Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sich eine schier endlose Reihe kleinerer Geräte – drei Meter durchmessende, schimmernde Ringe aus Metall, aus denen Tausende und Abertausende von Ameisen hervorquollen. Hartmann hob sein Gewehr und visierte einen dieser Ringe an, aber Kyle drückte die Waffe herunter und schüttelte hastig den Kopf. Er sagte nichts, aber er deutete auf eine der großen Laserkanonen in ihrer Nähe, die in ununterbrochener Folge grelle Lichtblitze ausspie, und Hartmann begriff. Er verstand aber nicht, weshalb sie überhaupt hier heraufgestiegen waren. »Dort!« Kyle deutete auf einen Punkt vielleicht vierzig oder fünfzig Meter von ihnen entfernt. »Da sind sie. Mindestens einer von ihnen.« Hartmann konnte außer einer schier unendlichen Zahl schwarz glitzernder, sechsgliedriger Körper nichts erkennen, aber Kyle war bereits wieder auf den Füßen und rannte geduckt zum jenseitigen Rand des Maschinenblocks, wo eine schmale, geländerlose Treppe steil in die Tiefe führte. Heftig gestikulierend bedeutete er Hartmann und Net, hinunterzusteigen, hob dann plötzlich sein Gewehr und gab kurz hintereinander drei Schüsse auf die Laserkanone ab, die er Hartmann zuvor gezeigt hatte. Das Geschütz explodierte in einem grellen Feuerball. Beinahe sofort erwiderte eine zweite Laserkanone das Feuer, aber Kyle war bereits ein halbes Dutzend Stufen die Treppe herab und in Sicherheit. Der gewaltige Maschinenblock erbebte unter den Einschlägen der grellen Lichtblitze, und Hartmann fühlte eine Welle erstickender Hitze über sich hinwegstreifen, aber ihr riesiger Schutzschild hielt. Unversehrt erreichten sie das Ende der Treppe. Auch hier tobte der Kampf mit unverminderter Heftigkeit. Kyle schlug zwei, drei Moroni nieder, die sich nach einem kurzen Moment der Benommenheit wieder aufrichteten und nun auf seiner Seite kämpften, und auch Hartmann und Net mußten sich im allerersten Moment erbittert ihrer Haut wehren, bis die bizarre Veränderung von allen Ameisen in ihrer unmittelbaren Umgebung Besitz ergriffen hatte. »Dort entlang!« sagte Kyle schweratmend. Er deutete nach links. »Schnell!« Er rannte weiter, so schnell, daß sie Mühe hatten, ihm noch zu folgen. Für einen Moment geriet der Kampf um sie herum ins Stocken, aber sie kamen dennoch plötzlich kaum noch von der Stelle. Nach einigen Augenblicken sah Hartmann auch, warum. Vor ihnen hatte sich ein Kreis aus Dutzenden, vielleicht Hunderten von Moroni gebildet, die wortlos und augenscheinlich starr vor Schrecken oder Entsetzen auf etwas herabblickten, das Hartmann nicht erkennen konnte. Kyle mußte die Insektenkrieger beinahe gewaltsam zur Seite stoßen, um eine Gasse für sich und seine zwei Begleiter zu bahnen. Die Moroni bildeten einen fünfzehn oder auch zwanzig Meter durchmessenden Kreis um ein großes, dunkles Etwas, das in einer riesigen Blutlache auf dem Boden lag. Hartmann sah, daß hier ein erbitterter Kampf getobt haben mußte. Dutzende von toten Moroni bedeckten den Boden, einige davon regelrecht in Stücke gerissen. Erst als Kyle mit einem Satz über eine dieser sonderbaren Gestalten hinwegsprang, erkannte Hartmann, was da am Boden lag. Eine Ratte. Eine der mutierten Riesenratten, von denen sie an die hundert mitgenommen hatten. Hartmann blieb erschrocken stehen und sah sich noch einmal um, und plötzlich sah er Dutzende der riesigen Nager, die allermeisten verendet oder so schwer verletzt, daß sie ihre Wunden nicht überleben würden. Einige von ihnen hatten sich noch im Tode in die Körper der Ameisen verbissen, die sie umgebracht hatten, aber die allermeisten schienen sich auf den formlosen Schatten gestürzt zu haben, über den sich Kyle jetzt beugte. Hartmann ging zögernd weiter und blieb wieder stehen. Er konnte noch immer nicht erkennen, was es war, das die Ratten da umgebracht hatten. Obwohl er jetzt nur noch weniger als fünf Meter davon entfernt war, sah er nur Schatten und Umrisse, die keine waren, als glitte sein Blick ab wie eine Hand auf spiegelglattem Untergrund. Er fühlte sich auf eine höchst unheimliche Weise unwohl. Ein rascher Blick zur Seite zeigte ihm, daß es Net ebenso erging. Auch sie starrte das Ding an, neben dem Kyle stand, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht schwankte zwischen Ekel und einer tiefen Angst. Was um alles in der Welt war das? Hartmann überwand endlich seinen Widerwillen und war mit drei, vier schnellen Schritten bei Kyle. Schaudernd blickte er auf das herab, was vor dem Megamann auf dem Boden lag. Es war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher