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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
Autoren: Garth Nix
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wirbelte herum. Adras schwebte hinter ihm, aber in seiner aenirischen Sturmhirten-Form und nicht als Geistschatten. Das war vollkommen unmöglich. Alle Aenirer wurden in der Dunkelwelt zu Geistschatten.
    „Wo sind wir?“, fragte Adras und kratzte sich mit einem seiner aufgeplusterten Finger den wolkigen Kopf.
    „In meinem Traum“, sagte Tal. „Bist du du, oder bist du ich, wie ich dich träume?“
    „Was?“, fragte Adras. „Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich eingeschlafen bin.“
    „Ja, aber ich könnte ebenso gut träumen, dass du das sagst“, sagte Tal. „Hoffentlich wachen wir bald auf.“
    Er drehte sich wieder zu der Crone um und erschrak erneut. Das Deck war auf einmal voller Cronen. Eine Menge Cronen – und eine Mutter-Crone saß auf einem knöchernen Stuhl mit einer hohen Lehne.
    „Wer sind denn die?“, fragte Adras und plusterte sich zu seiner vollen Größe auf. In seinen Fäusten knisterten ein paar kleine Blitze. „Feinde?“
    „Nein!“, sagte Tal schnell. „Es sind Eiscarls. Wie Milla.“
    „Sie sind aber sehr viel hässlicher als Milla“, sagte Adras, ließ jedoch die Blitze wirkungslos in der Luft verpuffen.
    Die Cronen glitten auf Tal zu. Er sah ihnen nervös zu, bewegte sich aber nicht, als sie sich um ihn versammelten. Er konnte ihren Blicken nicht standhalten und musste die Augen schließen.
    Als er spürte, wie die Cronen ihn hochhoben, öffnete er die Augen wieder. Hoch über sich sah er den Mast und seinen Sonnenstein. Dahinter lag die Dunkelheit.
    Die Cronen warfen ihn in die Luft. Es war ein aufregendes Gefühl, in die Luft geworfen und wieder aufgefangen zu werden. Beim ersten Mal flog er bis auf halbe Masthöhe. Beim zweiten Mal erreichte er die Höhe des Sonnensteins.
    Beim dritten Mal kam er nicht wieder herunter. Er flog einfach höher und höher in den dunklen Himmel. Dann gab es plötzlich einen hellen Lichtblitz und Tal lag zusammengekauert, aber hellwach in der Kristallkugel. Fashnek war nur ein paar Spannen von ihm entfernt und drehte wie wahnsinnig an dem Rad, das das grüne Gas kontrollierte. Wieder stiegen Dünste um Tals Füße herum auf, doch er ignorierte sie.
    Ohne zu zögern griff er mit seinen Gedanken nach den sieben Sonnensteinen und übernahm die Kontrolle über sie. Jeder einzelne blitzte auf und nahm dann eine stetige Färbung an – den Code, der die Kristallkugel öffnete.
    Es gab ein leises Klickgeräusch und die Kugel öffnete sich an ihrem Äquator. Tal stieß sie auf und sprang heraus. Fashnek stieß einen Schrei aus – einen seltsam hohen und schrillen Schrei für einen Erwählten. Er ließ den Sonnenstein fallen, den er in der rechten Hand gehalten hatte, und wankte zurück. Seine beiden Körperhälften waren offensichtlich in Panik.
    Tal schnappte sich den Sonnenstein, als er über den Boden schlitterte.
    „Nein, nein, ich war es nicht“, jammerte Fashnek. Einen Atemzug später: „Fangt ihn! Tötet ihn!“
    Die beiden Geistschatten, die Fashnek begleiteten, gehorchten sofort. Das Urgelgurgel hüpfte zweimal auf und ab und sprang auf Tals Kopf zu, während der Schatten mit der Wespentaille nach seinen Beinen griff.
    Einmal mehr reagierte Tal instinktiv, beinahe ohne nachzudenken. Er ging zurück in die Kugel. Er kontrollierte noch immer die sieben Sonnensteine, ließ jeden von ihnen eine dünne, violette Linie erzeugen und bildete damit einen Zaun um sich.
    Das Urgelgurgel traf auf den Zaun und wurde sofort entzweigeschnitten wie ein Apfel. Die beiden Hälften kamen ungeschickt auf dem Boden auf und hüpften davon. Einen Moment lang kamen sie wieder zusammen, doch dann ertönte einen Plopp-Laut, als das Urgelgurgel verschwand – entweder zurück nach Aenir oder für immer zerstört.
    Der Wespentaillen-Schatten war schneller. Er drehte sich weg und verlor an dem violetten Draht nur eine Hand.
    Tal hielt den Sonnenstein hoch, den er vom Boden aufgenommen hatte. Der Geistschatten hob seine verbliebene Hand in einer abwehrenden Geste und löste sich auf. Tal war über dessen schnelles Verschwinden besorgt. Es zeigte, dass freie Geistschatten nach Aenir zurückkehren konnten, wann immer sie wollten. Er hoffte, dass es ihnen sehr viel schwerer fallen würde wiederzukommen. Doch da der Schleier bereits geschwächt und in diesem Augenblick vielleicht schon ausgefallen war, könnte das auch nicht der Fall sein.
    „Verschont mich, nobler Herr“, jammerte Fashnek. Er kniete auf dem Boden vor Tal. „Ich bin nur ein treuer Diener
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