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Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Titel: Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin
Autoren: Ellen Heinzelmann
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…”. Tante Sophia stockte abermals.
    “Außerdem …?”, hakte Hannah unverzüglich nach.
    “Naja, er meinte, du seiest ja jetzt selbständig, hast bald deine eigene Familie und bist auf uns nicht mehr so angewiesen … zumindest nicht so, wie Paul und Geraldine”, beendete sie den begonnenen Satz.
    “Das bedeutet also, dass ihr euch entschieden habt?”
    “Ja.”
    “Aha”, antwortete Hannah, die von dieser überraschenden Nachricht im Moment etwas baff war. “Und, wann wollt ihr Deutschland verlassen?”
    “Anfang Juli. Wir waren natürlich inzwischen schon aktiv, haben ziemlich viel in die Wege geleitet. Robert hat gekündigt und arbeitet noch bis Ende Juni. Tja, und dann geht’s ab nach Neuseeland.”
    “Ich bin etwas sprachlos. Aber ich denke, ihr habt es euch wirklich reiflich überlegt und, na ja, es wird wohl das Richtige sein. Können wir uns noch mal sehen, bevor ihr abfliegt?”
    “Ja, auf jeden Fall. Es wäre natürlich schön, wenn du nach Stuttgart kommen könntest.”
    Hannah überlegte einen Moment. Joey würde ihr sicher ein paar Tage frei geben, damit sie nach Stuttgart reisen konnte. Sie würde dann am Mittwochnachmittag fahren und am Montag um die Mittagszeit wieder in München sein.
    “Ich werde versuchen Ende Mai für vier Tage zu euch zu kommen, muss aber erst noch mit Alexander und Joey sprechen. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich mehr weiß.”
    Sie verabschiedeten sich voneinander und Hannah blieb einen Moment bewegungslos sitzen. Das war ein bisschen viel auf einmal.

3
    Hannah saß im Zug zurück nach München. Eine Hand hielt sie auf ihrem Bauch. Sie spürte die Bewegungen ihres Kindes ganz deutlich. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Sie sah glücklich aus. Sie dachte zufrieden lächelnd an ihren Besuch bei Tante Sophia und Onkel Robert, wo sie vier wunderschöne Tage erlebte. Die beiden verwöhnten sie hinten und vorne, meinten sie müsse jetzt für zwei essen und wollten sie vollstopfen mit allen möglichen Köstlichkeiten. Sie waren ziemlich aufgeregt. Und wenn nicht gerade Hannah und ihr Baby Gegenstand ihrer Unterhaltung waren, führte natürlich jedes Gespräch nach Neuseeland. Sie malten sich immer wieder aus, wie ihr Alltag dort aussehen würde. Ein bisschen hatten sie auch Respekt vor dem Unbekannten. Schließlich waren sie zuvor nie so weit von Stuttgart weggewesen. Ein Urlaub in Oberbayern oder an der Nordsee war das höchste der Gefühle. Als Hannah sich am Montag verabschiedete, war ihr dann schon etwas mulmig, denn es würde ein Abschied von Dauer, wenn nicht gar für immer sein, denn eine Reise von Deutschland nach Neuseeland und umgekehrt war nicht gerade eine Kleinigkeit, die man mal so schnell eben in Angriff nahm. Tante Sophia hielt Hannahs Gesicht mit beiden Händen fest, schaute sie durch einen Schleier von Tränen an und sagte: “Pass auf dich auf mein Kind!” Sie nahm sie dann fest in dieArme und diesmal war es mehr als nur ein paar Tränen, die sich in ihre gutmütigen Augen stahlen. Jetzt schluchzte sie richtig. “Ich wäre zur Geburt deines Kindes gerne da gewesen”, brachte sie nur mit erstickter Stimme hervor. Hannah konnte natürlich nicht mehr an sich halten. Sie war überwältigt vom Gefühlsausbruch ihrer Tante. Wenn jemand weinte, musste sie einfach mitweinen. Es nutzte nichts, wenn sie sich vornahm, dass sie stark sein wolle. Sie standen eine ganze Weile schluchzend in inniger Umarmung. Als sie sich von Tante Sophia löste, um sich von Onkel Robert zu verabschieden, sah sie, dass auch er mit den Tränen kämpfte. “Mach’s gut meine Kleine”, stammelte er. Oh wie hasste Hannah diese Abschiede.
    Jetzt, da sie schon eine Weile im Zug saß, hatte sich der Abschiedsschmerz allmählich wieder gelegt.
    Sie schweifte mit ihren Gedanken zu Tante Sophia und Onkel Robert. Sie schmunzelte vor sich hin, wenn sie sich deren geschäftige Gesichter vor ihrem geistigen Auge vorstellte. Es war schon etwas Großartiges, was sie da vorhatten und es war schön, die beiden in dieser betriebsamen Vorfreude zu beobachten. Nur das alleine zählte, sonst nichts. Jeder lebt sein Leben. Kinder werden flügge und ebenso verhält es sich mit den Eltern oder, wie in ihrem Falle, den Ersatzeltern. Sie selbst führte ihr eigenes Leben und auf das freute sie sich.
    Hannah blickte aus dem Zugfenster und genoss das monotone rhythmische Rattern des Zuges. Es machte sie so schön schläfrig und es ging auch nicht lange bis sie einnickte. Kurz vor München wachte sie
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