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Der Sommer der Toten

Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten
Autoren: Michael T. Hinkemeyer
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dich heute nachmittag beim Match nur halb so gut.«
    Der Mann mit der Narbe auf der Wange legte seinen Arm um Katrin.
    »Du bist in Sicherheit, Katrin«, besänftigte er sie. »Du bist nun für immer in Sicherheit, und wir lieben einander.«
    »Und jetzt feiern wir die Sommersonnenwende«, verkündete Reverend Mauslocher.

 
III
     
     
    Der Schock des gewaltsamen Todes brachte Katie zu sich, aber nicht ganz und nur für einen kurzen Augenblick. Die Worte des Getöteten drehten sich in ihrem Kopf, drehten sich ganz langsam, wie der sich windende Leib des Kindes in ihr, das vielleicht ein Junge sein würde. Und dann würden Papa vielleicht mehr als nur die Letzten Vierzig bleiben. Oder auch nicht. Sie hatten jedenfalls eine Chance. Alles war ein Traum der Zeit.
    »Und«, erklärte ihr neues Bewußtsein dem dahinschwindenden Geist der anderen in ihrem Kopf, »falls das Baby ein Junge wird, hat Katie gar nicht gelebt.«
    Sie war betrübt, und wußte nicht warum. Und dann fiel es ihr kurz ein: Mama! Nicht einmal ein Stein, der von ihrem Leben kündete.
    Der neue Teil ihres Bewußtseins nahm an Kraft zu wie das Kind.
    Nein, nein. Du bist Mama. Katrin.
    Einige der Frauen kamen auf sie zu.
    »Geht es dir gut, Katrin?« fragte Aggie Jensen.
    »Bringt sie in den Laden, dort ist es kühler«, bat Ben Jasper. »Sie soll ein Glas Bier trinken. Ärgerlich, daß ich meinen Selbstgebrannten nicht bei mir habe. Heuer ist er gut geraten.«
    »Mir braucht keiner sagen, was ich tun soll«, protestierte Aggie. »Ich kenne mich aus.«
    Ben schnaubte. »Es geht wieder los mit Aggie!«

 
IV
     
     
    Der Tag der Sommersonnenwende war gekommen. Die wunderbare Zeit, da alles Leben sich wendet. Und es hatte sich gewendet.
    Die Sonne beschrieb einen hohen Bogen über den Bäumen, über dem Kirchturm, erhob sich segnend über dem Dorf und seinen Bewohnern, die, geeint im gemeinsamen Glauben und Sehnen, von Reverend Mauslocher, dem Priester der Zeit, regiert wurden. Von ihm und dem uralten Symbol eines anderen Glaubens, der mächtiger war als Träume, und von der Turmspitze aus das Kreuz der Herrlichkeit erstrahlen ließ, das Samenkorn alles Sehnens.
    Es wurde heißer.
    »Gutes Wetter für die Felder«, meinte Otto Ronsky.
    Seine Frau, eine junge mausgesichtige Person im Overall, stand neben ihm auf der Wiese. Sie hielt einen strampelnden, lustigen, strammen Jungen in den Armen.
    Otto spuckte aus.
    »Setz deinen Hintern in Bewegung und hol mir ein Glas Bier«, befahl er der Frau.
    Sie beeilte sich.
    »Und besorg Butch gefälligst ein Soda, ja?« rief er ihr nach.
    Otto spuckte wieder aus.
    Die Männer um ihn herum nickten anerkennend. Dieser Otto hatte eine Art, mit Frauen umzuspringen.
    Sie kauten ihren Tabak, spuckten aus und nickten.
    »Jawohl«, verkündete Otto, »sieht mir nach einem verdammt guten Erntejahr aus.«
     
    ENDE
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