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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub
Autoren: Carter Brown
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zugeben«,
sagte ich, »daß dieses Lokal weit besser ist als das Hufeisen. Es hat
wenigstens Klasse.«
    Ich schenkte ihr Glas wieder
voll und gab ihr Feuer für ihre Zigarette.
    »Hier«, sagte ich, »ist das
Essen besser, der Whisky ist ausgezeichnet, die Einrichtung ist hübsch, und die
Musik ist großartig.«
    »Ich gebe dir in allem recht,
aber nicht, was die Musik anbelangt«, erwiderte Annabelle Jackson. »Es ist doch
ein Jammer, einen solchen Kontrabaßspieler wie
Clarence in die Gaskammer zu schicken!«
    »Werde mal sehen, ob ich die
Musik nicht etwas besser machen kann«, erklärte ich diplomatisch.
    Ich legte Sinatras Wee Small Hours auf
den Plattenspieler und kehrte dann zur Couch zurück.
    »Ich müßte jetzt nach Hause«,
sagte Annabelle.
    »Was hast du zu Hause, was du
hier nicht hättest?« fragte ich sie.
    »Sicherheit«, erwiderte sie
kühl.
    Die Stimme ließ Mood Indigo durch die Lautsprecher in der
Wand rieseln. Annabelle begann, ein wenig von ihrer Sprödheit zu verlieren. Sie
blickte sich langsam um. »Hier wohnst du also, Al. Weißt du, es ist doch das erstemal , daß ich in deiner Wohnung bin.«
    »Ich weiß«, antwortete ich.
    »Ich habe sie mir schon so
ähnlich vorgestellt.«
    »Wie denn?«
    »Zwei Couches und überall dicke
Teppiche und nicht ein einziger normaler Stuhl weit und breit. Und
selbstverständlich indirekte Beleuchtung.«
    »Ich mag eine intime
Atmosphäre«, erklärte ich.
    »Bilde dir nur nicht ein, daß
ich mit zu dieser Atmosphäre gehöre«, sagte sie hastig.
    Sie trank ihr Glas aus, und ich
schenkte ihr rasch wieder ein. »Und wie geht es denn nun Rena Landis?« fragte
sie unschuldig.
    »Ich habe sie nicht mehr
gesehen«, antwortete ich.
    »Das ist ja ganz was Neues.
Soviel ich gehört habe, warst du doch sehr oft mit ihr zusammen!«
    »Sie hat die Zeitung von ihrem
Vater geerbt«, fuhr ich hastig fort, »und damit hat sie nun viel zu tun. Und
wie ich hörte, findet sie Journalisten emotionell sehr stimulierend.«
    Sie sah mich ein paar Sekunden
lang fest an. Und ich antwortete mit meinem ehrlichsten Blick — ihr gerade in
die Augen. Dann schien sie sich etwas zu beruhigen und mir zu glauben.
    »Ich sollte nicht etwas so
Dummes tun und mich mit dir verabreden, Al Wheeler«, erklärte sie, »aber ich
bin nun einmal neugierig.«
    »Wieso?«
    »Wegen der Geschichten, die man
sich von dir erzählt«, antwortete sie. »Ich habe mich nur gefragt, ob da alles
stimmt.«
    »Was für Geschichten?«
    »Frag nicht lange«, entgegnete
sie. »Ich war eben nur neugierig, das ist alles.«
    Ihr leeres Glas fiel mir in die
Hand, wie eine Münze in einen Automaten. Sinatra begann mit: Can't We Be Friends ? Dieser Frank, der
immer im rechten Augenblick das Richtige sagte.
    Ich rückte dichter an sie
heran, während ich ihr das erneut gefüllte Glas reichte.
    »Weißt du was?« meinte ich. »Du
bist etwas gefährlich.«
    »Ich?« Sie lachte auf.
    »Zu schön«, erklärte ich. »Das
ist dein Fehler. Kaum sehe ich dich an, habe ich auch schon meine ganze Technik
vergessen, zu deren Vervollkommnung ich Jahre gebraucht habe, und...«
    »Diese Stimme«, sagte sie
träumerisch, »die nimmt mich ganz mit!«
    »Da ist nichts weiter dabei«,
sagte ich bescheiden, »nur ein kleiner Ruck an meinen Stimmbändern, die...«
    »Ich sprach von Sinatra!«
erwiderte sie von oben herab und trank ihr Glas fast leer.
    Sie stellte es vorsichtig auf
dem Boden ab, richtete sich dann auf und sah mich an.
    »Ich bin noch immer neugierig«,
sagte sie. »Ich glaube, es gibt wohl nur eine Möglichkeit, meine Neugier zu
befriedigen.«
    Sie legte ihre Hände auf meine
Schultern und zog sich jäh dicht an mich heran. Ihre Lippen waren rot und voll und
forderten zum Küssen heraus, wenn nicht zu mehr. Sie waren mir nun ganz nah.
    »Jetzt möchte ich etwas von
deiner Technik zu sehen bekommen, Wheeler«, sagte sie. »Es gibt nur diese eine
Möglichkeit, meine Widerstandskraft zu erproben.«
    Ich nahm sie sachkundig in
meine Arme und küßte sie.
    Das Telefon klingelte.
    Sie legte den Kopf zurück und
sah mich an. »Al — das Telefon!«
    »Falsch verbunden«, sagte ich.
    »Woher weißt du das?«
    »Wer sollte denn sonst mitten
in der Nacht anrufen?«
    Sie preßte sich mit den Handflächen
gegen meine Brust und stieß mich zurück. »Das gerade möchte ich wissen! Los,
melde dich.«
    Ich erhob mich von der Couch
und ging zum Telefon.
    »Ja?« brummte ich in den
Apparat.
    »Wheeler!« brummte eine Stimme
zurück. »Ich muß
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