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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger
Autoren: Monika Feth
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meinen Ärger oft schon vor mir zu spüren und ließ ihn an seinem umwerfenden Lächeln abprallen.
    Luke war mir so nah.
    Und so fremd.
    Ich hatte mich gegen alle Vernunft und viel zu überstürzt auf ihn eingelassen. Es war noch nicht lange her, dass ich meiner großen Liebe begegnet war. Und dann hätte diese Liebe mich beinah getötet. Damit wurde man nicht so schnell fertig.
    Hin und wieder spürte ich ein Erschrecken in mir, das mir den kalten Schweiß auf die Stirn trieb und meinen Herzschlag beschleunigte. Es konnte von allem Möglichen ausgelöst werden, dem Profil eines Mannes, dem Duft von Erdbeeren, einer Schlagzeile in der Zeitung. Ich war nie dagegen gefeit, brach schutzlos unter meinen Erinnerungen zusammen und kam nur mit Mühe wieder auf die Füße.
    Meine Freundin Merle hatte mir geholfen, Schritt für Schritt wieder in unserem Leben Fuß zu fassen. Sie war immer an meiner Seite gewesen. Wir hatten jede Herausforderung gemeinsam gemeistert. Ich legte großen Wert auf ihre Meinung, und ihre Skepsis Luke gegenüber, die sie noch immer nicht wirklich abgelegt hatte, bedrückte mich.
    Was, wenn ihr Gefühl sie nicht trog?
    Wie auf ihr Stichwort kam sie nun aus dem Haus, in jeder Hand ein Glas Orangensaft.
    »Magst du?«
    Der Saft war eiskalt. Schwitzwasser rann an den Gläsern hinab. Selbst hier, im wohltuenden Schatten der Akazie mit ihrem weiten dunkelgrünen Blätterschirm, machte sich allmählich die Hitze breit.
    »Gerne.«
    Ich streckte die Hand aus und spürte die Kälte wie einen Schock.
    »Luke?«, fragte Merle.
    Ich hob die Schultern. Wir hatten schon so oft über Luke gesprochen, über sein Verhalten gerätselt und nach Erklärungen gesucht – nie kamen wir zu einem Ergebnis, mit dem wir etwas anfangen konnten. Luke entzog sich mir wie ein Geist. Kaum hatte ich das Gefühl, ein bisschen mehr von ihm gesehen zu haben, da löste er sich auch schon wieder in Luft auf.
    Wir tranken in friedlicher Eintracht unseren Saft und genossen den kurzen Aufschub. In einer Stunde würden unsere Gäste eintrudeln und bis dahin war noch einiges vorzubereiten.
    Merle und Mike hatten gekocht. Ilka hatte Lampions in Garten und Innenhof aufgehängt. Sie hatte die Tische drinnen und draußen mit Blumen und Windlichtern geschmückt und die Sessel und Stühle mit bunten Tüchern drapiert. Mina, die für dieses Wochenende von der Klinik beurlaubt worden war, wollte sich um die Musik kümmern. Sie hatte Mikes Anlage an einer überdachten Stelle des Hofs aufgebaut, sich bei unseren CD s bedient und ihr ganz persönliches Programm zusammengestellt. Von Rock und Pop über Jazz, Techno und Rap bis zu Klassik und Musical war so ziemlich alles vertreten.
    »Jeder von uns hat andere Vorlieben«, hatte sie dazu erklärt und ganz selbstverständlich im Plural gesprochen, denn sie bestand ja aus vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, von denen jede einzelne zu ihrem Recht kommen wollte.
    Mir war die Rolle des Mädchens für alles zugefallen. Ich hatte Mike und Merle bei den Vorbereitungen zum Kochen geholfen, in der Küche das Büfett aufgebaut und war überall da eingesprungen, wo man mich gebraucht hatte.
    Es klingelte und wir hörten Claudios Stimme. Er hatte versprochen, italienische Vorspeisen und frisch gebackene Brötchen beizusteuern. Sein Pizzaservice hatte in Bröhl eingeschlagen wie eine Bombe und bot inzwischen fast alles an, was man auch in einem italienischen Restaurant bestellen konnte.
    »Scheißkerl«, murmelte Merle und starrte verstockt auf ihre Füße.
    Merle und Claudio waren alles andere als ein Traumpaar. Ihre Beziehung war von Anfang an schwierig gewesen, weil Claudio es nicht fertigbrachte, in seinem Leben aufzuräumen, in dem es neben Merle noch eine Verlobte in seiner sizilianischen Heimat gab.
    Mitten in der Nacht hatten sie sich wieder gestritten und Merle war im Morgengrauen fuchsteufelswild nach Hause gekommen. Sie hatte mich aus dem Tiefschlaf gerissen, sich zu mir ins Bett gekuschelt und sich ihren Frust von der Seele geredet, bis ich vor Erschöpfung wieder eingeschlafen war.
    »Und Luke ist genauso«, behauptete sie jetzt und sah mich grimmig an. »Lass dich nicht unterkriegen. Mach nicht die Fehler, die ich gemacht habe. Versprich mir das.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich mache andere.«
    Sie grinste und trank den letzten Schluck Saft. Dann erhob sie sich seufzend und ging mit den leeren Gläsern ins Haus zurück.
    »Amore mio!«, hörte ich Claudio rufen.
    Er betrat jeden Raum wie eine
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