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Der Seelenschluessel

Der Seelenschluessel

Titel: Der Seelenschluessel
Autoren: Olivia Woods
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wussten beide, dass das hier nicht einfach werden würde. Und, ja, wir hatten ein mieses Jahr.«
    O’Brien hätte beinahe losgelacht. Mit seinem Talent zur Untertreibung hätte Eddington es mit jedem Iren aufnehmen können. Das vergangene Jahr war also »mies« gewesen? Genauso gut könnte er die Vergangenheit der grünen Insel, all die brutalen, blutigen Auseinandersetzungen früherer Jahrhunderte mit den Briten und untereinander als »Problemchen« bezeichnen.
    »Empok Nor war ein Debakel«, fuhr Eddington fort, »und brachte uns jede Menge Rückschläge ein. Ohne Zweifel zieht die Allianz die Daumenschrauben an – nicht zuletzt dank Kiras Wiederaufstieg als Intendantin Bajors.«
    O’Brien nickte. »Sie schien die Rebellion schon immer persönlich zu nehmen, oder?«
    »Eine Rebellion, die du und Sisko begonnen haben«, sagte Eddington. Er legte die Hände flach auf O’Briens Tisch und beugte sich vor. Die Schärfe in seinem Tonfall war zurück. »Du bist einer der Väter der Rebellion, Miles. Vergiss das nicht. Du darfst keine Zweifel haben, darfst nichts bedauern. Du kannst dir den Luxus nicht erlauben, unsere Arbeit als kolossalen Fehler zu betrachten und zu hinterfragen.
Du
nicht.«
    O’Brien nickte seufzend. Eddington hatte recht, so sehr er sich auch wünschte, er könne diese bittere und unausweichliche Wahrheit leugnen. Aber er wusste, dass er das nicht konnte – nicht, wenn er der Mensch werden wollte, den er selbst in sich sah. O’Brien gehörte einer Spezies an, die als Sklaven lebte, seit die Klingonen und Cardassianer im vorigen Jahrhundert das korrupte, brutale Terranische Imperium – ein gewaltiges Reich, das bis dato diesen Bereich der Galaxis beherrscht hatte – erobert hatten. O’Brien hatte in jungen Jahren nur Qualen, Armut, Elend und Demütigung gekannt.
    Doch vor gut sechs Jahren hatte sich all das geändert. Bewohner eines Paralleluniversums waren gekommen und hatten ihm und Ben Sisko gezeigt, dass die Menschheit zu Größerem bestimmt sein konnte. Zu einem Schicksal jenseits der Extreme ihrer Geschichte. Zu mehr als den Grausamkeiten und Gräueltaten, die sie anderen angetan hatten und für die sie nun quasi kollektiv büßen mussten.
    Die Rebellion gegen die Klingonisch-Cardassianische Allianz war aus jener Zufallsbegegnung erwachsen. Sisko hatte sie angeführt, O’Brien an seiner Seite, und ein bunt zusammengewürfelter Haufen Ex-Sklaven, die kaum hoffen durften, auch nur den ersten Tag zu überleben, hatte sich ihnen angeschlossen. Niemand von ihnen hatte darauf hoffen können, wirklich etwas zu verändern. Und doch gab es sie immer noch, und mit den Jahren hatten sich weitere Mitstreiter ihrer Sache angeschlossen – Menschen wie Vertreter anderer Spezies, die von der Allianz unterdrückt wurden.
    Nachdem Sisko nicht mehr da war, hatte O’Brien den Anführer in sich entdeckt. Er hielt die Rebellion am Laufen, denn er klammerte sich nach wie vor an den Glauben an ein besseres Leben. Falls die Menschheit fähig war, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, dann, so hatte er gedacht, könne ein Miles Edward O’Brien das auch. Diese Überzeugung trieb ihn an.
    Zumindest meistens.
    »Du hast recht, Michael«, sagte er endlich. »Kommt nicht wieder vor.«
    Der andere Mann nahm die Hände vom Tisch und entspannte sich sichtlich. »Gut. Also weiter. Ungeachtet dessen, ob Leeta bei den Talarianern vorwärts kommt, solltest du vielleicht …« Als sich die Bürotür öffnete, verstummte er.
    Luther Sloans faltiges Gesicht erschien in der Türöffnung. »Ihr kommt besser alle beide raus. Tigan hat da was.«
    O’Brien wäre fast über seinen Tisch gesprungen, so dringend wollte er plötzlich auf die Ops. Tigan stand am zentralen Kontrolltisch und schüttelte den Kopf über das, was sie von diesem ablas.
    »Was ist los, Ezri?«
    »Wenn ich das mal wüsste«, antwortete sie. Strähnen ihres zotteligen schwarzen Haares fielen ihr in die Augen, während sie die Anzeigen einer Komm-Konsole studierte. »Angeblich erhalten wir gerade eine Subraumnachricht, aber ich kann nicht erkennen, von wo.«
    O’Brien sah ihr über die Schulter. »Eigenartig.«
    »Vielleicht haben unsere Freunde auf Bajor eine neue Methode gefunden, ihre Signale zu verschlüsseln«, schlug Sloan an der taktischen Station vor.
    »Möglich«, fand O’Brien. Das wäre ein Quantensprung für die Rebellion. Nie wieder heimliche Shuttleflüge zum Planeten, um sich mit den religiösen Enklaven zu treffen. Vielleicht ließe sich der
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