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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit
Autoren: S.B. Sasori
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noch im Ohr, dabei war es nur ein harmloser Kuss gewesen. Dávid und er hatten den ganzen Tag Verletzte geflickt. Das Blut der letzten Beinamputation klebte ihnen noch an den Händen und sie brauchten beide etwas Schönes für den Moment. Ein bisschen Trost, einen Funken Hoffnung auf erfüllte Lust in der Nacht.
    Plötzlich stürmte der Hauptmann mit seinen Leuten das Lazarettzelt, zerrte Dávid weg und schlug dem Jungen den Griff seines Degens an die Schläfe. Dávid wurde mit dem Kopf gegen das Holzgestell geschleudert, an dem er eben noch einem Soldaten das Leben gerettet hatte, und sackte zusammen.
    Mausetot.
    War es Zufall, dass Vlad vorbeikam? Wollte er nach den Verletzten sehen?
    Er riss den Hauptmann zurück, als ein Drecksack aus seinem Sauhaufen schon Mihálys Hose in die Kniekehlen gezogen und das Messer an seine Eier angesetzt hatte.
    Mihály schrie wie am Spieß. Nicht nur wegen der Angst, auch aus Entsetzen, dass sein Kleiner tot war.
    Vlad Tepes, der Pfähler, rettete ihm nicht nur den Arsch. Er verbot jedem einzelnen seiner Leute, Mihály auch nur ein Haar zu krümmen oder über diesen Vorfall ein Wort zu verlieren.
    Er dächte nicht daran, Szábo wegen einer Lappalie auf dem Scheiterhaufen zu verlieren.
    „Wenn uns die Pestilenz überrennt, werden wir alle sterben“, wisperte Bence mit Grabesstimme.
    Mihály verbarg seine eigene Angst an einem Ort in seinem Herz, in dem auch die Erinnerung an Dávid wohnte. Angst half nicht. Wissen schon.
    Dummerweise wusste er nichts über die Ursachen der Pest. Böse Winde oder ein sündiges Leben schieden aus. Sonst wären sie alle drei dieser Krankheit längst erlegen. Er wegen seiner Sünden, Tamás und Bence wegen ihres üblen Geruchs.
    Dreck und Gestank taten Wunden nicht gut, auch wenn es Bader gab, die das Gegenteil praktizierten und frische Wunden mit Mist einstrichen, um sie zum Eitern und damit zum Abheilen zu zwingen. Sein Vater war diesem Rat nie gefolgt, sondern hatte sich stattdessen vor und nach jeder Behandlung die Hände mit Seife gewaschen. Seine Wundbrandrate war erstaunlich gering gewesen, weshalb Mihály seinem Rat folgte.
    Was, wenn es bei Krankheiten ähnlich verlief?
    Es war nicht seine schlaueste Theorie, aber im Moment seine einzige.
    Das Baden war schon wegen des angenehmen Duftes und des heißen Wassers ein Vergnügen. Ob Tamás und Bence von dem Zusammenhang von Sauberkeit und Gesundheit während ihres Studiums gehört hatten? In der Theorie? Umsetzen taten sie ihr Wissen jedenfalls nicht.
    Er holte tief Luft und machte sich auf einen verbalen Angriff gefasst. „Wenn wir die Ursache des Gestanks verhindern, verhindern wir vielleicht die Ausbreitung der Pestilenz und jeder anderen Krankheit auch.“
    „Asien existiert in weiter Ferne“, sagte Tamás milde, während sein nach überanstrengtem Magen riechender Atem den Weg in Mihálys Nase fand. „Demnach können wir die Quelle der bösen Winde nicht beseitigen.“
    „Es sind auch nicht die Winde allein.“ Wieder begann Bences Nase zu leuchten. „Wie mein hochgeschätzter Kollege aus Pest ausführte, liegt es einzig am Zusammenspiel der gelben mit der schwarzen Galle.“
    Mihály war kurz davor, mit dem Kopf an die Wand zu schlagen. Mit Tamás ’  oder wahlweise mit Bences.
    Buda und Pest waren einen Steinwurf voneinander entfernt. Nur die Donau trennte die linke von der rechten Dummheit sogenannter Kollegen.
    „Freunde, wascht euch einfach.“ Zugegeben, mit Seife allein kam er der Krankheit wahrscheinlich nicht bei. Aber es war ein Anfang. Immerhin sprossen auf seiner Haut keine eitrigen Furunkel.
    „Waschen?“ Zwei Augenpaare sahen ihn erstaunt an. „Nach den neuesten Erkenntnissen dringt das Wasser durch die Poren der Haut, macht sie weich und schwemmt sie auf.“ Tamás streckte den Zeigefinger in die Luft. „Es verdünnt die Säfte und schwächt den gesamten Organismus. Erst dadurch können Krankheiten eindringen und ihn von innen heraus vergiften.“ Er blähte die Wangen, was einer seiner krabbelnden Gäste Grund zur Flucht gab. Mihály rückte mit dem Stuhl weiter von ihm weg. Die Tierchen waren winzig. Wären seine Augen nicht so geschult, hätte er sie nicht gesehen, dafür aber bald gespürt.
    „Wer gesund sein und bleiben will, lieber Mihály, muss sich vom Wasser fernhalten. Ein konsequentes Umsetzten dieser Theorie würde auch endlich zur Schließung der Badehäuser führen, die durch ihre Existenz den Sittenverfall vorantreiben und arglose Seelen direkt in
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