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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes
Autoren: Arto Paasilinna
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Familienberatungsstellen und Kindergärten anbieten. Alleinerziehenden sollte das Mittelbier umsonst frei Haus geliefert werden.
    Von den großen finnischen Göttern ist außerdem Ägräs zu nennen, der Gott der Fruchtbarkeit. Ägräs besitzt ein Gemächt in der Form einer Doppelrübe, ein flinkes Pferdchen und eine verführerische Stimme. Er ist für jede Art von Fruchtbarkeit zuständig. Verhütungsmittel kann er nicht ertragen, und Abtreibungen sind ihm ein Graus. Die Alt-Lestadianer, die keine Geburtenregelung akzeptieren, sind ganz nach seinem Geschmack, ungeachtet der Tatsache, daß sie nicht an Ägräs, sondern an einen ernsten christlichen Gott glauben, der nicht mal das Fernsehen erlaubt. Die Lockerung der sexuellen Umgangsformen hält Ägräs für eine großartige Sache. Die Hauptsache ist, daß Kinder geboren werden, uneheliche sind dabei genauso genehm wie alle anderen Sprößlinge.
    Weniger wichtige Götter haben die Finnen unzählige. Ronkoteus ist der Gott des Roggens, als Schutzgeist der Gerste wirkt Virankanos. In der Hexenküche sind die Blutköche Lempo und Turja zugange, denen eine kolossale Schar Kleingeister zur Hand geht. Unter der Erde wohnen die zottigen Gnome, koboldartige Wesen, die immer ein ernstes Gesicht machen und ein wenig simpel, aber auch äußerst verläßlich und fleißig sind. Auf Friedhöfen und in Leichenhallen hausen die Wichtelmännchen. Sie sind fröhliche Gesellen, obwohl sie ständig ums Leben gekommene Menschen betrachten müssen und trauernde Angehörige untröstlich weinen hören. Viele von ihnen haben sich auch in städtischen Mehrfamilienhäusern niedergelassen, wo sie gemeinhin über das gesamte Treppenhaus herrschen und sich um die Familien kümmern, die ihre Kredite abbezahlen müssen.
    Paara, der Schutzgeist der Bankenwelt, ist ein merkwürdiges Wesen, das vor langer Zeit mit Hilfe von Hexen dem Nachbarsvieh die Milch absaugte. Die gestohlene Milch wurde dann in Paaras Magen ausgebuttert, und das Resultat schied dieser seltsame Erdgeist als fix und fertige Butter direkt in das Butterfaß des Besitzers aus. Heutzutage wuchert Paara mit überhöhten Zinsen, jongliert mit Aktien, setzt Menschen wegen des Verkaufs von Mietwohnungen auf die Straße und häuft den Gewinn, den er aus all dem gezogen hat, auf dem oftmals geheimen Bankkonto des Eigentümers an. Früher hieß es, »Paaras Scheiße ist weiß«, heute sagt man, sie »raschelt«. Als die größten Banken Finnlands ihre Aktienausbeute in Milliardenhöhe ablieferten, wäre Paara vor Glück fast verrückt geworden. Viele Monate lang galoppierte er ununterbrochen im Land umher, sein Magen wollte vor Anteilscheinen platzen, und aus seinem Mund troffen die Gratisausgaben, daß es das arme Volk völlig in Panik versetzte.
    Oft hört man auch den Grenzteufel rufen. Er schrie laut auf, als 1940 der Friede von Moskau unterzeichnet wurde, und die schlimmsten Laute gab er von sich, als die finnischen Truppen in den Tagen des Fortsetzungskrieges die alte Ostgrenze überschritten. Im Jahr 1944 verstummte seine Stimme, als die Verteidigung der Karelischen Landenge zusammenbrach. Über den Verlust der Stadt Viipuri klagt der Grenzteufel immer noch, und heftigen Lärm machte er anläßlich des geteilten Berlins, des Libanons, wegen der Lage in Südamerika und Afghanistan. Während des Vietnamkrieges mußten seine Stimmbänder operiert werden, weil sie sich jedesmal entzündeten, wenn wieder eine Nachricht von amerikanischen Bombardements den Himmel der Finnen erreichte.
    Böse Geister und Totengeister aller Art flitzen mal im Himmel, mal auf der Erde oder gar unter der Erde herum. Ihtiriekko ist der Schutzgeist der unehelichen Kinder und ein fast ebenso lauter Schreihals wie der Grenzteufel. Liekkiö und Aarni kümmern sich um das Polarlicht, und sollten zufällig einmal ein paar Elfen in der Nähe sein, werden für sie die notwendigen Irrlichter angesteckt.
    Ajattara, ein weiblicher Schutzgeist, ist immer irgendwohin unterwegs und in Eile. Sie ist unbeschreiblich schön und betörend, sie trägt ein durchsichtiges Irrlichterkleid, und es wird im Himmel eher für unpassend gehalten, sich öffentlich mit ihr in die Horizontale zu begeben. Nichtsdestotrotz galoppieren die männlichen Götter, allen voran Ägräs, der langhaarigen Ajattara im Wettlauf hinterher, und bis weit hinter die Sterne schallt das girrende Lachen dieser Göttin.
    Von den wichtigen finnischen Göttern sollte man noch Tapio erwähnen, den Schutzgeist des
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