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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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die Versammelten. »Ein Verwandter? Ein de Cazeville? Wo kommt er her?«
    Unbeirrt wanderten Ruperts Augen über die Leute. »Ich bin aus dem Heiligen Land zurückgekommen, um endlich wieder die Zügel in die Hand zu nehmen, die hier offensichtlich schon lange im Dreck schleifen.«
    Plötzlich stutzte er. Ein Mann stand zwischen den Wachsoldaten, vielleicht ein Offizier, denn sein Gesicht drückte Hochmut aus. Der Mann mochte etwa Mitte zwanzig sein, doch seine Gesichtszüge waren Rupert nicht fremd, diese roten Haare, die etwas eng zusammenstehenden graugrünen Augen, Sommersprossen auf der knubbeligen Nase…
    »He, Ihr da, tretet vor!«, herrschte Rupert ihn an. Zögernd kam der Angesprochene der Aufforderung nach. Sein Blick war fragend, misstrauisch. »Wer seid Ihr?«
    »Patrick of Kynance, Sir.«
    Ruperts Blick wurde stechend. Kynance!
    Lady Maudes Hände nestelten unruhig an dem silbernen Kreuz, das an einer langen Kette über ihrem flachen Busen hing. »Er ist der Sohn von…«
    »… Hengist of Kynance«, ergänzte Rupert. »Und wo ist Euer Vater?«
    Das Murmeln im Saal schwoll zum unruhigen Raunen an. Lady Maude war aufgestanden, tiefe Beunruhigung flackerte in ihrem Blick. Da der Offizier schwieg, herrschte Rupert seine Schwägerin an. »Was hat ein Kynance hier auf der Burg zu suchen?« Sie rang die Hände und warf ihm flehende Blicke zu. »Antwortet!«
    »Hengist of Kynance… lebt jetzt… hier auf der Burg.«
    »Wie das?«, wunderte sich Rupert. »Ihr seid doch die Witwe de Cazeville? Habt Ihr Euch wieder vermählt?«
    »Nein… ich…« Sie stammelte verzweifelt. »Mein Gatte ist… verschollen. Ich… darf noch nicht… wieder heiraten.«
    »Aber diese Sippe frisst und säuft sich hier durch? Und wer kümmert sich um die Burg, die Anlagen, die Ländereien und Dörfer?«
    »Heilige Mutter Gottes«, Lady Maude sank auf die Knie.
    »Verschone uns vor diesem Teufel, errette uns aus diesem Unglück!«
    »Welches Unglück meint Ihr? Etwa dieses heruntergekommene Land, diese verwahrloste Burg? Wo ist dieser Hengist of Kynance?«
    »Auf der Jagd, Sir«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Wachen! Schließt sofort das Tor, lasst das Fallgitter herunter! Na, wird’s bald!« Die Wachen eilten hinaus, einige zögernd, andere ängstlich.
    »Wo ist der Rest der Familie?«
    »Welcher Rest?« Lady Maude schlotterte am ganzen Körper.
    »Mein Vater, meine anderen Brüder, meine Mutter. Ich hatte auch eine Schwester namens Alice.«
    »D – d – das weiß ich nicht. Euer Vater starb, gleich nachdem Sir John mich geheiratet hat. Es ging ein Fieber um, dem viele im Land zum Opfer gefallen sind.« Sie rang nach Luft.
    Sein Vater war also tot. Roger vielleicht auch. »Was wisst Ihr über Alice?«
    »Nichts, Sire. Als ich auf die Burg kam, war niemand da. Nur Lord Guy und Sir John.«
    Ruperts Kiefermuskeln mahlten. Sein Vater und seine Brüder waren ihm gleichgültig, aber Alice? Vielleicht konnte sie sich in ein Kloster flüchten? Der Gedanke, dass sie an irgend so einen raubeinigen Ritter verheiratet worden war, erfüllte ihn im Nachhinein noch mit Zorn.
    »Was ist mit John geschehen? Starb er in einer Schlacht?«
    Lady Maude schüttelte den Kopf. »Er kam nicht wieder… von einem Ausritt.«
    »Was für einen Ausritt? Verdammt noch mal, lasst Euch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!« Er schüttelte die knochige Frau schmerzhaft an den Schultern. Ihre Miene wurde weinerlich und Rupert hätte ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen.
    »Ein Jagdausflug«, brachte sie mühsam hervor.
    »Was ist da geschehen? Wer war mit dabei?«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht!«, wimmerte sie.
    Plötzlich stand Patrick of Kynance neben ihm und fiel ihm in den Arm. Zornig wirbelte Rupert herum. »Was erlaubt Ihr Euch?«, schnaubte er den Rothaarigen an.
    »Lass sie in Ruhe«, zischte Patrick zurück. »Ich schwöre dir, du normannisches Arschloch…«
    Mit einem zornigen Aufschrei umklammerte Rupert den Hals des Mannes und drückte so fest zu, wie er konnte. Zunge und Augen quollen hervor, dann knirschte es grässlich. Leblos sackte der Körper aus Ruperts Händen. Mit glühenden Augen blickte Rupert in die Runde. »Hat noch jemand Bedarf?«
    Entsetzen lähmte die Zuschauer, es herrschte Totenstille. Drohend warf Rupert ihnen schwarze Blicke zu. »Keiner aus der Sippe der Kynance setzt je wieder einen Fuß auf diese Burg! Diese saubere Lady, die sich einen rothaarigen Geliebten auf die Burg geholt hat, wird in Arrest gesetzt. Sie
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