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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger
Autoren: Monika Feth
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Jette vor. »Sie kennt jede Menge Leute. Vielleicht kann einer von ihnen uns verstecken.«
    »Nein.« Luke schüttelte den Kopf. »Kristof hat garantiert mein gesamtes Umfeld durchleuchtet.«
    »Dann fällt das St . Marien auch weg«, schloss Jette ernüchtert. »Ebenso wie Merles Tierschutzgruppe.«
    Bert stand auf und ging nachdenklich auf und ab. Beim Fenster blieb er plötzlich stehen. Es gab eine Person, mit der man Luke und Jette nicht in Verbindung bringen würde. Jemand, dem Bert hundertprozentig vertraute, an dem er nicht für den Bruchteil einer Sekunde zweifelte.
    Aufatmend drehte er sich um.
    Es war höchste Zeit, die beiden von hier wegzubringen. Doch zuvor musste er noch zwei Telefongespräche führen.
    *
    Luke war auf den Vorschlag des Kommissars eingegangen. Aber er war noch nicht überzeugt, das konnte ich ihm ansehen. Er saß neben mir auf dem Rücksitz, den Blick stur geradeaus gerichtet, und hing seinen Gedanken nach.
    Seinen eigenen Wagen hatten wir im Wald zurückgelassen, ebenso wie den von Beckie. Die Polizei würde sich darum kümmern. Wahrscheinlich würden sie den Golf auf Spuren untersuchen und jedes Gepäckstück hundertmal drehen und wenden, bevor sie ihn wieder freigaben. Beckies Punto würde von einem Beamten zurückgebracht werden, so jedenfalls hatte ich den Kommissar verstanden.
    Ich hätte mich so gern an Luke gekuschelt, aber ich traute mich nicht mal, ihn zu berühren. Mir war kalt vor Angst.
    Der Kommissar hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass auch ich in Gefahr war, und er hatte darauf bestanden, dass niemand wissen durfte, an welchen Ort er uns bringen wollte, nicht einmal meine Mutter.
    »Aber sie würde uns niemals verraten.«
    »Kristof weiß, wie man Menschen zum Reden bringt«, hatte Luke gesagt, ohne mich dabei anzuschauen. »Auch Ron und der Doc wissen es.«
    Ich hatte nicht den Mut, mir auszumalen, was sie mit meiner Mutter anstellen würden, wenn sie erst merkten, dass sie nicht eingeweiht war. Aus lauter Wut und Frustration.
    Auch Merle, Ilka und Mike würden im Ungewissen bleiben. Ich dachte an den Beamten in seinem grauen Passat und betete, dass nicht ausgerechnet er einer der Polizisten war, die sich von der Organisation hatten kaufen lassen.
    Wir waren gerade auf die Autobahn aufgefahren, als das Handy des Kommissars klingelte.
    »Ja«, meldete er sich knapp. »Auf der A1 … Beide, ja … Spätestens in einer Stunde, denke ich … Und hast du die Spurensicherung schon … Gut … Ich melde mich, sobald … In Ordnung … Bis dann.«
    »Wer war das?«, fragte Luke. Der Argwohn in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Die Kollegin, mit der ich an diesem Fall arbeite.«
    »Sie weiß, wo Sie uns hinbringen?«
    »Ja.«
    »Und Sie vertrauen ihr?«
    »Hören Sie.« Der Kommissar wandte sich an Lukes Gesicht im Rückspiegel. »Ich werde das hier ganz sicher nicht an die große Glocke hängen, doch im Alleingang kriege ich es nicht hin. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als wenigstens dieser einen Kollegin zu vertrauen. Selbstverständlich habe ich sie zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. Außer ihr wird niemand Ihren Aufenthaltsort erfahren.«
    »Sie mögen der Dame vertrauen, aber ich tue das nicht.« Luke griff in die Tasche seiner Jacke und zog eine Waffe hervor. »Halten Sie an.«
    »Auf der Autobahn?«
    »Fahren Sie auf den Standstreifen und halten Sie an. Sofort.«
    Luke hatte die Stimme nicht erhoben. Genau das ließ sie so gefährlich wirken. Der Kommissar setzte den Blinker und tat, wie Luke ihm geheißen hatte. Er schaltete den Motor aus und drehte sich zu Luke um.
    Der richtete die Waffe auf ihn.
    »Was soll das, Luke? Warum machen Sie es sich so schwer?«
    »Steigen Sie aus.« Luke hielt den Blick starr auf den Kommissar gerichtet. »Jette?«
    »Ja?«
    »Du setzt dich ans Steuer.«
    »Tun Sie das nicht, Jette.« Der Kommissar streckte die Hand aus. »Kommen Sie, Luke, geben Sie mir die Waffe.«
    »Steigen Sie aus und lassen Sie Jette ans Steuer.«
    Mein Instinkt ließ mich sofort nach dem Türgriff tasten, um zu tun, was Luke mir sagte. Die Vernunft riet mir, auf den Kommissar zu hören, dem ich blind vertraute.
    Es war mein Körper, der mir die schwere Entscheidung abnahm. Er versagte mir einfach den Dienst. Wie erstarrt saß ich da und konnte mich plötzlich nicht mehr rühren.
    »Jette …«, sagte Luke, ohne den Blick vom Gesicht des Kommissars abzuwenden. »Er hat keine Ahnung, wie groß die Macht der Organisation ist.«
    Instinkt und
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