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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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ernähren.«
    Rupert atmete tief durch. »Ich weiß nicht, ob ich dreißig Ritter ernähren kann. Die Burg, das Land, alles ist heruntergewirtschaftet. Du hast für ein verwüstetes Land gekämpft. Trotzdem – es war sehr tapfer von dir.« Er legte den Arm um sie.
    »Ich habe gefühlt, dass du dich in einer schwierigen Lage befindest. Da habe ich alle meine Leute auf zwei Schiffe verfrachtet, die ich in Dover gemietet habe. Wer war der Angreifer?«
    »Einer der angelsächsischen Lords, die es auf das Land meines Vaters abgesehen haben. Aber vielleicht war es nur die Rache, weil ich einmal Hengists Bruder Pete umgebracht habe.«
    Gwendolyn hob die Augenbrauen. »Du hast ihn ermordet?«
    »Nein, ich habe mich gerächt. Er wollte meine Schwester vergewaltigen. Und nun habe ich auch seinen Sohn getötet. Er wird keine Ruhe geben.«
    »Jetzt hast du ja Verstärkung. Er wird es nicht wagen.« Sie dachte an Lady Maude, die Rupert rücksichtslos im Schussfeld der Angreifer gefesselt hatte. Als der Kampf vorbei war, hing sie halb ohnmächtig am Mast, den Rock besudelt, gedemütigt und verstoßen. Rupert schickte sie in ein Kloster. Obwohl Gwendolyn diese Frau auf Anhieb unsympathisch war, tat sie ihr in diesem Augenblick Leid. Die Härte und Grausamkeit, die Rupert in manchen Situationen an den Tag legte, erschreckten sie. Sie ahnte, dass Rupert seine Schwägerin misshandelt hatte und es am liebsten weiter getan hätte, wenn Gwendolyn nicht um Gnade für Maude gebeten hätte. Doch hatte sie selbst Gnade mit dem jungen Franken gehabt, der ihr den Pfeil in den Rücken schoss?
    Rupert richtete sich auf und blickte sie an. Wie immer, erschauerte sie unter seinem Blick. Doch diesmal war es vor Wonne. »Hör mal, Gwen, vielleicht wäre es besser, ich würde Philipp den Lehnseid leisten, damit du Valbourgh zurückbekommst. Ich kann dir und deinen Leuten hier keine Existenz bieten.«
    Gwendolyn erblasste. »Und du? Du willst dich vor Philipp erniedrigen?«
    »Ich bin kein Ritter, also kann er mich nicht zum Waffendienst verpflichten. Ich gehöre aber auch nicht zum Klerus. Also ist es für mich eine besondere Ausnahme, dass er mir ein Lehen gibt. Ich muss dir schließlich eine Existenz bieten.«
    Sie zog die Knie an und umschlang sie mit den Armen. »Gib es zu, du fühlst dich nirgendwo zugehörig. Du bist kein Graf, kein Herzog, kein Ritter, kein Bischof. Eigentlich interessiert dich auch nicht die Burg, das Land, die Leute darauf.«
    »Du kennst mich gut«, sagte er leise. »Aber ich kenne dich auch. Dir liegen deine Leute am Herzen, das Land, das sie bearbeiten, die Burg, in der du lebst. Gwen, nimm dir einen Mann, mit dem du das alles teilen kannst. Ich bin nicht der Richtige dafür.«
    Sie wandte den Kopf ab und er wusste, dass sie tapfer ihre Tränen unterdrückte. »Aber ich weiß, dass du für mich der Richtige bist.« Er spürte ihre kleine Hand, wie sie zärtlich über seine Schulter strich. Dann zog er sie an sich. Das Feuer spiegelte sich in ihren Augen wider. Er suchte ihre Lippen, dann sank er mit ihr auf das dicke Fell nieder.
    Sie wollte nicht mehr denken, nicht mehr nach vorn und nicht zurück. Sie wollte nur noch diesen Augenblick festhalten, angefüllt von der Köstlichkeit seines Körpers. Mochte jeder andere Mann besser eine Burg verwalten, besser sein Land verteidigen. Keiner würde sie so befriedigen wie dieser Mann mit dem schwarzen Blick und dem noch schwärzeren Herzen. Sie liebte ihn bis zum Wahnsinn.
    Es war ein ungewohnter Anblick, dass Gwendolyn stickte. Er beobachtete sie schweigend, während das Holzfeuer im Kamin prasselte. Sie warf ab und zu einen verstohlenen Blick zu ihm und unterdrückte ein Lächeln. Es war eine seltene Genugtuung für sie, ihn beeindrucken zu können, auch wenn es mit so einer profanen Tätigkeit wie Sticken war. Jeder anderen Frau hätte er kein bisschen Verwunderung darüber entgegengebracht.
    In den letzten Nächten hatte Rupert schlecht geschlafen, obwohl Gwendolyn mit ihm das Lager teilte. Es lag nicht an ihr. Sie gab sich alle Mühe, ihm eine liebevolle Gattin zu sein. Er genoss jedes Mal die Vereinigung mit ihr. Körperlich waren sie füreinander geschaffen. Doch danach ereilten ihn wirre Träume. Er sah Bäume, einen dichten Wald, klare Flüsse und eine winzige Hütte. Da war eine Gestalt, die Gestalt einer Frau. Er konnte sie nicht genau erkennen, aber sein Herz klopfte zum Zerspringen und er fühlte, dass er sie kannte. Er streckte die Arme nach ihr aus, versuchte, zu
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