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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher
Autoren: Sebastian Fitzek
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Namen mit seinem Blut an die Fensterscheibe zu schreiben.«
Die beiden Studenten nickten.
»Wie dem auch sei. Sophia hatte Bruck stark beeinträchtigt, aber es war ihr nicht gelungen, den posthypnotischen Befehl zu plazieren. Als Bruck von Schadeck in dem Motel aufgegriffen wurde, gelang es ihm, sich aus eigener Kraftanstrengung heraus aus seinem Todesschlaf zu befreien.«
»Wie das?«
»Indem er sich ein Messer in den Hals rammte.« »Wie bitte?« Blankes Entsetzen spiegelte sich in Lydias Gesicht, während Patricks Miene völlig ausdruckslos wurde.
»Ja. Die Hintergründe hierfür sind nicht ganz klar. Recherchen haben ergeben, dass Bruck in seiner Kindheit einmal eine Wespe verschluckt hatte und an dem Stich in seine Luftröhre beinahe erstickt ist. Ich vermute, dass Sophia dieses Trauma reaktivierte und ihn zurück zu diesem Alptraum führte.«
»Sie meinen, deshalb hat er sich selbst die Luftröhre punktiert?« Lydia fasste sich an den Kehlkopf und musste schlucken.
»Ja. Als er in dem Krankenwagen lag, schwebte er in der Aufwachphase des Todesschlafs und glaubte zu ersticken. Gleichzeitig wusste er, dass ein extremer Reiz, wie zum Beispiel ein intensiver Schmerz, die Hypnose beenden kann, die bei ihm, wie gesagt, nicht so gut gelungen war wie bei den Opfern zuvor. Als Arzt war ihm zudem bekannt, dass ein derartiger Luftröhrenschnitt nicht lebensbedrohlich ist, aber zu sofortigem Handeln zwingt. Außerdem wusste er, dass sie sich in der Nähe der Teufelsbergklinik befinden mussten, in der nicht nur die Täterin, sondern auch ihr nächstes Opfer lag: Haberland, sein Patient. Hier geraten wir in den Bereich der Spekulation, denn Bruck hat nach dem Trauma jener Nacht gegenüber der Polizei nur sehr lückenhafte Angaben gemacht. Nicht alle sind mir zugänglich. Vielleicht war es Zufall, vielleicht wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, um ein altes Wortspiel zu bemühen. Jedenfalls erzielte er die gewünschte Wirkung, wenn auch auf sehr drastische Art und Weise. Schadeck hielt an, weil er die Kontrolle über seinen Wagen verlor, und Bruck wurde eingeliefert.«
»Und die Geschichte begann.«
»Noch nicht.«
»Wieso?«
Der Professor sah zum wiederholten Mal in die fragenden Gesichter seiner Versuchsobjekte.
»Nun, Sie haben Linus vergessen.«
     

Heute, 15.13 Uhr
    P atrick sah auf seine Uhr, aber es war mehr eine Übersprungshandlung, so flüchtig, wie er das Ziffernblatt betrachtet hatte. Heute war der dreiundzwanzigste Dezember. Einen Tag vor Heiligabend. Aber Zeit, so wusste der Professor, war sicherlich im Augenblick die geringste Sorge seiner Probanden.
    »Linus. Ja, richtig. Was ist mit ihm geschehen?« Sophilpatiöten.
Der Professor blinzelte und fuhr mit seinen Erläuterungen fort.
»Sophia manipulierte die Benzinleitung, damit Bruck in der Nacht im Krankenhaus gefangen war.« »Warum?«
»Um ihn zu töten, Lydia. Er war ihr stärkster Belastungszeuge. Außerdem musste sie unbedingt ein Zusammentreffen zwischen Bruck und Haberland verhindern, den sie sich ja als ihr letztes Opfer zum krönenden Abschluss vorbehalten hatte. Sie schlich sich mitten in der Nacht in Brucks Zimmer und wollte ihn vermutlich mit einem Kissen ersticken, was angesichts seiner Atemwegsverletzung ein unverdächtiger Tod gewesen wäre. Doch dabei wurde sie von Linus beobachtet, der nachts schlecht schlafen konnte und immer gerne neugierig durch die Krankenhausgänge streifte.«
»Und Linus weckte Haberland und sagte ihm, was passiert war: Sophilpatiöten . Sophia will den Patienten töten!«
»Und damit begann dann die Geschichte.« Patrick zog seine Hände aus den Taschen seiner Jacke und griff zitternd nach der Wasserflasche, ohne sie jedoch zum Mund zu führen.
»Richtig. Wegen der Störung durch Linus konnte Sophia ihre Tat nicht vollenden. Bruck floh durch das Fenster, und die Ärztin musste eine Entscheidung treffen. Wie sollte sie erklären, was sie nach Mitternacht im Nachthemd auf Brucks Zimmer verloren hatte? Wie konnte sie Linus ausschalten, der sich zwar schlecht artikulieren konnte, aber kein Idiot war? In Panik geraten, entschied sie sich für die Flucht nach vorn. Sie schrieb ein kurzes Rätsel auf einen Notizzettel, zog sich aus und setzte sich in die Badewanne. Als Haberland kam und das Papier in ihrer Hand fand, musste er davon ausgehen, dass Sophia kein Täter, sondern das vierte Opfer des Seelenbrechers geworden war. In Wahrheit wollte sie dadurch erst einmal Zeit gewinnen, ablenken und Verwirrung
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