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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition)
Autoren: Paolo Pacigalupi
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Klicks, oder?«
    »Ja, aber ...«
    Sie lächelt. »Du brauchst kein Interview. Du brauchst Schlagzeilen.« Sie mustert mich von Kopf bis Fuß. »Und bessere Kleider.« Sie nickt ihrem Sicherheitsmann zu. »Terrell, kümmer dich darum.«
     
    Ein Blitzlichtgewitter begrüßt uns, als wir das Hochhaus verlassen. Überall Papcams. Die Motoren der Jagdräder heulen auf, und Terrell und drei andere seiner Leute führen uns durch die Presseleute zur Limousine; dabei fegen sie mit roher Gewalt die Kameras beiseite, so ganz anders als das dezente Mitleid, mit dem er einen Anzug von Gucci für mich ausgesucht hat.
    Kulaap sieht angesichts der Menge und der schreienden Reporter angemessen überrascht aus, allerdings lange nicht so sehr, wie ich es bin; schließlich sitzen wir in der Limo und verlassen mit Höchstgeschwindigkeit den Kreisverkehr um das Hochhaus, die Papcams dicht hinter uns.
    Kulaap beugt sich über das Tablet des Wagens und tippt Passwörter ein. Sie sieht sehr hübsch aus, ein schwarzes Kleid fällt ihr sanft über die Beine, dünne Träger betonen ihre nackten Schultern. Ich fühle mich wie in einem Film. Sie tippt weiter. Auf dem Bildschirm werden die Rücklichter unseres Wagens sichtbar, die Aufnahme der uns verfolgenden Papcams.
    »Du weißt, dass ich seit drei Jahren mit keinem Mann mehr ausgegangen bin?«, fragt sie mich.
    »Ja. Das steht in der Biographie auf Ihrer Webseite.«
    Sie grinst. »Und jetzt scheint es so, als ob ich einen meiner Landsleute gefunden habe.«
    »Aber wir gehen nicht miteinander aus«, protestiere ich.
    »Natürlich tun wir das.« Sie lächelt wieder. »Ich habe eine Verabredung, die eigentlich ein Geheimnis war, mit einem süßen und mysteriösen laotischen Jungen. Und sieh mal, wie uns all diese Papcams verfolgen und sich fragen, wohin wir wohl gehen und was wir machen.« Sie tippt wieder etwas ein, und jetzt können wir Live-Aufnahmen der Paparazzi sehen, aus der Perspektive ihrer Limo. Sie grinst wieder. »Meine Fans lieben es, das Leben aus meiner Sicht zu sehen.«
    Ich kann mir schon beinahe den Mahlstrom vorstellen, wie er inzwischen aussehen wird: immer noch von Martys Geschichte dominiert, aber ein Dutzend anderer Seiten leuchten bereits auf, und in ihrem Mittelpunkt steht Kulaaps eigene Sicht des ganzen Aufruhrs und lockt ihre Fans an, die direkt von ihr erfahren wollen, was da vorgeht. Sie zieht einen Spiegel hervor, wirft einen prüfenden Blick hinein und lächelt dann in die Kamera ihres Smartphones.
    »Hallo Leute. Anscheinend ist mein Geheimnis aufgeflogen. Ich dachte, ihr solltet erfahren, dass ich einen wundervollen Abend mit einem wundervollen Mann verbringe. Ich werde euch wissen lassen, wie es so läuft. Versprochen.« Sie richtet die Kamera auf mich. Ich starre sie an wie ein Idiot. Sie lacht. »Sag Hallo und auf Wiedersehen, Ong.«
    »Hallo und auf Wiedersehen.«
    Sie lacht erneut, winkt in die Kamera. »Ich liebe euch alle. Ich wünsche euch eine tolle Nacht, so wie ich sie haben werde.« Dann beendet sie die Aufnahme und tippt einen Code ein, der das Video auf ihre Webseite stellt.
    Eigentlich hat das alles nichts zu bedeuten. Es ist keine echte Meldung in den Nachrichten, keine Sensation – und doch, als sie ein anderes Fenster auf ihrem Tablet öffnet und ihre eigene Miniversion des Mahlstrom aufruft, da kann ich sehen, wie ihre Seite unter dem Besucherstrom aufleuchtet. Ihre Version des Mahlstroms ist nicht so leistungsfähig wie die, die wir bei Milestone haben, aber dennoch, sie gibt einen eindrucksvollen Einblick in den Datenverkehr, der für Kulaaps Tags relevant ist.
    »Wie lautet die Autorenzeile deiner Feeds?«, fragt sie. »Mal schauen, ob wir nicht etwas für deine Besucherzahlen tun können.«
    »Meinen Sie das ernst?«
    »Marty Mackley hat viel mehr als das für mich getan. Ich habe ihm gesagt, dass ich helfen würde.« Sie lacht. »Außerdem wollen wir doch nicht, dass du zurück ins schwarze Loch geschickt wirst, oder?«
    »Sie wissen vom schwarzen Loch?« Ich kann kaum glauben, was ich da höre.
    Ihr Lächeln wird beinahe traurig. »Glaubst du, nur weil ich meine Füße auf den Tisch lege, ist es mir egal, was mit meinen Onkeln und Tanten passiert, die zu Hause geblieben sind? Dass ich mir keine Sorgen mache wegen dem, was da passiert?«
    »Ich ...«
    Sie schüttelt den Kopf. »Du hast es wirklich gerade erst vom Boot geschafft.«
    »Besuchst du manchmal das Jumbo Café ...« Ich spreche nicht weiter. Es erscheint doch zu
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