwirrbares Gedränge bildeten. Hartmann strengte seine Augen an, um zu erkennen, was Kyle entdeckt haben wollte. Aber er sah nur ein schwarzes, glitzerndes Durcheinander von gepanzerten Körpern, dürren Gliedmaßen und glotzenden Facettenaugen. Allerdings war er auch nicht sicher, ob er den Herrn der Schwarzen Festung überhaupt hätte erkennen können, selbst wenn er nicht von Hunderten
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