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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes
Autoren: Arto Paasilinna
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Soldat und kein Pfarrer.
    »Wir wollen, daß Sie einen bewaffneten Glaubenskrieg beginnen«, sprach Bischof Rempulainen mit fester und entschlossener Stimme. »Die Situation ist so ernst, daß man ohne einen Glaubenskrieg nicht herauskommt.«
    Der General dachte nach. Ein Glaubenskrieg? Was meinten die Bischöfe damit eigentlich?
    Militärbischof Hakkarainen äußerte die Bemerkung, daß in der Geschichte häufiger Glaubenskriege geführt worden waren als sogenannte normale Kriege. Auch gegenwärtig seien jede Menge solcher Konflikte im Gange. Die Libanon-Krise konnte man mit Fug und Recht als Glaubenskrieg bezeichnen, ebenso die Lage in Nordirland. Auch in Indien war die Lage gespannt. In Finnland gab es nun wirklich Anlaß für einen großangelegten und unnachgiebigen Glaubenskrieg.
    »Ihre Pflicht als Kommandant der Streitkräfte besteht darin, mobil zu machen und die Armee in die verschiedenen Provinzen marschieren zu lassen. Als erstes greifen Sie Suntio an und besetzen das Dorf Pentele. Sie haben doch ausgebildete Einzelkämpfer? Im ganzen Land gibt es Brutstätten dieses verfluchten Glaubens. Sie müssen allesamt zerstört werden. Dafür eignen sich Feldartillerie und Pioniereinheiten. Die Kultbäume müssen unterminiert werden, und die Priester und Priesterinnen – Gott steh uns bei! – des neualten Glaubens sollen vor das Kriegsgericht gebracht und aufgeknüpft werden. Panzerstreitkräfte setzt man am besten…«
    Der General unterbrach den Appell des Bischofs. Er bedankte sich für die Information, erklärte aber, die Angelegenheit liege nicht im Zuständigkeitsbereich der Streitkräfte. Würde es sich um einen bewaffneten Volksaufstand gegen eine ordentlich gewählte Regierung handeln, täten die Streitkräfte selbstverständlich alles, was in ihrer Macht stünde, um die Lage zu beruhigen, aber davon konnte bei diesem Religionsstreit nicht die Rede sein. Den erhaltenen Informationen zufolge, waren diese Sektenmitglieder gewöhnliche, friedliebende Menschen, über die er nichts Negatives zu sagen wußte. Außerdem fungierte in Friedenszeiten der Präsident der Republik als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und nicht der Kommandant, so daß sich die Bischöfe mit ihrer Forderung nach einem Glaubenskrieg an den Präsidenten zu wenden hatten.
    »Wir haben ihn schon um eine Kriegserklärung gebeten, aber der kann sich ja nicht entscheiden… gehen Sie noch nicht, General! Wir können verhandeln, wir besprechen die Situation noch einmal«, bat Bischof Rempulainen. Aber der Kommandant der Streitkräfte machte nur eine leichte Verbeugung und entfernte sich.
    Wieder alleine dachten die aufgebrachten Bischöfe für einen Moment darüber nach, der neualten Glaubensgemeinschaft beizutreten. Vielleicht wäre es möglich, durch Unterwanderung dieser Heiden die finnische Staatskirche doch noch zu retten?
    Nachdem sie diese Alternative überdacht hatten, kamen sie jedoch zu dem Resultat, daß sich so etwas für Bischöfe nicht ziemte. Also gaben sie sich zerknirscht damit zufrieden, zu ihrem Gott und Jesus zu beten. Sie ließen sich auf die Knie nieder, hoben den Blick gen Himmel und suchten Trost. Aber irgendwie kam es ihnen so vor, als wäre das alles vergeblich.
    »Amen«, sprachen sie düster und gingen anschließend nach Hause.
    So gingen Weihnachten, Neujahr und Dreikönig ins Land. Rutja spürte, daß seine Aufgabe auf Erden erfüllt war. Nach Werbeleiter Keltajuuris Berechnungen bekannten sich der überwiegende Teil der Bevölkerung mittlerweile zum neualten Glauben. Die Nervenkliniken des Landes standen leer. Der Sohn des Donnergottes teilte seinen Jüngern mit, er werde sie nun allein lassen. Es war an der Zeit, wieder in die himmlische Heimat zurückzukehren.
    Daraufhin gab Steuerprüferin Suvaskorpi bekannt, sie sei schwanger. Sie wußte sicher, daß das Kind von Rutja Ronkainen war. Rutja würde doch gewiß nicht die Mutter seines Kindes alleine in der kalten Welt zurücklassen? Eine alleinerziehende Frau hatte es schwer, davon wußte auch Frau Moisander ein Lied zu singen.
    Die Situation war schwierig für den Sohn des Donnergottes. Er war ein Gott, sein Platz war nicht unter den Menschen, er gehörte in den Himmel. Wie hatte das nur passieren können? Nahm Helinä nicht die Pille?
    Immer wenn ein Mann in Fragen der Verantwortung für sein Kind festgenagelt werden soll, kommt es zu allerlei Wirrwarr und Durcheinander. So auch hier. Aber in Finnland konnte Rutja nicht für ewige Zeiten bleiben. Auch ein
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