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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler
Autoren: Robert Hueltner
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ich nur schöne Männer liebe, weit davon entfernt, als dein Nebenbuhler in Betracht zu kommen. Und zweitens hat er mir für mein Schweigegelöbnis größtes Entgegenkommen zugesagt. Es wird sich nicht zuletzt in der Miete zeigen. Es ist übrigens wunderschön geworden, das neue Salzburger Theater.«
    Schikaneder lenkte knurrend ein. Er schlug die Decke zurück und setzte seine Füße auf den Boden. Ein heftiger Kopfschmerz durchzuckte ihn. Er griff sich an die Schläfe.
    »Und wieso lässt man uns vorher fast verhungern?«, murrte er. »Will man uns damit demonstrieren, dass man uns noch immer für fahrendes Gesindel hält?«
    »Auch falsch.« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Wir brauchen uns nicht die geringsten Sorgen zu machen. Die ganze Stadt ist schon seit Wochen in freudiger Erwartung. Der Grund für die Verzögerung ist eine simple Eifersüchtelei zwischen Hofrat und Magistrat gewesen. Letzterer hat sich offensichtlich zu enthusiastisch für uns ausgesprochen; woraufhin der Hofrat glaubte, ihn wieder einmal in die Schranken weisen zu müssen.«
    Er grunzte ärgerlich.
    »So, und jetzt bist du dran.« Eleonore setzte sich gerade. »Erzähl.« Sie musterte ihn mit wachem Blick, doch aus ihrer Stimme sprach keine brennende Neugierde. Sie klang eher, als erwarte sie lediglich eine Bestätigung dessen, was sie bereits ahnte.Die Kassa sei zumindest wieder bodenbedeckt, begann er. Aber eine Aufführung wie diese habe er noch nie erlebt.
    »Habs schon gehört«, unterbrach sie ihn schmunzelnd. »Du hast das Ende des Stücks ein wenig modifiziert . – Seit wann kannst du überhaupt schwimmen?«
    Schikaneder grinste schwach.
    »Ich habe jedenfalls bei den beiden, die so eigenmächtig waren und mich anstatt der Bernauerin aus dem Fluss gezogen haben, auf eine Ermahnung wegen Eigenmächtigkeit verzichtet.«
    »Es soll auch Verhaftungen gegeben haben? Doch nicht deshalb, weil man dich gezwungen hat, das Stück zu ändern? – Ich mein, mir wär auch oft danach, das Publikum vor Gericht zu stellen, aber –«
    »Eine verworrene Geschichte«, unterbrach er sie ernst: »So viel ich mir zusammenreimen hab können, scheinen die Bergleute vorgehabt zu haben, die Aufführung zu einer Rebellion zu benutzen.«
    »Das ist –«
    »Niederträchtig, meinst du?«
    »Es hätt dich dein Leben kosten können!«
    Schikaneder lächelte schief.
    »Aber es wär für einen Schauspieler ein bemerkenswertes Ende gewesen, das musst du zugeben.«
    »Dummes Gerede«, schimpfte Eleonore. »Wirst dich unterstehn, mich jetzt schon allein zu lassen.«
    »Ich habs noch nicht vor, meine Liebe«, beruhigte er sie. »Es ist nur, dass ich auf die Banda nicht bloß wütend bin. Ich...« Er suchte nach Worten. »... ich meine, es muss nicht bloß bei diesen Bergleuten, sondern auch bei vielen Dorfleuten einen ungeheuren Zorn auf die Ortsoberen gegeben haben. Ich verstehe die Leute beinahe. Ein widriger Mensch übrigens, dieser Richter. Wie auch dieser Bergwerksbesitzer, dieser Monsieur Paccoli.«
    »Das mag ja sein«, gab Eleonore zu bedenken. »Warum aber suchen sie sich dafür gerade unsere Aufführung aus? Sind wir für diese Dinge verantwortlich?«Schikaneder griff nach der Kopflehne des Bettes und stand schwankend auf.
    »Weil sie das Stück verstanden haben«, sagte er.
    Sie sah ihn zweifelnd an. »Du willst aber jetzt nicht sagen: Wenn das Publikum wirklich verständig wäre, müsste jeder künftigen Aufführung der Bernauerin ein Aufstand folgen?«
    »Der Himmel behüt uns!«, lachte Schikaneder, während er durch die Kammer tapste und seine Kleidung einsammelte. »Ich meine damit bloß, dass ihnen vieles vielleicht wie ein Spiegel ihrer eigenen Not vorgekommen sein muss.«
    Sie drehte sich zu ihm. »Dann aber hast du mit deinem Sprung die Gerechtigkeit wiederhergestellt, und der Zorn der meisten ist verraucht.«
    »Die Gerechtigkeit...« Schikaneder schlüpfte in seine Hose und ging zur Waschanrichte. »Der Herr Richter und dieser ölige Bergwerksbesitzer waren jedenfalls von unserer Aufführung begeistert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich auf Lob von dieser Seite stolz sein kann.«
    »Lob oder Tadel, das muss man nehmen, wie es kommt«, meinte Eleonore. »Aber diese Bergleute – die wird man vor Gericht stellen, vermutlich?«
    »Jedenfalls die, die noch zu greifen waren. Die meisten scheinen über das Wasser geflüchtet zu sein. Einer ist wohl ertrunken, in der Nacht hat man ihn in einem Mühlrechen gefunden. Von ihrem Anführer
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