Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
Mann zu Pferd erwarteten. »Heil und Willkommen, Basileus!« rief der Vorderste der drei und ritt seinem Kaiser entgegen, um ihn mit einem Kuß zu begrüßen. Die anderen beiden Männer hoben die Hand zum kaiserlichen Gruß und warteten darauf, angesprochen zu werden.
    »Was willst du Uns zeigen, Dalassenos?« fragte der Kaiser. Erwartungsvoll rieb er sich die Hände und bedachte seinen Verwandten mit einem liebevollen Blick.
    »Hier entlang, wenn es Euch beliebt, Basileus«, antwortete Dalassenos, der Drungarios tön poimön, Oberbefehlshaber der Kaiserlichen Flotte und somit der gesamten Kaiserlichen Armee. Der junge Offizier besaß das typische Äußere eines Komnenen: Er hatte dichtes, schwarzes, gelocktes Haar und scharfe schwarze Augen unter ebenso schwarzen Augenbrauen; auch war seine Haut genauso dunkel wie die seines Vetters. Der einzige auffällige Unterschied zu seinem Verwandten war auf Dalassenos' griechische Abstammung zurückzuführen, während Alexios' Gesichtszüge deutlich auf die syrischen Vorfahren der Familie hinwiesen.
    Er ritt an Alexios' Seite und führte den Kaiser über einen steinigen, gewundenen Pfad den Hügel hinauf. Beide fühlten sich in der Gesellschaft des jeweils anderen ausgesprochen wohl. Schon viele Male waren beide Seite an Seite in die Schlacht gezogen, und jeder wußte die Fähigkeiten und den Mut des anderen zu schätzen.
    Als der Kaiser und sein Gefolge den Kamm des Hügels mit Namen Levunion erreichten, strahlte ihnen das Licht der untergehenden Sonne entgegen wie der Schein eines Siegesfeuers. Der ganze Himmel schimmerte in flammendem Rot und Gold und wurde an Glanz nur von der Sonne selbst übertroffen. Einen Augenblick lang waren die Männer geblendet. Sie schirmten ihre Augen ab und warteten, bis sie wieder sehen konnten, bevor sie in das unter ihnen liegende dunkle Tal hinabblickten.
    Wie verzweifelt ihre Lage wirklich war, wurde erst nach und nach ersichtlich, während sie den dunklen, sich bewegenden Fleck betrachteten, der sich so weit erstreckte, wie das Auge sehen konnte. Es war, als würde ein riesiger schwarzer See das Tal der Maritza bedecken, und ständig strömten weitere faulig-schwarze Massen die Hügel hinab, um sich mit den Wassern des Sees zu vereinen.
    In ehrfurchtsvollem Schweigen blickte Alexios ins Tal auf den sich dort versammelnden Feind hinab: Petschenegen und Bogomilen in unvorstellbarer Zahl, Stamm auf Stamm - ganze Barbarenvölker hatten sich erhoben, um das Reich zu vernichten. Doch dies waren nicht die größten Feinde, die es je nach dem Blut von Byzanz verlangt hatte. Sie waren lediglich die letzten in einer langen Reihe barbarischer Horden, die immer wieder ausgezogen waren, um durch einen Sieg über Byzanz ihren Ruhm zu mehren oder die legendären Besitztümer des Reiches zu plündern.
    Das Licht der sterbenden Sonne in den Augen nahm Alexios den unheilvollen Anblick in sich auf und erinnerte sich an all die anderen Male, da er den Feind vor der Schlacht betrachtet hatte. In den vergangenen dreizehn Jahren hatte er Slawen, Goten und Hunnen gegenübergestanden, Bulgaren und Magyaren, Gepiden, Uzen und Awaren. All diese Völker waren heulend über die windgepeitschten Steppen des Nordens herangestürmt, und im Süden lauerten die erbarmungslosen Araber: Zuerst waren es die Sarazenen gewesen, und jetzt waren es die Seldschuken, ein zähes, starkes Kriegervolk, das aus den Trockensteppen des Ostens stammte.
    Gott im Himmel, dachte Alexios, es sind so viele! Wo soll das alles enden? Der Kaiser verbarg seine Bestürzung und erklärte: »Je größer der Feind, desto größer der Sieg. Gott sei gelobt.« Einen Augenblick später drehte er sich zu seinem Verwandten um und fragte: »Wieviel Kumanen haben geschworen, für uns zu kämpfen?«
    »Dreißigtausend, Basileus«, antwortete Dalassenos. »Sie lagern dort drüben.« Er deutete auf eine Reihe von Hügeln, hinter denen Rauch aufstieg. »Wünscht der Kaiser, zu ihnen zu gehen?«
    Alexios schüttelte langsam den Kopf. »Nein.« Er straffte die Schultern und richtete sich auf. »Wir haben genug Barbaren gesehen. Sie üben keinen besonderen Reiz auf Uns aus. Wir wollen lieber zu Unseren Soldaten sprechen. Es ist an der Zeit, die Flamme des Mutes in ihnen zu entfachen, auf daß sie morgen im Kampf um so heller brenne.«
    Er drehte sein Pferd herum, verließ den Hügel, kehrte ins byzantinische Lager zurück und befahl Niketas, die Themen antreten zu lassen. Während die Soldaten zusammengerufen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher