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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
Autoren: Gerri Russell
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sein.
    »Captain, Sir?« Ein Matrose mit rotem Kopf kam zu Wolf geeilt.
    »Was gibt es?« Er legte den Sextanten zur Seite und ärgerte sich darüber, dass er es sich gestattet hatte, seine Gedanken zu dieser Frau zurückkehren zu lassen.
    Der Matrose kam schlitternd zum Stehen, er atmete in kurzen, hastigen Zügen. »Lady Isobel … Euer Quartier …»
    Wolf legte die Stirn in Falten. »Was ist mit ihr?«
    Der Matrose schluckte angestrengt. »Ich glaube … das solltet Ihr Euch besser selbst ansehen.«
    Was war denn passiert? Wolf hielt seine Verärgerung zunächst einmal im Zaum, als er sich nach unten in dem Bauch der Ategenos begab.
    »Hier drinnen, Sir.« Der Mann zeigte auf die Tür zu seinem Quartier.
    Wolf betrat den Raum und blieb verdutzt stehen. »Mein Gott, was ist denn hier passiert?«
    Es herrschte das völlige Chaos. Karten, Bücher und Kleidung lagen überall verstreut, als hätte hier ein Orkan gewütet. Brahans Hemd war aus dem Bund seines Tartans gezogen worden, von der Schulter bis zur Brust war der Stoff zerrissen. Sein braunes Haar war völlig zerzaust, und ihm stand der Schweiß auf der Stirn.
    »Lasst mich frei!« Isobel zerrte an den Seilen, mit denen sie an einem Stuhl in der Mitte der Kajüte festgebunden war. Als Wolf hereinkam, drehte sie sich zu ihm um. »Ich flehe Euch an, schließt mich nicht hier ein!« Ihre braunen Augen funkelten, während sie redete.
    Wut überkam ihn, als er eine dunkellila verfärbte Beule an ihrer Schläfe bemerkte. »Was ist geschehen? Warum ist sie gefesselt?«
    »Mir ist nichts anderes mehr eingefallen, wie ich sie hätte ruhigstellen können«, erklärte Brahan, der angestrengt atmete. »Ich brachte sie her und setzte sie aufs Bett.« Er fuhr sich durchs zerzauste Haar, schuf aber nur mehr Durcheinander als Ordnung. »Erst war sie so friedlich wie ein Kätzchen, und einen Augenblick später führte sie sich auf wie eine Furie.«
    »Und diese Beule?«
    Brahan zuckte mit den Schultern. »Sie muss sich irgendwo gestoßen haben.«
    Wolf schaute wieder die Frau an und konnte beobachten, wie der Zorn in ihren Augen nackter Angst wich. Er ging ein paar Schritte auf sie zu. Er kannte diesen Ausdruck von manchen seiner Männer, bevor sie in eine Schlacht zogen, in der ihr Leben auf dem Spiel stand. Nicht Wut, sondern Entsetzen trieb diese Frau zu ihrem Handeln. »Binde sie los.«
    Kopfschüttelnd erwiderte Brahan: »Dann wird sie nur …»
    »Binde sie los«, wiederholte er ungehalten.
    Brahan trat hinter sie und zog an den Seilen, und im nächsten Moment war sie wieder frei. Sie versuchte aufzustehen, fiel aber nach hinten auf den Stuhl. Vor Anspannung ballte sie die Fäuste, ihr Gesicht wies eine kränkliche Blässe auf. »Bitte«, sagte sie. »Ich muss zurück an Deck.«
    Wolf ging zu ihr, hob sie auf die Arme, und bevor er Gelegenheit zum Nachdenken bekam, verließ er sein Quartier und trug die Frau nach oben an Deck.
    Kaum war sie zurück an der frischen Luft, bekamen ihre Wangen wieder etwas Farbe. Hastig schnappte sie nach Luft, und mit jedem Atemzug schwand ein wenig mehr von ihrer Panik. »Danke«, flüsterte sie. »Bringt mich nicht zurück nach da unten. Nicht nach da unten. Ich möchte hierbleiben … an Deck … unter freiem Himmel.« Ihre Lider flatterten, als sie die Augen schloss und tiefer und gleichmäßiger atmete.
    Er konnte spüren, wie die Anspannung von ihr abfiel, und als er ihr ins Gesicht sah, wurde ihm eine eindringliche unschuldige Ausstrahlung bewusst. Der Wind erfasste ihr goldblondes Haar und wehte ein paar Strähnen auf ihre Wangen.
    Frauen von ihrem Schlag machten das Leben eines Mannes nur unnötig kompliziert. Seine Geliebte Fiona war dagegen ein ganz anderer Typ, da sie sich nur dafür interessierte, wie viel Reichtum ein Mann vorweisen konnte. Solange ihr Geliebter genug Geld besaß, um sie bei Laune zu halten, blieb sie bei ihm im Bett, hielt sich aber aus seinem übrigen Leben heraus.
    Wolfs Blick wanderte von Isobels Gesicht zur pechschwarzen Tiefe der See. Das Wasser erstreckte sich vor dem Schiff ruhig und eisig, und damit war es so ganz anders als die rasende Hitze, die dort von ihm ausging, wo sein Körper den ihren berührte. Ein sinnliches Verlangen überkam ihn, und er drückte sie fester an sich, sodass er den schwachen Duft nach Heidekraut wahrnehmen konnte, der sich in ihren Haaren hielt.
    »Zum Teufel mit dem Mann«, murmelte Wolf, doch diesmal regte sich nicht dieser unbändige Hass, der sonst einem solchen Fluch
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