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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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sie erblickt hatte.
Kistchen und Regale mit Büchern und Rollen aus Tierhaut. Pergamente die seit zig Jahrzehnten kein Licht gesehen hatten.
Die teils sorgsam, teils hastig und unachtsam da hergeworfen lagen. Manche waren auf den ersten Blick als angefressen oder anders beschädigt zu erkennen, andere machten den Eindruck als seien sie völlig intakt.
Einer der Vorteile von Pergamenten gegenüber Papier war ihre Haltbarkeit.
„Buchhaltung? Lagertabellen und Bestellungen?“, fragte Gerd, weil Elvira sich sofort an die Sichtung der ersten Schriftstücke machte.
„Jain. Einiges davon ist üblicher Kram. Fragt sich nur, was das hier unten zu suchen hat. Tabellen mit irgendwelchen Zahlen. Aber etwas macht mich doch stutzig.“
„Aha? Und was wenn man fragen darf“, stichelte Gerd, als Ellie mehr und mehr in Gedanken abwandernd das Reden einzustellen schien. Als hätte man sie geweckt beendete sie ihre Mitteilung.
„Die Zahlen scheinen keine Einkäufe zu sein, sondern Lagerzahlen eines Gefangen- oder Verwundetenlagers. Also auf den ersten Blick. Und das hier in der Kiste ist besonders, weil es verziert ist. Sowohl das Kistchen, als auch der Kopf der ersten Seite. So etwas machte man nicht einfach so. Und warum sind Lagerzahlen auf teurem Pergament? Alles sehr seltsam, wie ich meine.“
Und als gäbe es kein Später. Als gäbe es keine Kälte oder Hunger und Durst nach stundenlanger Arbeit, fing sie an zu lesen.
Gerds Einwand, dass sie die Schriftstücke doch wie üblich zuerst katalogisieren und eventuell auch konservieren sollten drang schon nicht mehr zu ihr durch...
 
     

Drei
     
    „ Testamentum Amadei “, prangte es verziert und kunstvoll geschwungen in großen Lettern auf dem Schriftstück .
„Das Vermächtnis des Amadeus.“
Wer auch immer dieser Amadeus gewesen sein mochte, irgendetwas schien er zu erzählen zu haben.
    „Deus non ridiculus est, sed multum homo“….. Gott ist nicht lächerlich, aber oft ist es der Mensch – übersetzte sie. Und las weiter.
„Und doch sind wir sein Abbild, seine Kinder, seine Schafe. Auch wenn er uns manches Mal zur Schlachtbank führt.
Viel gibt es zu berichten und vielleicht wenig Zeit bleibt mir dazu. Aber ich will der Welt die Taten eines Mannes kundtun, der so vielen Menschen das Leben rettete vor der großen Krankheit. Vor der Pestilenz, die uns so viel Kummer und Leid schenkte, uns die Liebsten nahm und Furcht und Schrecken verbreitete. Die Familien und Menschen zerriss und allen Orts nur Einsamkeit und Tod hinterließ.
So fange ich denn damit an.
    Leonhardt, so war sein Name. Hart wie ein Löwe. So sagt es der Name.
Ach, wäre er es nur früher gewesen. Wie viele Leben hätte er gerettet. Mehr gerettet.
Denn erst spät geworden ist er es.
Hart. Mutig, gleich einem Löwen und stolz wie eben einer.
Im Heuert 1 des Jahres des Herren 1324 erblickte er das Licht der Welt. Schreiend und die Brust der Mutter suchend, wie alle Kinder.
Ich war an diesem Tage zugegen, denn im Dorfe Hergendorf waren viele Kinder zu taufen und den jüngeren unter den Brüdern ward die Taufe zuteil, denn die alten vergruben sich lieber in ihren Studien und Abschriftzellen. So taufte ich auch Leonhardt, der wenn er den frühen Tod so vieler Kinder starb, nicht als Heide der Verdammnis entgegensehen sollte. Immer wieder trieb es mich in seinen Ort und so sah ich ihn heranwachsen.
Nicht, dass er besonders stattlich gewesen wäre, oder auffallend hübsch.
Gesegnet mit einem wachen Verstand sehr wohl, aber sonst ragte er nicht heraus aus der Schar der vielen Kinder in Hergendorf.
Später jedoch – es mag 1337 oder 38 gewesen sein verlor ich ihn, als er in die Dienste des Freiherren Adalbert zu Hergendorf zog und traf ihn erst wieder, als die Pestilenz schon ihre Klauen an unserem Hals hatte.“
    Das Latein alleine war schon schwierig zu übersetzen, aber die Schrift kam als Problem hinzu. Teils verwischt, teils blass und fast verblichen kostete es Ellie erhebliche Anstrengungen dem Text zu folgen. Auffallend war, dass die Absätze mit Kapiteln verziert waren. Dies war keine Urschrift, sondern eine Abschrift.
Sie musste es hier herausschaffen und an einem sichereren Ort lesen. Aber ein paar Zeilen waren doch sicher noch zu schaffen….
Sie nahm Gerd schon lange nicht mehr wahr. Er bemerkte es, wunderte sich aber nicht sondern erleuchtete den Raum für sie.
Völlig entrückt wanderten Elviras Augen über die Schrift.
    „Im Ernting 2 anno 1349 war es dann als ich ihn wiedertraf.
Wie schon so oft
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