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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
Autoren: R.J. Ellory
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nicht im Weg bin.«
    »Sie haben also nicht das Gefühl, dass er Sie geliebt hat?«
    »Er hat mich so geliebt, wie alle irischstämmigen Väter in Amerika ihre Kinder lieben. Wenn ich etwas gut gemacht hab, sagte er kein Wort. Wenn ich Mist gebaut hab, gab’s eine ordentliche Tracht Prügel.«
    »Wenn er noch lebte und jetzt hier säße, was würden Sie ihm sagen wollen?«
    »Ich würde ihm sagen, er kann mich mal.«
    »Obwohl er ein hochdekorierter Polizist war?«
    »Sie haben sich über ihn informiert?«
    »Oberflächlich.«
    »Warum vermitteln Sie mir dann den Eindruck, dass Sie keine Ahnung haben, über wen, zum Teufel, ich hier rede?«
    »Ich will, dass Sie reden, Frank, darum geht es hier.«
    »Ach ja? Wenn Sie die Karten offen auf den Tisch legen wollen, dann legen Sie sie offen auf den Tisch. Verarschen Sie mich nicht. Sagen Sie einfach: ›Hey, Frank, Ihr Vater war eine Art Platzhirsch, stimmt’s? Er hat weiß Gott wie viele Belobigungen bekommen. Und als er mitten auf der Straße abgeknallt wurde, war der Bürgermeister entschlossen, ihm die Ehrenmedaille des Kongresses zu verleihen.‹ Das sollten Sie mir sagen. Verraten Sie mir, was Sie wissen, und ich fülle die Lücken. Wenn wir hier Nähe und Offenheit herstellen wollen, Doktor Griffin – Marie –, dann sollten wir wenigstens im selben Stadion spielen.«
    »Klar.«
    »Gut. Dann fangen wir noch mal an.«
    »Ihr Vater war ein hochdekorierter Cop. Er arbeitete fürs Organized Crime Control Bureau und die New York State Organized Crime Task Force. Soweit ich es verstanden habe, war er mitverantwortlich für einige der effektivsten Ermittlungen zur Korruption in der Bauindustrie, bei der Abfallwirtschaft, dem JFK-Flughafen und in der Fisch- und Bekleidungsindustrie …«
    »Sie klingen, als hätten Sie einen Nachruf bei Google gelesen.«
    »Das habe ich auch.«
    »Na gut. Was immer Sie gelesen haben, ist nicht die ganze Wahrheit. Er war ein guter Polizist, jedenfalls meistens, und, ja, er hat all das getan, was über ihn geschrieben wird. Aber er hat auch manches getan, worüber niemand schreibt und vielleicht nie jemand schreiben wird. Und diese Dinge hat er mit ins Grab genommen.«
    »Sind das Dinge, von denen Sie glauben, dass die Menschen sie wissen sollten?«
    »Himmel, nein! Sie sollen ruhig denken, was sie denken wollen. Die Leute müssen an irgendwas glauben. Man kann ihnen das nicht wegnehmen, wenn man nicht plötzlich bis zum Hals in der Scheiße stecken will.«
    »Wollen Sie mir ein paar von diesen Dingen erzählen?«
    »Warum? Haben Sie Spaß an alten Kriegserinnerungen? Wollen Sie hören, wie mein Vater und seine Kumpels in den Achtzigerjahren die Mafia aus New York vertrieben haben? Oder wollen Sie die Wahrheit hören?«
    »Die Wahrheit?«
    »Klar, die Wahrheit. Was Sie gelesen haben, ist nicht mal die Spitze des Eisbergs. Höchstens ein paar Schneeflocken davon.«
    »Also war er nicht so, wie er dargestellt wird?«
    »Mein Vater? Gott, nein. Er war alles andere als das.«
    »Möchten Sie darüber reden?«
    »Nicht heute.«
    »Warum?«
    »Weil ich zum Coroner muss wegen der Identifikation eines toten Mädchens, das ich gefunden habe. Und dann muss ich rauskriegen, was, um alles in der Welt, Danny Lange mit einer Kugel im Kopf in einer Gasse zu suchen hatte.«
    »Nun, ich bin jedenfalls froh, dass Sie den Termin eingehalten haben, Frank.«
    »Verdammt, Doktor Marie, wenn ich bei jedem Mädchen nach dem ersten Date aufgegeben hätte, wäre ich wohl nie bei einer im Bett gelandet.«
    7
    »Der Name, den wir haben, lautet Rebecca Lange«, erklärte Deputy Coroner Duggan. »Die Spurensicherung hat in einem anderen Zimmer ihr Portemonnaie mit dem Mitgliedsausweis einer Videothek gefunden. Wir haben sie in der Datenbank des Jugendamts gesucht. Das Bild dort bestätigt ihre Identität. Soweit ich die Tatzeit bisher eingrenzen kann, wurde das Mädchen zwischen acht und zwölf Stunden, bevor Sie es entdeckt haben, getötet. Keine sekundären Leichenflecken, sodass ich davon ausgehe, dass sie dort in dieser Wohnung starb.«
    Sie standen zu beiden Seiten eines Stahltischs. Frank Parrish atmete langsam und geräuschlos. Er spürte eine Art Traurigkeit, die das tote Mädchen in ihm wachrief. Spürte die Sinnlosigkeit eines vergeudeten Lebens. Etwas zutiefst Verzweifeltes ging von ihr aus. Von ihren roten Nägeln. Ihrem Haar. Von der Tatsache, dass sie perfekt und makellos wirkte, von den Druckstellen am Hals einmal abgesehen. Ansonsten
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