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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub
Autoren: Carter Brown
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Ich schüttelte
liebevoll meinen Kopf. »Unser Clarence ist doch ein ganz heller Junge!«
    Ich trat neben ihn auf das
Podium.
    »Wie Sie alle sehen«, fuhr ich
fort, »steht Clarence beim Spielen seines Instruments seitlich zum Publikum,
und da er mit der rechten Hand die Saiten zupft, könnte er leicht mit einem
Finger in Johnny Landis’ Richtung zeigen. Mit einem Finger oder — auch einer
Pistole.«
    Niemand wirkte stark
beeindruckt. Es war mir klar, daß ich eindrucksvoller vorgehen mußte. Der
Ausdruck von Lavers ’ Gesicht unterstrich diese
Notwendigkeit.
    »Er hätte sogar eine Pistole in
seinem Ärmel haben können«, fuhr ich fort. »Bereit für die Gelegenheit. Ich
möchte sogar behaupten, daß er, kurz bevor der Schuß abgefeuert wurde, eine
Pause von etwa vier Takten einlegte. Wesley war völlig entrückt und hätte
nichts bemerkt, auch Cuba nicht. Clarence hätte also Johnny Landis erschießen
und für weitere acht Takte wieder sein Instrument zupfen können, bis sie
nämlich alle aufhörten, als Johnny Landis auf dem Podium vor sie trat und
zusammenbrach.«
    »Bluthund!« sagte Clarence
schrill. »Sie sind verrückt!«
    »Einen Augenblick mal!«
schnarrte Hammond. »Ich weiß noch genau, wie es war, als ich zum erstenmal hier hereinkam. Da standen Sie da oben zusammen
mit Polnik und spielten den gewichtigen Lieutenant,
der dem Sergeanten auseinandersetzt, wie es war! Das habe ich gehört!«
    In der Erinnerung daran stieß
er verärgert einen halberstickten Grunzlaut aus.
    »Sie haben da
mit Worten nur so um sich geschmissen«, fuhr er fort, »und schließlich
sind Sie zu dem Punkt gelangt, auf den es ankam: Es war keine Pistole da — und
wir haben auch niemals eine gefunden. Wir haben das ganze Lokal durchsucht, wir
haben die Leute durchsucht, die hier waren, aber keine Pistole. Was hat er denn
also mit der Pistole getan, nachdem er den jungen Landis erschossen hatte — hat
er sie verschluckt?«
    Ich strahlte Hammond an. »Ich
dachte schon, niemand würde mich das fragen«, erwiderte ich. »Aber das ist ja
zweifellos der spannendste Teil der ganzen Angelegenheit.«
    Ich sah Clarence an und sagte
freundlich zu ihm: »Laß mich mal ran«, und nahm dann das Instrument aus seinen
Händen. Ich trat vom Podium herunter und ging auf den Sheriff zu.
    »Glauben Sie etwa, ich stehe
hier rum und höre mir an, wie Sie versuchen, das Ding zu spielen?« bellte Lavers .
    »Ich habe keineswegs die
Absicht, es zu spielen. Sir«, versicherte ich ihm und holte mit dem Instrument
aus.
    Lavers stieß einen unterdrückten
Schrei aus und duckte sich, als ich den Kontrabaß in
einem großen Bogen hinabsausen ließ. Die Mitte des Instruments traf auf die
Lehne des leeren Stuhls, auf den ich gezielt hatte, und es brach mitten
auseinander. Ich hielt noch den Griff und den Anfang des Resonanzbodens mit den zerissenen Saiten, die schlaff herabhingen, in der
Hand.
    Die andere Hälfte, die aus dem
Rest des Resonanzbodens bestand, fiel auf den Stuhl, kippte, rutschte an seine
Kante und knallte zu Boden. Dann fiel noch etwas von innen heraus und landete
ebenfalls auf dem Boden.
    Alle starrten entgeistert die
kleine Pistole an, die dort lag.
     
     
     

SECHZEHNTES KAPITEL
     
    M it einem einzigen Satz war
Clarence vom Podium herunter und sprang mit wild aufgerissenen Augen,
unbeherrscht zuckendem Mund und seine großen Hände zu Fäusten geballt, auf mich
zu.
    Ein paar uniformierte Beamte ergriffen
ihn von beiden Seiten und hielten ihn zurück. Er blieb einen Augenblick
regungslos stehen, während die Adern auf seiner Stirn hervortraten. Dann
schüttelte er sich mit solcher Kraft, daß die Polizisten in hohem Bogen zur
Seite flogen.
    Er fuhr fort, auf mich
loszugehen, wobei er einen seltsam schrillen Laut von sich gab, wie das Grunzen
eines Wildschweins, das von einem Speer getroffen worden ist.
    Ich hätte meine Hand aus meiner
Tasche nehmen und sie ihm genau auf sein Kinn setzen sollen und ihn auf der
Stelle hinschlagen lassen sollen, wie sie es beim Fernsehen machen. Statt
dessen nahm ich die 38er aus meiner Tasche und stieß ihm den Lauf in den Magen.
    »Sag was!« forderte ich ihn
auf. »Ein Wort — und meine Nerven lassen mich im Stich.«
    Clarence stand regungslos da
und sah mich ein paar Sekunden lang an.
    »Es wäre mir ein Vergnügen«,
sagte ich zu ihm. »Huste doch, mein Freund, und ich drück’ ab. Warum hustest du
nicht?«
    Dann packten ihn die Polizisten
aufs neue, rissen seine Arme nach hinten und legten ihm
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