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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball
Autoren: Stella Gibbons
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anwesend, was für uns sehr praktisch ist.
    Da sind zum Beispiel Mr und Mrs Wither, ein wenig älter und verhutzelter als noch vor ein paar Monaten. Der Brand hat sie ziemlich aus der Bahn geworfen, und noch immer können sie sich nicht recht an das kleine möblierte Haus gewöhnen, das sie in Chesterbourne gemietet haben, bis sich, an alter Stelle, ein neues, kleineres, moderneres The Eagles wie Phönix aus der Asche erhoben hat. Nur dank Fawcuss, Annie und der Köchin, die ihnen in die Croftmere Gardens Nr. 13 gefolgt sind und sich alle Mühe geben, dort die rechte Wither-Atmosphäre erstehen zu lassen, haben Mr und Mrs Wither das Gefühl, ihr altes Leben nicht vollkommen in jener einen schrecklichen Brandnacht verloren zu haben. Doch schon erstrahlen die neuen (wenn auch weniger soliden) Möbel in frischem Politurglanz, und Annie hat sogar ein geeignetes Verlies unter der Spüle für ihr Vim gefunden. Mrs Wither hat, rechtzeitig zum Herbst, ein paar Zweige getrocknet, und die drei Hausmädchen basteln eifrig an ihren Beiträgen für den Wohltätigkeitsbasar. Natürlich ist es lästig, jetzt immer den Bus nehmen zu müssen, wenn sie in die Kirche wollen, aber M’dam begnügt sich an den Sonntagen sowieso mit kalter Küche, und an die Busfahrt gewöhnt man sich. Alle drei haben die Erlaubnis bekommen, an der Hochzeit teilzunehmen. Das Haus Croftmere Gardens Nr. 13 ist zugeschlossen, und es wird High Tea geben, anstatt eines warmen Abendessens.
    Fawcuss, Annie und die Köchin gönnen Mrs Theodore das Glück, das sie gefunden hat. Sie ist eine nette junge Dame, und sie wünschen ihr alles Gute. Seit ihrer Verlobung mit dem respektablen, reichen jungen Herrn Spring ist sie für sie natürlich eine junge Lady. Dass sie noch vor einem Jahr Schwierigkeiten hatten, sie überhaupt als Mrs Theodore anzuerkennen, haben sie vergessen. Tja, Geld ist eben doch nicht nebensächlich.
    Mrs Wither schaut sich in der voll besetzten Kirche um. Sie kann sich des leisen Gefühls nicht erwehren, von ihrer Schwiegertochter hintergangen worden zu sein. Dabei war sie doch monatelang so still und anständig und anscheinend zufrieden mit ihrem Los gewesen, und dann plötzlich diese Verlobung mit Victor Spring, eine atemberaubende neue Aussteuer und die ganze Aufregung und der Wirbel einer großen Hochzeit, zu der die halbe Grafschaft herbeiströmt! Überall weiße Rosen und Veilchen, und aus London ist sogar eine elegante, übermüdete Reporterin hergekommen und notiert sich die Namen aller Gäste. Pressefotografen, Flitterwochen in Paris und eine schicke neue Wohnung in London … Mrs Wither kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass dadurch auf dem Andenken ihres armen Teddy herumgetrampelt wird. Man muss sich Viola nur anschauen: Wie jung, wie glücklich sie aussieht – als ob sie zuvor noch nie verheiratet gewesen wäre! Mrs Wither hält Viola für ganz schön hinterhältig und gerissen. Wie sonst hätte sich diese Affäre mit dem jungen Spring sozusagen vor der Nase ihrer Schwiegermutter entwickeln können, ohne dass die das Geringste ahnte?
    Madge sitzt kerzengerade zwischen ihren Eltern. Sie trägt ein Kostüm, in dem sie doppelt so breit aussieht, wie sie ist. Mit den Gedanken ist sie bei Polo, den sie draußen vor der Kirche an einen Grabstein angeleint hat. Mrs Fisher aus dem Green Lion hat sich erboten, auf ihn aufzupassen. Nicht, dass Polo Mrs Fisher gebraucht hätte, er ist mittlerweile derart gut abgerichtet, dass nicht einmal Colonel Phillips etwas an ihm auszusetzen hat. Und Madge hält, wie wir wissen, große Stücke auf Colonel Phillips. Aber Mrs Fisher hat sich erboten, »aufzupassen, damit er nicht entführt wird«, und Madge hat nichts dagegen, denn es schmeichelt ihr, wenn Polo bewundert wird. Madge und Colonel Phillips reden in letzter Zeit immer häufiger davon, dass Madge als Teilhaberin bei ihm einsteigt. Der Colonel ist überzeugt, dass Madges Enthusiasmus, ihr gesunder Menschenverstand und ihre Bereitschaft zu harter Arbeit bei seinen Hundezwingern sehr nützlich zum Einsatz kommen könnten. Und Madge selbst kann sich keine bessere Tätigkeit vorstellen. Eine anständige, vernünftige Person, diese Madge Wither, denkt Colonel Phillips. Die hat keine Flausen im Kopf. Und Madge denkt, dann werde ich den Jungen wahrscheinlich ziemlich häufig sehen. Hughs Sohn. Wie komisch sich das anhört. Ich schätze, sie werden auch einen Soldaten aus ihm machen. Ist sowieso das Beste, was einem jungen Mann passieren kann. Wenn
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