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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher
Autoren: Sebastian Fitzek
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stiften. Und ihr bot sich eine unerwartete Chance. Wenn sie es geschickt anstellte und gut improvisierte, könnte sie Haberlands Seele brechen und gleichzeitig all ihre Taten Jonathan Bruck in die Schuhe schieben. Sie hätte sogar zahlreiche Zeugen gehabt, die seine Untaten bestätigen würden. Doch dazu musste das Schott unten bleiben.«
»Und deshalb tötete sie Raßfeld?«, fragte Lydia. »Den Einzigen neben ihr, der den Code kannte. Genau. Als Yasmin die Ohrenstöpsel holte, Schadeck sich umzog und die anderen das Schott herunterließen, hat sie ihm einen Stuhl über den Schädel geschlagen. Daher das Blut auf dem Boden der Radiologie. Dann zog sie ihn in die Pathologie und legte den bewusstlosen Chefarzt in eines der unteren Kühlfächer.«
»Und das Rätsel? Wie konnte sie zu diesem Zeitpunkt wissen, dass man Raßfeld später finden würde?« »Konnte sie nicht. Das war Zufall, und das Rätsel selbst hatte keine zielgerichtete Bedeutung. Yasmin war ja leider so fürsorglich gewesen und hatte Sophias Anziehsachen aus ihrem Zimmer geholt. Unter anderem ihren Kittel. Darin befand sich bereits die Rätselkarte, die Sophia eigentlich für Caspar vorbereitet hatte. Die steckte sie jetzt Raßfeld in den Mund, schlich sich in die Radiologie zurück und legte sich in die Röhre. Yasmin kam zurück, stellte fest, dass der Professor nicht da war, und holte Hilfe. In der Zeit begann Sophia sich selbst festzuschnallen.«
»Deshalb der eine lockere Arm auf Seite 87.« Der Professor bestätigte Patricks Einwurf mit erhobenem Zeigefinger.
»Richtig. Und dann begann sie zu schreien, um jeden Verdacht von sich zu lenken.«
»Teuflisch.« Lydia massierte nervös ihre Unterlippe. »Sie hat die Menschen dazu gebracht, den Freund zu jagen und den Feind zu beschützen.«
»Aber was war das dann im Kernspinraum?« Patricks Stimme wurde wieder misstrauischer. »Als Caspar und Bachmann das Feuer gelegt haben? Wieso hat Bruck sie da eingesperrt?«
»Weil sie dort vor Sophia in Sicherheit waren«, erklärte der Professor. »Natürlich nur, wenn sie sich nicht selbst ausräucherten. Deshalb aktivierte er den Kernspin, um sie zu erschrecken, bevor sie den Brand legten. Doch es war zu spät. Sie hatten das Feuer bereits entfacht, und er selbst hatte keinen Schlüssel für die Tür, um sie wieder zu öffnen.«
»Okay, verstehe. Und die Geräusche, die sie in der Radiologie gehört haben – war das doch Linus, der die Polizei holte?«
»Nein. Noch nicht. Das war der Schneesturm. Aber dennoch war es der Musiker, dem sie alle an jenem Abend ihre Rettung zu verdanken haben. Bevor das Schott aktiviert wurde, floh er auf den Balkon, wo er wenige Minuten später Yasmin von draußen zu Tode erschreckte, als sie die Zimmer abschließen sollte. Beim Sprung in die Tiefe zog er sich einen Knöchelbruch zu, dennoch schaffte er es bis zur Straße hinunter und zum Villenviertel, wo ihn Stunden später Mike Haffner beinahe zu Tode gefahren hätte.«
»Und der hat dann die Polizei geholt?«
Der Professor nickte.
»Es hat zwar etwas gedauert, bis die Beamten Linus’ Kauderwelsch verstanden hatten, aber zum Glück hatte Bruck trotz der Gegenwehr ja doch noch die meisten Menschen vor Sophia in Sicherheit bringen können: Dirk Bachmann, Sybille Patzwalk, Greta Kaminsky und Mr. Ed haben die Nacht überlebt. Auch Yasmin konnte in letzter Sekunde aus dem Labor befreit und gerettet werden.« Er seufzte. »Aber für Haberland kamen die Männer leider zu spät.« »Zu spät? Was geschah denn mit ihm? Und wo ist Sophia?«
Patrick hob den Kopf und sah seinen Professor mit zusammengekniffenen Augen an, als blende ihn etwas. Der Professor drehte sich wieder zum Fenster und starrte in das fahle Dämmerlicht.
»Nun, deswegen sind wir heute hier«, flüsterte er leise.
»Wie meinen Sie das?«, hörte er Lydia hinter sich fragen.
»Das genau ist Teil des Experiments. Deshalb sollten Sie die Patientenakte so genau studieren.«
»Weshalb?«
Er drehte sich langsam zu seinen Studenten um. »Um den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte zu überprüfen. Um herauszufinden, was letzten Endes wirklich mit ihnen geschah.«
     

Heute, 15.15 Uhr
    D as Gurgeln des Ölradiators war lauter geworden, dennoch schien die Temperatur in der Bibliothek immer weiter zu fallen, je länger er redete.
»Alles, was ich Ihnen noch erzählen kann, ist, dass Sophia in jener Nacht für immer verschwand.« Der Professor schien auf einmal um Jahre gealtert. »Marie wird seitdem im WestendKrankenhaus
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