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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
Autoren: Garth Nix
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sie mit ihrem Messer die drei Narben an ihrem Handgelenk wieder auf.
    Der Regen wusch sofort das Blut weg, doch Milla wartete, bis auch Tal zögernd sein Handgelenk ausstreckte.
    Milla schnitt genau so flink und genau so sauber wie die Crone.Tal zuckte schon zusammen, als die Spitze ihres Messer noch kaum seine Haut berührt hatte. Er erwartete wie immer etwas Schlimmeres. Er verstand nicht, weshalb sich die Eiscarls am Handgelenk schnitten. Weshalb stachen sie nicht einfach mit einer feuersterilisierten Nadel in den Finger?
    „Blut des Clans, Knochen des Schiffes“, sagte Milla in einem Singsang und wischte ihr Handgelenk an Tals ab. Dann legte sie die flache Klinge ihres Messers auf beide Wunden. Sie sah Tal mit stechendem Blick an und er wiederholte ihre Worte.
    „Meister und Schüler unter dem Sonnenstein“, fuhr sie fort und drehte das Knochenmesser um, das noch immer zwischen ihren Handgelenken lag. „Schüler und Meister unter dem Schwert. Beim Blut des Clans und dem Knochen des Schiffes. Das schwören wir bei unserem Blut im Wind…“
    Sie warf ihre beiden Handgelenke hoch und ließen das Blut von dem sehr schwachen Wind davonwehen.
    „Und Blut dem…“
    Sie zögerte und sah sich um. Normalerweise hätte sie jetzt „Eis“ gesagt.
    „Regen“, sagte Tal und hielt sein Handgelenk in den Himmel. „Blut dem Regen.“
    „Blut dem Regen“, bestätigte Milla und folgte seiner Geste.
    Zwei tränenförmige Regentropfen fielen dann auf die Wunden der beiden und wuschen die letzten Spuren von Blut fort. Kein weiteres Blut quoll mehr hervor, als hätten die Regentropfen die Haut auf wundersame Weise verheilen lassen.
    Tal und Milla starrten ihre Handgelenke an. Dann sahen sie blinzelnd zum Himmel, in den Regen. Als ein plötzlicher Donnerschlag über ihnen ertönte und eine Schockwelle durch die Luft rollte, sprangen beide hoch.
    Sie sahen fasziniert, wie die dunklen Wolken sich verschoben, teilten und sich plötzlich zwei Klumpen aus der Masse lösten und nach unten bewegten. Zwei annähernd menschenförmige Schwaden formten sich aus den Klumpen. Zuerst erschienen ihre Köpfe, dann wuchsen die Arme heraus und schließlich streckten sich ihre Beine bis auf den Kamm des Hügels herab.
    Kleine Blitze zuckten um ihre Augen. Es waren die einzigen hellen Flecken der Wolken-Kreaturen.
    Milla und Tal wichen von den riesige Kreaturen zurück, die sie mit Leichtigkeit um ein Dreifaches überragten.
    Eine der Kreaturen kam nach vorn und begann zu brüllen.
    „Wer gibt dem Regen Blut bei Sonnenuntergang am alten Hrigga-Hügel?“
    Dann brüllte die zweite: „Wer ruft die Sturmhirten?“
    Dann brüllten sie zusammen und der Donner ihrer Stimmen warf Tal und Milla zu Boden.
    „Wer leistet den Blutzoll?“
    Tal starrte zu den riesigen Gestalten hinauf. Seine Gedanken rasten. Blutzoll. In Aenir bedeutete das ein Leben. Doch er konnte sie mit seinem Schatten austricksen und ihn dazu benutzen, einen von ihnen als Geistschatten an sich zu binden. Ein Sturmhirte wäre hier ein großartiger Verbündeter und ein sehr mächtiger Geistschatten im Schloss. Doch wenn er irgendetwas an dem Ritual falsch machen würde, würde er seinen natürlichen Schatten und damit die Chance auf einen Geistschatten verlieren.
    Sollte er jetzt, im Eifer des Gefechts, das Risiko eingehen? Würde er noch eine bessere Gelegenheit bekommen? Und was war mit Milla? Es waren zwei Sturmhirten. Der andere würde auch ihren Schatten fordern und Milla würde ihn nicht hergeben. Er musste sie dazu zwingen…
    Tal warf ihr einen Blick zu. Sie schauten sich in die Augen. Er sah, dass sie ihm vertraute. Sie erwartete, dass er an ihrer Seite kämpfen würde und nicht, dass er versuchte, ihren Schatten zu verkaufen.
    Milla erkannte, dass Tal blinzelte und er seine rechte Hand mit dem Sonnenstein-Ring hob. Sie wusste mit einem Mal, dass da Verrat lauerte. Trotz all ihrer Blutpakte war er doch kein Eiscarl. Sie konnte nicht voraussagen, was er tun würde und sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass es immer das Beste für den Clan und das Schiff war. Zorn stieg in ihr hoch und sie spürte, wie sich das Merwin-Schwert in ihrer Hand bewegte. Sie könnte ihn mit der flachen Klinge niederschlagen und dann weglaufen…
    Tal sah, wie sich Millas Blick verhärtete und ihr Schwert sich hob.
    Er musste sich entscheiden. Sollte er versuchen, einen der Sturmhirten mit seinem Schatten zu überlisten und hoffen, dass der andere sich Millas Schatten holen konnte?
    Die
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