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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit
Autoren: S.B. Sasori
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Teufels Rachen treiben.“
    Bence nickte eifrig. „Jeder weiß, was in den Badehäusern geschieht.“
    Baden, rasieren, Nägel feilen, Haare schneiden. Eventuell Zähne ziehen, ab und an zur Ader lassen und bei Gelegenheit einen angenehmen Fick in heißem Wasser. Als sie eine Zeit lang in Buda gelebt hatten, waren sein Vater und er regelmäßig in eines dieser Häuser gegangen. Gegen ein paar Münzen teilte eine Hübsche den Zuber mit dem Gast und rieb ihn in einen süßen Rausch. Breitbeinig hatte Mihály die Dirnen des Baders ihre Arbeit an ihm tun lassen und dabei mit geschlossenen Augen von einem gut gebauten Jüngling geträumt, bis das geronnene Zeichen seiner erfüllten Lust sich auf der Wasseroberfläche mit dem Seifen- und Hautfett mischte.
    „Hurerei.“ Bence spuckte angewidert aus.
    Das mochte sein, aber auf hohem und sauberem Niveau.
    „Du riechst auch reichlich oft nach Blumen.“ Tamás sah ihn abschätzig an. „Weibisch, findest du nicht?“
    Nicht halb so weibisch wie meine heimlichen Penetrationswünsche.
    Der Gedanke blieb verschlossen in seinem Geist.
    „Das schickt sich nicht, für einen gottesfürchtigen Mann.“ Mit zusammengekniffenen Augen musterte ihn Tamás von oben bis unten. „Das Seifensieden ist keine Kunst. Es ist ein abgeschmacktes Handwerk, das der Sünde den Weg bereitet.“
    Zum Teufel mit gelehrter Einfältigkeit!
    Vlad war während eines Feldzuges gegen Mehmed II. in den Besitz eines eigenen Seifensieders gekommen. Mihály hatte bei dem Türken alles über die Feinheiten dieser Kunst gelernt. Nicht schlichtes Knochenfett-und-Pottasche–zusammen-matschen, sondern die Herstellung wohlriechender Kostbarkeiten, denen, je nach verwendeten Zutaten wie Blüten und Kräutern, besondere heilende und auf die Seele wirkende Eigenschaften innewohnten. Wenn die Osmanen in naher Zukunft das Heilige Römische Reich überrannten, konnte sich nur ein Dummkopf darüber wundern. Es gab kein Handwerk, keine Kunst und erst recht keine Wissenschaft, in der sie dem Abendland nicht überlegen waren.
    Mihály schnappte sich eine der Masken und stopfte ebenfalls Essigschwämme in den Lederzinken. Ob es etwas brachte? Darauf geschissen! Früher oder später starb jeder einmal. Aber da allem Anschein nach er es sein würde, der nach Dömös ritt, wollte er dieser Vorsichtsmaßnahme zumindest eine Chance geben.
     
    *
     
    „Sieht mager aus.“ Levente warf einen spöttischen Blick in die Kasse. „Strotzen Visegráds Bürger vor Gesundheit oder knausern sie nur?“
    „Weder noch.“ Attila klappte den Hort der zu wenigen Münzen zu. „Ich verschwende mein Vermögen gerne für ein süßes Leben in einer bitteren Welt.“ Wenn die Apotheke sein einziges Auskommen wäre, müsste er seinen Lebensstand überdenken. Zum Glück waren da noch die zwei Badehäuser in Buda und die Taverne in Pest. Zwar alle drei in den fähigen Händen seines Bruders Levente aber die Hälfte der Einnahmen floss zu ihm, und zwar an Staat und Kirche vorbei. Die Familie Barti hielt zusammen.
    „Macht sich Silas gut?“ Levente sah über die Schulter nach draußen, wo der Junge den Schlamm von der Schwelle fegte. Offiziell galt er vor den Augen der Welt als sein Geselle. Inoffiziell teilte er mit ihm das Lager. Hinter geschlossenen Läden und Türen, denn nicht einmal der Hauch eines Verdachtes sollte den ehrenhaften und stets freundlichen Apotheker aus Visegrád treffen. Dass sein Bruder mit süßen und zum Glück sündigen Mädchen und sanften Jungen ein Vermögen verdiente, durfte niemand im Ort erfahren.
    Silas war ein ganz reizender Appetithappen und bereits vortrefflich eingeritten.
    Levente grinste, als er Attilas Seufzen vernahm. „Der Kleine war ein Glücksgriff. Am liebsten würde ich ihn wieder nach Buda mitnehmen. Sein Zuckerarsch ist blankes Gold wert.“
    „Bei deinem nächsten Besuch.“ Noch gehörte Silas ihm. „Nimm mir die Bengel nicht immer dann weg, wenn ich sie eingearbeitet habe.“
    Levente zog die Brauen hoch.
    „In der Apotheke, meine ich.“ Silas stellte sich nicht nur auf der Matratze, sondern auch im Laden geschickt an.
    „Mit meinem neuen Fang habe ich nicht so viel Glück.“ Levante fuhr sich durch die grauen Haare. Auch wenn sein älterer Bruder das rüstigste Mannesalter hinter sich gelassen hatte, lieferte er noch einen stattlichen Anblick. Von außen ging er als wohlhabender Kaufmann durch, für den ihn die Leute auch hielten. Sammelte er aus den Dörfern Mädchen für die Badehäuser
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