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Der schwarze Engel

Der schwarze Engel

Titel: Der schwarze Engel
Autoren: Bina Sparks
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damit zu tun? Eins kann ich Ihnen sagen, glauben Sie
bloß nicht, dass Sie damit durchkommen. Sie haben nichts gegen mich in der
Hand. Ich bin unschuldig. Sie haben mich wirklich sehr enttäuscht.“
    Sharon war froh, dass sie Delicia
bereits festgenommen hatte, denn mittlerweile wusste sie, dass dieser Satz
bisher für die entsprechende Person den Tod bedeutet hatte. Es wunderte sie
nicht, dass Delicia sich wieder in ihrer alten Rolle befand, des unschuldigen,
gutherzigen Engels, und sie fragte sich, ob sie das alles nur vor anderen
spielte, oder ob sie es auch vor sich selbst spielte - oder ob sie einfach nur
schwer krank war und gar nicht mehr wusste, was sie überhaupt tat.

24
     
    Der Chef persönlich führte die
Verhöre durch, während Sharon alles durch eine Glasscheibe beobachtete und
mitbeurteilte. Sie war heilfroh darüber, dass sie diese Befragung nicht leiten
musste. Auch, wenn sie es als FBI Agentin gewohnt war, mit schrägen Leuten zu
tun zu haben - so einen Fall, wie Delicia, hatte sie noch nie erlebt. Es war
bereits vor den ärztlichen Untersuchungen, die bald durchgeführt werden würden,
klar, dass Delicia unter schwersten psychischen Störungen litt. Das Verhör war
ein reines Theaterspiel.
    Einmal trug sie das Gesicht der
Unschuldigen und versuchte, mit netter Stimme ihre goldene Herz-Nummer
durchzuziehen, indem sie mit einem Blick von unten und betroffenem, sanften
Tonfall sagte: „Ich kann verstehen, dass Sie unter enormen Druck stehen, und
ich möchte ja auch, dass dieser Fall aufgeklärt wird, und ich möchte Ihnen auch
wirklich gerne dabei helfen. Aber glauben Sie mir, Sie haben die Falsche. Ich
habe mit dieser Sache nichts zu tun. Sie können meine Freunde fragen. Ich wäre
niemals in der Lage, so etwas zu machen, niemals, das würde gegen alles
verstoßen, woran ich glaube.“ Fast glaubhaft praktizierte sie das, was sie fast
ihr halbes Leben lang praktiziert hatte. Doch hier würde sie damit nicht weit
kommen, da sie es mit mehreren Profis zu tun hatte, die sich nicht so einfach
um den Finger wickeln ließen. Außerdem waren die Beweise und neuen
Zeugenaussagen schwer belastend. Keine noch so gute Show konnte die Spuren
verwischen, die nun immer deutlicher zutage traten.
    Ein anderes Mal verzog sich ihr
Gesicht zu einer wütenden Fratze, und sie schrie empört „Wissen Sie eigentlich,
mit wem Sie es hier zu tun haben? Ich bin Delicia, die Delicia, so behandelt
man mich nicht! Was diese Lenane angeht, die kann mich mal, ihr alle könnt mich
mal! Die Schlampe hat es verdient! Engel entehrt man nicht! Sie haben doch alle
keine Ahnung! Sie wissen doch gar nicht, wie das ist! Sie sind alle Anhänger
des Teufels und treten noch auf jemanden, der am Boden liegt, weil Sie neidisch
sind, …“ und eine weitere Flut an Beschimpfungen folgte.
    In ihren Aussagen widersprach sich
Delicia nun selbst in fast jedem neuen Satz und trotz des Wirrwarrs aus einem
Berg von Lügen hatte Sharon es mittlerweile geschafft, herauszufinden, wie sich
die wichtigsten Aspekte wirklich zugetragen hatten. Delicia hatte Lenane
getötet, weil sie sich enttäuscht und hintergangen gefühlt hatte und Angst
gehabt hatte, man könnte ihrer Karriere im Weg stehen. Lenane hatte bemerkt,
dass ihr engelhaftes Gesicht nur eine Fassade gewesen war, hatte dies Delicia
offenbart und gesagt, sie wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Daraufhin
hatte Delicia Angst bekommen, Lenane könnte ihre veränderte Meinung über
Delicia auch vor anderen äußern und ihrem guten Ruf schaden. Des Weiteren war
sie unglaublich wütend darüber gewesen, wie es jemand hatte wagen können, an
ihr zu zweifeln. Sharon nahm schwer an, dass die Sachlage beim allerersten
Opfer ähnlich gelegen hatte. Delicia hatte vermutlich direkt nach diesem
Vorfall, der eine Gefahr für ihr bisheriges Leben und Selbstwertgefühl gewesen
war, geplant, Lenane aus dem Weg zu räumen und sich eine gute Strategie
überlegt. Zuerst war sie zu Lenane zurückgekehrt und hatte sie um eine zweite
Chance gebeten. Sie hatte ihr erzählt, dass sie in letzter Zeit einige Probleme
gehabt hätte und anscheinend wirklich sehr über die Strenge geschlagen hätte,
was ihr sehr leidtäte. Mit einer ihrer gekonnten Reden hatte sie es geschafft,
bei Lenane eine neue Chance zu bekommen, um den Schein nach außen
aufrechtzuerhalten. Die Kette hatte sie ihr als Dankeschön geschenkt, dass sie
eine zweite Chance bekommen hatte, und hatte Lenane darum gebeten, das Ganze
als Geheimnis zu
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