Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)
Autoren: Shirley Waters
Vom Netzwerk:
Krieger dem Blick in die eisesstarren Gesichtszüge dieser Frau vorziehen.
    »Hebt ihn auf«, forderte er. Um nichts in der Welt würde er sich vor dieser Frau bücken – womöglich noch vor Schmerz stöhnend. Doch sie schien genauso entschlossen, sich eher mit dem Schwert entzweihauen zu lassen, als seinem Befehl zu folgen. Schließlich raffte die Rothaarige den Bund auf und legte ihn in seine Hand.
    Die Äbtissin versuchte die restlichen Nonnen beim Verlassen des Raumes zu beruhigen, aber die Frauen hasteten an ihm vorbei und machten dabei das Zeichen ihres Gottes, bevor mit erhobenem Haupt die Äbtissin hinausrauschte. Als das Rothaar ihr als Letzte folgen wollte, hielt Njal es am Handgelenk fest.
    »Ihr bleibt.«
    Er schob sie in den Raum zurück und verschloss die Tür. Ermattet von den Anstrengungen sank er auf die nächstbeste Bank, stützte die Ellbogen auf und fuhr sich durch die Haare. Die Frau hielt immer noch den Umhang fest um sich geschlungen. Es wäre für sie ein Leichtes, jetzt an ihm vorbeizulaufen, den Schlüssel im Schloss zu drehen und zu fliehen.
    »Wie ist Euer Name?«, fragte er.
    »Caitlín. Caitlín, Tochter des Herrn Colin von Lionee an der Bann. Aber bevor Ihr jetzt über mich herfallt, solltet Ihr wissen, dass Ihr mir Euer Leben verdankt.«
    Ihre Stimme zitterte, doch aus ihren Worten sprach Mut. Verzweifelter Mut, der sie stolz das Kinn recken ließ.
    »Ich bin verletzt. Sehe ich vielleicht so aus, als wollte oder könnte ich über Euch herfallen, Caitlín von Lionee?«
    »Ja, das tut Ihr.«
    Kopfschüttelnd zog er einen der Becher heran und blickte hinein. Er fieberte. Kalter Schweiß lief ihm den schmerzenden Rücken hinunter, und sie glaubte allen Ernstes, er könnte in solch einem Zustand an sein Vergnügen denken? Das Schicksal aller Nordmänner , dachte er säuerlich. Jeder glaubt, wir könnten noch im Sterben eine Wolfshorde besiegen und ein Dutzend Kinder zeugen.
    Der Gedanke, nachzuschauen, wie die Frau unter ihrem Umhang aussah, war in der Tat sogar jetzt ein angenehmer.
    Mit äußerster Willensanstrengung gelang es ihm, den Becher mit der rechten Hand an den Mund zu führen, aber das trübe Wasser erfrischte ihn nicht. Auch der Brei hinterließ kein Gefühl der Befriedigung, milderte aber die Übelkeit. Erstaunt bemerkte er, dass die Frau langsam auf ihn zutrat und ihm eine Brotscheibe und einen Weinkrug hinschob.
    »So«, sagte er, nachdem er einen kräftigen Schluck getrunken hatte. »Sagt mir, wie es um mich steht. Ich kann leider nicht sehen, wie die Wunde auf meinem Rücken aussieht. Nur riechen, und, bei Thors Hammer, sie riecht grässlich.«
    Caitlín trat hinter ihn. Er musste sich zwingen, sich nicht auf der Bank umzuwenden. »Die Klinge hat weder einen Knochen noch Eure Lunge getroffen«, erklärte sie. »Es ist nur eine tiefe Fleischwunde, aber die Wundränder sind stark gerötet. Was da so stinkt, das … das ist Hühnerkot und …«
    »Was sagt Ihr da? Wer hat es gewagt, mich mit Dreck einzuschmieren? Sicherlich das Werk der Äbtissin mit dem Gesicht wie Rinderborke!«
    »Ich – ich war das«, stotterte sie. »Es soll die Wunde schließen.«
    »Entfernt das Zeug und säubert sie.« Er deutete auf den Krug. »Zu Hause verwenden wir Met, aber der Wein wird es auch tun.«
    Er stützte die Ellbogen auf, neigte den Kopf und versuchte nach hinten zu greifen, um seine gelösten Haare nach vorn zu ziehen. Vergeblich. Verfluchte Schwäche! Die Bewegung ließ ihn wieder in Schweiß ausbrechen, und er sehnte sich danach, sich hinzulegen. Doch dann spürte er Caitlíns Finger auf seiner Schulter. Er lauschte dem Gefühl nach, das ihre Berührung seiner Haut auslöste. Sicherlich empfand sie nicht dasselbe. Wahrscheinlich dachte sie in diesem Augenblick daran, wie es wohl wäre, ihm das Messer, das ihn schwer, aber nicht lebensbedrohlich verwundet hatte, noch tiefer in den Leib hineinzutreiben.
    »Sagt mir, was geschehen ist«, verlangte er.
    »Ihr habt mit Euren Mannen das Kloster überfallen.« Eine schlichte, sachliche Antwort. Er stieß ein ungeduldiges Knurren aus.
    »Gut. Und wie kam ich zu dem Dolch im Rücken?«
    »Das weiß ich nicht. Ich war doch versteckt.«
    »Ihr wisst also nichts? Denkt nach!«
    »Nun … Ihr habt irgendwelche Worte ausgestoßen. Sie klangen ziemlich wütend.«
    Wütend? Auf wen oder was könnte er wütend gewesen sein? Die Mannschaft verachtete ihn, ja, aber keiner von ihnen würde es je wagen, ihn zu reizen. Dazu fürchteten sie sein Schwert
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher