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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
Autoren: Garth Nix
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als Teil einer Falle benutzen, um eine Kreatur aus Aenir einzufangen, sie zum Geistschatten zu machen und mit zurück zum Schloss zu nehmen. Millas Aufmerksamkeit galt noch immer dem Platz zwischen den Bäumen. Sie sah besorgt aus.
    „Irgendetwas geht hier vor“, sagte sie. „Hör hin!“ Tal blieb ruhig stehen und horchte. Zuerst hörte er nur den Wind in den Ästen über ihm. Dann hörte er es auch. Ein entferntes Grollen, das langsam näher zu kommen schien.
    „Donner“, sagte er. „Und das bedeutet auch Blitze.“
    „Blitze?“, fragte Milla. „Was sind Blitze?“
    „Äh, das ist schwer zu erklären“, gab Tal zurück. Er hatte dieses Phänomen nur in Aenir erlebt, denn die Blitze drangen nicht durch den Schleier der Dunkelwelt. Doch sie schlugen in die Türme ein und er hatte auch im Schloss schon oft den Donner gehört, der die Blitze begleitete. Die Lektoren hatten mehrere Unterrichtsstunden über Blitze gegeben und darüber, wie man sie mit Lichtmagie imitieren konnte.
    Auch die Eiscarls mussten Donner kennen, doch sie konnten ihn nicht in Verbindung mit Blitzen bringen, denn sie sahen sie niemals. „Ein Blitz ist eine Art konzentriertes Licht, das aus dem Himmel kommt. Man kann herausfinden, wie weit der Blitz entfernt ist, indem man die Zeit zwischen dem Blitz und dem Donnerschlag zählt.“
    „Ich sehe keinen Blitz“, sagte Milla. „Hier sind zu viele Bäume…“
    Sie hielt mitten im Satz inne. Vor ihnen, nicht weit entfernt, bewegte sich langsam ein Baum. Er wogte nicht von Seite zu Seite, sondern… er ging.
    Tal und Milla hüpften beide hoch, als das Gras unter ihren Füßen erzitterte. Der am nächsten stehende Baum schwankte und wurde ein wenig größer. Eine seiner oberirdischen Wurzeln bog sich um und zog sich plötzlich mit einem Ploppgeräusch aus dem Boden.
    „Die Bäume können gehen?“, fragte Milla. Sie schien darüber eher erfreut als besorgt zu sein.
    „Eigentlich nicht“, sagte Tal unsicher. „Aber hier in Aenir? Wer weiß?“
    Alle Bäume um sie herum entwurzelten sich selbst. Sie schwankten und kippten, fielen aber nicht um. Tal und Milla zogen sich von dem Baum zurück, der ihnen am nächsten stand, obwohl er keine bedrohlichen Bewegungen machte. Als genug von seinem Wurzelsystem frei lag, begannen alle Wurzeln wie tausende kleiner Beine zu laufen und der Baum bewegte sich von ihnen fort.
    Alle Bäume gingen jetzt. Sie liefen in alle Richtungen, nur nicht in Richtung des Sturmes. Sie flohen vor dem Donnergeräusch, das mit jedem Augenblick näher und näher kam.
    „Die Bäume fliehen“, sagte Milla. „Vor dem Donner?“
    „Vielleicht“, sagte Tal. Der Wald hinter ihnen hatte sich aufgelöst. Bäume schüttelten sich und wankten umher, Blätter und Äste fielen überall in der Hast des Aufbruchs zu Boden. „Manchmal geschehen in Aenir Dinge ohne Grund.“
    Milla schnaubte. Tal wusste, was dies bedeutete: Dass Milla nicht viel von seinem Wissen über diesen Ort hielt. Er sah weiter zum Himmel und versuchte, sich an alles zu erinnern, was man ihm jemals über Stürme in Aenir beigebracht hatte. Vage Erinnerungen an das Lektorium kamen ihm in den Sinn, die meisten von einem dozierenden Lektor Norval.
    Alles, woran er sich erinnern konnte, war eine Geschichte über Sturmhirten. Das waren seltsame Kreaturen, die aussahen wie Wolken mit menschlichen Formen. Sie waren zehn oder zwölf Spannen hoch und galten als ungefährlich, wenn man sie nicht behelligte. Doch das half ihm jetzt nicht viel.
    Auch Tals Erinnerungen an frühere Besuche in Aenir mit seiner Familie halfen ihm nicht. Sie waren immer in der Nähe der Enklave der Erwählten geblieben. Nur sein Vater war weiter weg gewesen.
    Die Bäume machten sich noch immer davon und auf einmal sahen Tal und Milla ein geschlossenes Band dunkler Wolken am Horizont. Jetzt waren auch Blitze zu sehen, die aus dem Himmel herabzuckten. Tal warf Milla einen Blick zu und sah, wie sie völlig gebannt die Szenerie beobachtete. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: „Es ist nicht unehrenhaft, Schutz vor einem Sturm zu suchen. Wir sollten den Bäumen folgen.“
    „Ich bin mir nicht sicher“, gab Tal unschlüssig zurück. Er sah dem schnell davoneilenden Wald nach, der sich Tals Schätzung nach Richtung Süden zurückzog. Dann drehte er sich um und warf einen Blick auf die felsigen Hügel im Osten und Westen und wieder auf die dichten Wolken. „Wir sollten, glaube ich, in diese Richtung gehen.“
    Er zeigte auf die näher
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