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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia
Autoren: Raymond E. Feist
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mit der geschmeidigen Anmut eines Schwertkämpfers. Seine Kleidung war von beachtlicher Qualität, angefangen von den Sandalen aus blaugefärbtem Leder bis zu der bestickten Seidentunika. Er trug seine Haare wie ein Krieger, und sein einziger Schmuck war ein Anhänger aus schwarzem Obsidian um seinen Hals.
    »Hokanu«, sagte Mara. Bei diesem Namen entspannte sich ihr Leibwächter. Lujan war zwar während des Blutbades im Herrenhaus der Minwanabi nicht anwesend gewesen, doch von den Gesprächen in den Unterkünften der Krieger wußte er, daß Hokanu und sein Vater, Lord Kamatsu von den Shinzawai, beinahe die einzigen gewesen waren, die die Acoma unterstützt hatten – zu einer Zeit, da die meisten Lords Maras Tod als eine beschlossene Sache akzeptiert hatten.
    Lujan stellte sich ehrerbietig zur Seite und betrachtete unter dem Rand seines Helms heraus den sich nähernden Edlen. Seit dem Tod ihres Mannes hatte Mara viele Heiratsangebote erhalten, doch keiner der Bewerber war so gutaussehend und in so hervorragender Position gewesen wie der zweite Sohn des Lords der Shinzawai. Lujan bemühte sich um korrektes Verhalten bis ins kleinste Detail, doch wie alle anderen im Haushalt der Acoma hatte er ein persönliches Interesse an Hokanu. Wie auch Mara, wenn er die leichte Rötung ihrer Wangen richtig deutete.
    Nach der oberflächlichen Schmeichelei der letzten Bewerber tat Hokanus ernsthaftes Bemühen um Maras Zusage erfrischend gut. »Lady, welch außerordentliche Überraschung! Ich hatte nicht erwartet, eine so schöne Blume in einer derart unfreundlichen Umgebung zu finden.« Er hielt inne, verbeugte sich ordnungsgemäß und lächelte. »Wenn wir auch jüngst gesehen haben, welche Dornen diese Blüten tragen. Euer Sieg über Jingu von den Minwanabi sorgt immer noch für Gesprächsstoff in Silmani«, sagte er, indem er auf die Stadt anspielte, die den Gütern seines Vaters am nächsten lag.
    Mara verneigte sich ebenfalls. »Ich habe unter dem Gefolge, das auf der Straße wartet, die Farben der Shinzawai nicht ausgemacht, sonst hätte ich einen Diener mit Jomach-Eistee und kaltem Kräutertee mitgenommen. Doch möglicherweise wollt Ihr Euer Interesse an diesen Sklaven nicht bekanntwerden lassen?« Sie ließ die Frage einen Augenblick in der Luft hängen, dann fügte sie heiter hinzu: »Geht es Eurem Vater gut?«
    Hokanu nickte höflich und reichte Mara die Hand, als sie auf einer Bank Platz nehmen wollte. Sein Griff war fest, doch angenehm; nicht so wie die grobe Behandlung, die sie zwei Jahre zuvor durch ihren Mann kennengelernt hatte. Ihre Blicke trafen sich, und Mara sah eine gelassene Intelligenz in seinen Augen, überlagert von Heiterkeit angesichts der scheinbaren Unschuld ihrer Frage.
    »Ihr seid sehr scharfsinnig.« Er lachte, anscheinend plötzlich erfreut. »Ja, ich bin an Midkemiern interessiert, und auf Wunsch meines Vaters, dem es übrigens außerordentlich gutgeht, versuche ich diese Tatsache nicht allzu laut kundzutun.« Sein Gesichtsausdruck wurde ernster. »Ich möchte offen mit Euch sein, Mara, so, wie es mein Vater mit Lord Sezu war – unsere Väter haben in ihrer Jugend zusammen gedient, und sie vertrauten einander.«
    Obwohl Mara von dem Charme des jungen Mannes sehr eingenommen war, bekämpfte sie den Wunsch, ihm gegenüber offen zu sein, um nicht alles zu enthüllen. Sie traute Hokanu; doch der Name ihrer Familie war erst kürzlich vor der Vergessenheit bewahrt worden, und sie konnte es nicht wagen, alles preiszugeben. Möglicherweise hatten die Bediensteten der Shinzawai lockere Zungen, und außerdem feierten junge, von ihrer Heimat weit entfernte Männer manchmal ihre erste Freiheit und die neue Verantwortung mit einem ordentlichen Schluck. Hokanu schien so vorsichtig zu sein wie sein Vater, doch sie kannte ihn nicht gut genug, um ganz sicher sein zu können.
    »Ich fürchte, das Interesse der Acoma an den Barbaren ist rein finanzieller Art.« Mara fächelte sich mit leichtem Bedauern Luft zu. »Der Schwärm der Cho-ja, den wir vor drei Jahren für uns gewannen, benötigt Weideland, das wir eigentlich für die Needras brauchen. Wenn die Sklaven den Wald jedoch in der feuchten Jahreszeit abholzen, werden sie krank, sagt mein Hadonra. Wir müssen also Verluste in Kauf nehmen, damit unsere Herden zur Zeit des Kalbens genug Gras zum Fressen haben.« Sie blickte Hokanu reuevoll an. »Doch ich hatte nicht erwartet, hier einen Mitbewerber zu treffen. Ich freue mich, Euch zu sehen, doch es ärgert mich,
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