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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller
Autoren: Mark Allen Smith
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Geiger »der absolute Hammer«, wie Carmine Delanotte es ausgedrückt hatte.
    Geigers Klienten waren Privatpersonen oder kamen aus der Wirtschaft, dem organisierten Verbrechen oder Regierungsbehörden. Vor vier Jahren hatte er sogar einmal für einenGeheimdienst in einer Black Site gearbeitet, einem Gefängnis außerhalb der USA, das offiziell gar nicht existierte. Die Leute dort hielten ihre Vernehmungstechniken für die besten, die es gab, doch Geiger hatte rasch erkannt, wie weit sie mit ihren Methoden dem neuesten Stand der Dinge hinterherhinkten: Sie zupften den Fliegen die Flügel aus und schwadronierten dabei über die Rettung der Welt.
    Beim IR gab es für Erfahrung keinen Ersatz. Patriotismus, Religiosität, ein stählerner Glaube an Richtig und Falsch – dies alles musste man zur Seite schieben. Am Ende standen nur Lüge oder Wahrheit, und der Grat, der beides trennte, konnte so schmal sein, dass Rechtschaffenheit und Überzeugungen ein gefährlicher Ballast sein konnten, der zum Absturz führte, wenn man über diesen Grat wandelte. An der Black Site hatten die Agenten in den dunklen Ecken gestanden und seine Arbeit beobachtet; auf Geiger hatten sie wie primitive Höhlenmenschen gewirkt, die ihm dabei zuschauten, wie er mit einem Sturmfeuerzeug eine Flamme entfachte.
    Er war ein Student der Kunst des Folterns und ein Erforscher ihrer Geschichte. Wie die schwarzen Ordner die Summe seiner Arbeit enthielten, so war er selbst ein lebendiges Lehrbuch des Faches – seiner Ursprünge, seiner Prinzipien, seiner Methodologie und seiner Entwicklung. Der Mensch hatte die Folter immer schon angewendet, aus den verschiedensten Gründen. Im christlichen Abendland wurde die Folter ohne Reue seit 1252 eingesetzt, dem Jahr, in dem Papst Innozenz IV. ihre Anwendung gegen Ketzer erlaubte. Seit dieser offiziellen Sanktionierung hatte man unermesslich viel Zeit und Mühe darauf verwendet, immer neue Methoden zu ersinnen und zu perfektionieren, mit denen man Schmerz zu dem Zweck verursachte, Informationen oder Wahrheiten zu erlangen, die eine Person oder eine Gruppe von Personen als unverzichtbar betrachtete. Die Praxis zeigte keine kulturellen, geografischen oder ethnischen Tendenzen. Die Geschichte beweist, dass man schon früh wenig mehrbenötigt hatte als einfache Werkzeuge – Hammer, Säge, Feile – und einfache Materialien – Holz, Eisen, Seile, Feuer. Sobald Grundkenntnisse der Physik und der Baukunst hinzukamen, war man im Geschäft.
    Geiger hatte seine Ausbildung damit begonnen, die Instinkte und grundsätzlichen Entscheidungen der Pioniere in der Kunst des Folterns zu studieren. Einige Methoden und Techniken waren besonders effizient, darunter:
    Spitze Gegenstände. Die Judaswiege erwies sich während der Inquisition als so erfolgreich, dass in ganz Europa eigene Versionen entstanden, ob man sie nun »Culla di Guida« oder »La Veille« nannte. Sie bestand aus einem pyramidenförmigen Sitz, auf den der Jones, von Seilen gehalten, abgesenkt wurde.
    Einschließung und Druck. Die Eiserne Jungfrau war ein aufrecht stehender Stahlsarkophag, ausgestattet mit Stacheln und Öffnungen, die nach innen wiesen und durch die während der Vernehmung diverse spitze oder gezackte Gegenstände eingeführt werden konnten. Der Spanische Stiefel und die Malaiische Fußpresse wiederum bewirkten durch Verengung das Zerbrechen der Fußknochen; die Daumenschraube beschränkte sich auf einzelne Finger. Aber ein Vernehmungsbeamter, der sie in der Tasche mit sich trug, konnte jeden Ort zur Folterkammer machen.
    Fesseln und Strecken. Die Streckbank bedeutete einen technischen Fortschritt; mithilfe von Rollen, Zahnrädern und Griffen gestattete sie, körperlichen Schmerz sehr rasch und sehr genau abgestuft zu erhöhen oder zu verringern.
    Das Waterboarding gilt ebenfalls als Kind der Spanischen Inquisition, der das Wissen um die Technik des simulierten Ertränkens zu verdanken ist, wobei man dem Jones ein Tuch über Mund und Nase legt, das ständig mit Wasser begossen wird; indem der Kopf tiefer fixiert wird als der Rest des Körpers, wird zwar das Eindringen von Wasser in die Lunge verhindert, aber es wird ein Erstickungsreflex ausgelöst und die Todesangst drastisch erhöht.
    Intensive Wärme war schon immer ein gängiges Mittel des Folterers gewesen – man denke nur an Redewendungen wie »jemanden zum Schwitzen bringen«. Gleiches galt für das Aufreißen und Abziehen der Haut. Nützlich war auch ein umfangreicher Satz an
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