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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition)
Autoren: Paolo Pacigalupi
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unwahrscheinlich.
    Sie beugt sich nahe zu mir herüber. »Mein Deckname ist Laofriend . Und deiner?«
    » Littlexang. Ich dacht Laofriend wäre ein Junge ...«
    Sie lacht nur.
    Ich beuge mich vor. »Stimmt es, dass die Familie es raus geschafft hat?«
    Sie nickt. »Ganz sicher. Ein General in der thailändischen Armee ist ein Fan von mir. Er erzählt mir alles. Sie haben einen Horchposten. Und manchmal schicken sie Kundschafter rüber.«
    Es ist beinahe, als wäre ich zu Hause.
     
    Wir gehen in ein winziges laotisches Restaurant, wo alle sie sofort erkennen und sich schier überschlagen, und wo der Besitzer die Paparazzi einfach aussperrt, als sie zu aufdringlich werden. Wir verbringen den Abend damit, Erinnerungen an Vientiane auszugraben. Wie sich herausstellt, hatten wir beide den gleichen Lieblings-Reisnudelstand auf der Kaem Khong. Und sie hat früher am Ufer des Mekong gesessen und sich gewünscht, ein Fischer zu sein. Am Wochenende sind wir bei den gleichen Wasserfällen außerhalb der Stadt gewesen. Und es gelingt uns beiden nicht, im Ausland gutes Dum Mak Hoong aufzutreiben. Sie ist sehr lebhaft, eine angenehme Gesellschaft. Seltsam in ihrer amerikanischen Art, aber dennoch hat sie ein gutes Herz. Von Zeit zu Zeit fotografieren wir uns gegenseitig und stellen die Bilder auf ihre Seite, geben den Voyeuren neues Futter. Und dann sind wir wieder in der Limo, um uns die Paparazzi. Es ist merkwürdig, sich berühmt zu fühlen. Überall blitzen Kameras auf, Fragen werden gerufen. Ich empfinde Stolz, neben dieser schönen, intelligenten Frau zu sitzen, die so viel mehr über die Situation in unserem Heimatland weiß als wir anderen.
    Im Wagen lässt sie mich eine Flasche Champagner öffnen und zwei Gläser einschenken, während sie den Mahlstrom öffnet und sich die Ergebnisse unseres gemeinsamen Abends betrachtet. Sie hat die Einstellungen so verändert, dass auch das Ranking meiner Feeds zu sehen ist.
    »Du hast zwanzigtausend Leser mehr als gestern«, sagt sie.
    Ich strahle. Sie liest weiter. »Jemand hat bereits dein Gesicht eingescannt.« Sie prostet mir zu. »Du bist berühmt!«
    Wir stoßen an. Ich bin trunken von Wein und Glück. Ich werde genug Klicks für Janice haben. Es ist, als ob Bodhisattwa vom Himmel herabgestiegen ist und meinen Job gerettet hat. Ich danke Marty im Stillen dafür, dass er dies eingefädelt hat, für seine Großzügigkeit. Kulaap beugt sich näher zu ihrem Bildschirm und betrachtet die aufleuchtenden Meldungen. Sie öffnet ein anderes Fenster und beginnt zu lesen. Runzelt die Stirn.
    »Was schreibst du denn da für einen Scheiß?«
    Ich zucke überrascht zurück. »Geschichten über die Regierung, in der Regel. Manchmal auch über die Umwelt.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Im Moment arbeite ich an einer Geschichte über die Klimaerwärmung und Henry David Thoreau.«
    »Haben wir das nicht hinter uns?«
    Ich bin verwirrt. »Was meinst du damit?«
    Die Limo schüttelt uns kurz durch, als sie abbiegt und den Hollywood Boulevard entlangfährt; die Jagdräder heulen auf und verfolgen uns wie ein Schwarm Fische, schnappen nach Bildern, die sie von uns im Inneren des Wagens schießen. Durch die Verdunkelung sehen sie aus wie kleine Glühwürmchen, leuchtende Pünktchen, sogar noch kleiner als meine Geschichten im Mahlstrom.
    »Ich meine, ist das nicht ein alter Hut?« Sie nippt an ihrem Champagner. »Sogar Amerika reduziert jetzt seine Emissionen. Jeder weiß, dass es ein Problem ist.« Sie tippt auf das Seitenpolster ihres Sitzes. »Die CO 2 -Steuer meiner Limo hat sich verdreifacht, trotz des Hybridmotors. Jeder sieht ein, dass wir ein Problem haben. Wir werden es in Ordnung bringen. Was soll man da noch drüber schreiben?«
    Sie ist Amerikanerin. Mit allem, was gut an ihnen ist: ihr Optimismus, ihre Bereitwilligkeit, die Dinge anzupacken und die eigene Zukunft in die Hand nehmen. Und mit allem, was schlecht an ihnen ist: ihre seltsame Ignoranz, ihre Unwilligkeit einzusehen, dass sie sich nicht wie Kinder aufführen dürfen.
    »Nein. Es ist nicht in Ordnung«, sage ich. »Es wird schlimmer, jeden Tag wird es schlimmer. Und was wir tun, bewirkt anscheinend zu wenig. Vielleicht ist es nicht genug oder kommt zu spät. Die Dinge werden schlimmer.«
    Sie zuckt mit den Achseln. »Ich habe etwas anderes gelesen.«
    Ich versuche, meine Verbitterung nicht zu zeigen. »Natürlich hast du etwas anderes gelesen.« Ich deute auf den Bildschirm. »Schau dir die Klicks von meinem Feed an. Die Menschen
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