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Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Titel: Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin
Autoren: Ellen Heinzelmann
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stellte Hannah leicht ironisch fest.
    “Roberts Bruder braucht unsere Hilfe”, brachte Tante Sophia schließlich ohne weitere Umschweife hervor.
    *
    Onkel Roberts Bruder, Paul, war zehn Jahre älter als Robert, also 52 Jahre alt, und wanderte vor knapp dreißig Jahren nach Neuseeland aus. In Auckland eröffnete er einen Gebrauchtwagenhandel. Die Geschäfte liefen zwar nicht schlecht, aber es fehlte einfach noch etwas und so erweiterte er sein Geschäft um den Zweig Autovermietung. Nach relativ kurzer Zeit hatte er ein florierendes Geschäft, das er nach und nach vergrößerte. Er war auch verheiratet, doch die Ehe gingnach fünf Jahren auseinander. “Wir sind einfach zu verschieden”, sagte eines Tages seine Frau Jennifer ganz unerwartet. Paul war wie vor den Kopf gestoßen, konnte es gar nicht richtig fassen. Es stimmte, sie waren verschieden, aber zogen sich Gegensätze bekannterweise nicht eher an, als dass sie ein Hindernis darstellten? Jenny ging gerne aus, genoss das Leben, wollte tanzen, feiern, während er eher ein Familienmensch war. Er hatte das prosperierende Geschäft, eine süße kleine Tochter, eine hübsche Frau, was wollte er mehr. Doch das war Jenny nicht genug und Paul wurde klar, dass es nicht diese Gegensätze waren, die zusammenschweißten. Geraldine, die Jenny bei Paul ließ, ist heute vierzehn Jahre alt und Paul ist stolz, dass sich seine Tochter auch ohne Mutter sehr gut entwickelt hatte.
    *
    “Und wie soll die Hilfe aussehen?”, fragte Hannah jetzt schon etwas ungeduldig.
    “Paul ist krank, sehr krank. Er fürchtet, dass ihm nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, bis seine Tochter alt genug ist, auf eigenen Beinen zu stehen und das Geschäft zu übernehmen. Er fragte uns, ob wir es uns vorstellen könnten, nach Auckland zu kommen, und uns seiner Tochter und seines Geschäfts anzunehmen. Alles würde natürlich vertraglich gut abgesichert werden, so dass wir keine Angst zu haben brauchten.” Tante Sophia machte eine kurze Pause, um Hannah Zeit für eine Reaktioneinzuräumen, doch die war zu sprachlos, nur einen Pieps hervorzubringen.
    “Hannah, bist du noch da?”
    “Ja, ich bin noch da. Ich höre.”
    “Nun dieser Vorschlag kam für uns etwas plötzlich. Ich meine, damit konnten wir doch überhaupt nicht rechnen – oder? Mit einem solchen Gedanken, auszuwandern, hatten wir uns im Traume nie auseinandergesetzt. Und nun werden wir so ganz beiläufig angefragt, als ginge es um eine alltägliche Sache, wie, wie, ja, wie ein Wocheneinkauf. Wir sollten gerade mal so eben eine Entscheidung treffen, die unser ganzer Leben verändern würde.”
    “Und, habt ihr sie getroffen?”, drängte Hannah, um endlich zu erfahren was Sache ist.
    “Nun, wir baten Paul um eine Bedenkfrist. Und er meinte dann, dass er auch nicht gleich mit einer Antwort gerechnet hatte. Er wisse schließlich, dass ein solcher Entschluss reichlich überlegt sein müsse. Er versicherte uns auch, dass er es uns nicht verübeln würde, wenn wir uns zu einem solchen Schritt nicht durchringen könnten. Er dachte an uns, da ihm halt wichtig war, dass Geraldine versorgt sein würde. Die Tatsache, wie wir für dich, Hannah, Vater und Mutter mit Liebe und Fürsorge ersetzten, mache ihn zuversichtlich, dass Geraldine gut aufgehoben sein würde. Er habe so großes Vertrauen in uns und wäre überglücklich, wenn wir auf seinen Vorschlageingingen.” Tante Sophia, machte erneut eine kurze Pause, und da sie von der anderen Seite der Leitung nichts hörte, fuhr sie weiter: “Und da saßen wir nun, Robert und ich. Robert meinte dann, dass es schon wert sei, sich mit der Vorstellung einer Auswanderung auseinanderzusetzen. Schließlich ist sein Arbeitgeber gerade dabei, der schleppenden Geschäfte wegen, Mitarbeiter zu entlassen. Sicher sei im Moment gar nichts, und erst recht nicht der Job. Wir überlegten hin und her, diskutierten oft bis tief in die Nacht. Ich kann dir sagen, Hannah, es kostete mich manche Stunde Schlaf. Und dann sagte Robert ziemlich entschlossen, dass er Paul diesen Gefallen nicht ausschlagen könne. Immerhin ist Paul sein Bruder, der nicht mehr lange zu leben hat und ihn nun um seine Hilfe anflehte. Wie könnte er seinem einzigen Bruder seinen, sagen wir mal, letzten Wunsch ausschlagen. Zweitens wisse er nicht, wie es mit seinem Job hier weitergehen würde und drittens, reize es ihn, nochmals ganz etwas Neues anzufangen. Er ist immerhin erst 42 und Neuseeland wollte er immer schon einmal kennenlernen. Außerdem
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