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Der schwarze Engel

Der schwarze Engel

Titel: Der schwarze Engel
Autoren: Bina Sparks
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machte er Schwierigkeiten, nie
hatte er eine eigene Meinung und nie widersprach er.
    Joe hielt Sharon einen
durchsichtigen Plastikbeutel mit der Aufschrift „Beweis“ unter die Nase und
erklärte ihr das sich darin befindende Stück: „Wieder diese Kette, wie auch bei
dem letzten Opfer.“
    Nachdenklich betrachtete Sharon
die Silberkette mit dem kleinen, roten Anhänger in Form eines Engels. Welche
Bedeutung verbarg sich hinter dieser Kette? Welches tödliche Geheimnis hütete
sie? Sie war das erste Verbindungsstück zwischen dem Mörder und dem Opfer.
Sharon würde sich diesen Gegenstand noch einmal in Ruhe ansehen. Als gute
Agentin arbeitete sie lieber zu genau, als zu ungenau. Das, was sie tat, tat
sie richtig. Jedem Detail wurde Beachtung geschenkt. Nur so würde sie
irgendwann eine Spur finden, die sie auf einen Weg und schließlich zum Täter
führen würde.
    Eines stand für Sharon jetzt schon
fest - der Täter musste zu seinem Opfer eine persönliche Beziehung gehabt haben.
Ein solch billiges Schmuckstück trug man nicht seines materiellen Wertes wegen.
Der Täter hatte die junge Frau gekannt, die nun tot dort vorne am Flussufer
lag. Und sie hatte ihn gekannt.
    Es war jetzt schon zu erkennen,
dass dies ein äußerst interessanter Fall werden würde. Wenigstens eine kleine
Entschädigung für ihren gestohlenen Urlaub! Brummig machte Sharon ein paar
Schritte auf das Opfer zu: „Was ist die Todesursache?“
    Joe schritt neben ihr her, während
sein Blick hinaus auf das trübe Wasser des Great Lake schweifte. Wie oft war er
schon hier gewesen, um irgendwelche Leichen zu bergen? Zu Beginn seiner Arbeit
hatte er diesen Fluss oft als unheimlich und heimtückisch empfunden. Doch heute
wirkte er nur noch dreckig und schmutzig auf ihn. Er konnte den Anblick des
schmierigen, braunen Wassers nicht mehr ertragen. Dieses breite, zäh und
schleimig wirkende Gewässer war ohnehin nicht das schönste Naturwunder auf
Erden - doch wenn man ständig irgendwelche Leichen darin fand, machte das den
Gesamteindruck noch ungemütlicher.
    Sharon hörte den Boden unter ihren
festen Schuhen mit den robusten Sohlen quatschen. Träumerisch schwanden ihre
Gedanken Richtung Costa Rica. Was würde sie jetzt für einen glänzenden Strand,
heiße Meeresluft und brennende Sonnenstrahlen geben! Dieses Klima des ständigen
Regens verursachte Schmerzen in ihrem Kopf. Dieses anhaltende Grau, diese
Befangenheit. Sie seufzte tief. Die ständige Arbeit und der zu seltene Urlaub
machten sie langsam aber sicher zu einer gestressten, mürrischen Frau. So kam
es ihr zumindest vor, und sie hasste diese Erkenntnis. Sie fühlte sich, als ob
sie um Jahre gealtert wäre. Ausgezehrt und blutleer.
    Die Agentin blieb vor dem
reglosen, vom Wasser aufgequollenen Körper stehen und starrte darauf hinab. Joe
tat es ihr gleich, doch eigentlich sah er sich die Leiche nicht wirklich an. Er
wusste, wie solche Körper aussahen, denn er hatte sie unzählige Male gesehen.
Sein Blick blieb vielmehr auf dem aufgedunsenen Leichnam hängen, als sei es ein
Bild von einem Künstler, das diesem nicht besonders gelungen war.
    „Es sieht so aus, als wäre sie
erwürgt worden. Wie das Opfer davor. Für weitere Aussagen ist es noch zu früh.
Die Autopsie ist für heute Nachmittag angesetzt.“
    Sharon nickte. Sie bückte sich zu
der toten Frau Anfang zwanzig und hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, um
den Gestank etwas abzudämpfen, der an der freien Luft erst richtig zu atmen
begann. Sie war hübsch gewesen, hatte braunes Haar. Ein blutiger Kratzer an der
linken Wange. Möglicherweise von einem Fingernagel. Ein Kampf musste
stattgefunden haben. Es gab auffallend viele Parallelen zum letzten Opfer. Die
Agentin hoffte, dass sich der Killer mit seiner nächsten Tat etwas Zeit lassen
würde, damit sie ein paar hilfreiche Informationen herausfinden und etwas von
dem Vorsprung aufholen würde können.

2
     
    Warmer Sonnenschein erhellte das
Wohnzimmer mit einer freundlichen, wohligen Atmosphäre. Leichter Rosenduft lag
in der Luft, irgendwo spielte die Melodie einer Spieluhr. Die Schränke waren
aus Ebenholz, der Wohnzimmertisch aus weißem Marmor. Darauf stand ein silberner
Engel mit glitzernden Flügeln. Auf den Schränken ruhten goldene Bilderrahmen
mit überwiegend alten Fotos. Schwarz-weiß Fotos von einem lachenden Kind, einem
Mädchen. Bilder von einem glücklichen Paar, von einem Mann, und von einer
jungen Frau, die dem Mädchen auf den schwarz-weißen Fotos
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