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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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versinken. Draußen lauerten die Belagerer. Die schmutzstarrenden Männer hockten um die zahlreichen Feuer und versuchten, die Kälte der Nacht aus ihren Gliedern zu vertreiben. Pferde wieherten, vom Wald her erklangen die hohlen Schläge der Äxte. Vielleicht bauten sie eine Ramme, vielleicht einen Belagerungsturm, vielleicht weitere Leitern. Rupert wusste, dass sein Widerstand sinnlos war. Er postierte seine übrig gebliebenen Burgmannen und wartete mit versteinertem Gesicht den nächsten Angriff ab.
    Am späten Vormittag hatten sich die Belagerer neu formiert und griffen nun in der Nähe des Burgtores an. Wenn sie es schafften, die schweren Ketten zu lösen, hätten sie ungehinderten Zugang über die Brücke. Während sich die Verteidiger am Tor konzentrierten, versuchte eine zweite Abteilung, mit Leitern die Mauer zu erstürmen. Nur mit großer Mühe und wiederum Verlusten konnten sie abgewehrt werden.
    Plötzlich vernahm Rupert in der Ferne das Donnern von Pferdehufen. Am Waldrand, im Rücken der Angreifer, sah er unzählige Reiter hervorbrechen. War das die Verstärkung, auf die Kynance gewartet hatte? Rupert ließ sein Schwert sinken. Mit einer Handbewegung befahl er den Bogenschützen, einzuhalten. Er wollte nicht noch mehr Leben opfern. Es war sinnlos geworden, der Belagerung weiter standzuhalten.
    »Wir ergeben uns!«, rief er seinen Leuten zu. Aufatmend liefen sie zum Burgtor, um es zu öffnen. Noch einmal schaute Rupert auf das anstürmende Heer, dann stutzte er. Es waren mindestens dreißig Ritter in blinkenden Rüstungen, etwa einhundert Fußsoldaten mit Schwertern und Schilden und ebenso viele Bogenschützen. Mit ohrenbetäubendem Geschrei fielen sie den Angreifern in den Rücken. Völlig überrumpelt und verwirrt verstreuten sie sich, statt sich zu wehren. Der Anführer der Ritter saß auf einem herrlichen Apfelschimmel und er war klein und zierlich. Das Visier hatte er heruntergeklappt, aber sein Waffenrock zeigte die beiden gelben Berge auf burgunderrotem Grund. Gwendolyn!
    »Das Tor auf!«, brüllte Rupert. »Alle Mann raus! Schlagt Hengists Söldner in die Flucht!«
    Es war ein unbeschreibliches Durcheinander auf der Wiese vor der Burg, die jetzt einem bodenlosen Morast glich. Auch die Verteidiger waren verwirrt über die plötzliche Unterstützung dieser fremden Ritter. Es mussten Normannen sein!
    Rupert bahnte sich den Weg durch die Kämpfenden. Eigentlich war der Kampf schon vorbei, denn Kynance’ Männer flohen nach allen Seiten, die Verteidiger standen ein wenig ratlos herum und die normannischen Ritter jagten mal die einen, mal die anderen Kämpfer ein bisschen herum wie die Hühner im Gatter. Rupert eilte auf Gwendolyn zu. Diese hatte den Helm abgenommen, ihr Gesicht war vom Kampf erhitzt und ihre Augen leuchteten. Fast hätte sie Rupert nicht erkannt, im Harnisch, mit Waffenrock und gezogenem Schwert. Er zerrte Gwendolyn vom Pferd und riss sie in seine Arme. Mit seinen Lippen brannte er sich in ihre Seele ein, dass ihr die Knie weich wurden.
    »So liebe ich dich!«, jubelte er und küsste sie wieder und wieder. Die umstehenden Ritter auf ihren Pferden lachten und klopften ihren Beifall mit den Schwertknaufen auf ihre Schilde.
    Sie konnten sich nur schwer voneinander lösen, dann packte er Gwendolyn und nahm sie auf seine Arme. Er trug sie, den nachfolgenden Rittern voran, über die Brücke in die Burg. Während die Kämpfer in den Burghof nachdrängten, schritt Rupert weiter mit Gwendolyn auf den Armen hinauf in den Wohnturm. Wortlos stellte er sie auf die Füße, riss ihr die Rüstung vom Körper und warf sie aufs Bett. Er nahm sich nicht die Zeit, sich selbst auszukleiden, schleuderte nur die Beinschienen beiseite und riss die derben Hosen herunter. Mit animalischer Kraft vereinigten sie sich.
     
     
    »Die Normandie ist an Philipp gefallen«, sagte Gwendolyn leise, als sie vor dem Kamin saßen. Sie hatte ihren Kopf an Ruperts Schulter gelegt und beide starrten sie ins knisternde Feuer.
    »Es war zu erwarten«, erwiderte Rupert.
    »Ich hielt es für besser, meine Ritter nicht für diesen sinnlosen Kampf zu opfern. Vielleicht denkst du jetzt schlecht von mir, aber ich habe Valbourgh kampflos übergeben.«
    »Ich finde es sehr vernünftig.«
    Sie schwieg eine Weile. »Philipp hat gesagt, wenn du ihm den Lehnseid schwörst, erhältst du Valbourgh mit allen Ländereien als Lehen zurück.«
    »Gott behüte, warum sollte ich das tun?«
    »Es ist gutes Land. Es konnte dreißig Ritter
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