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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
Autoren: R.J. Ellory
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Hals. Parrish fand die Bestätigung für eine Strangulation, als er sich auf den Boden kniete und ihr mit seiner Taschenlampe direkt in die Augen leuchtete. Die kleinen roten Flecken – Petechien – waren zu erkennen, auf ihren Lidern und auch hinter den Ohren.
    Er hatte Danny Lange seit mehreren Jahren nicht gesehen. Damals war er ein Junkie und Dieb gewesen, aber kein Mörder. Aber, zum Teufel, die Dinge hatten sich geändert. Es war nicht so, dass die Leute heute schlimmere Taten begingen als vor fünfzehn oder zwanzig Jahren, sondern es war einfach so, dass mehr Leute solche Taten begingen.
    Parrish meldete den Leichenfund. Die Einsatzzentrale versprach, das Büro des Coroners und die Spurensicherung zu informieren. Dann schaute Parrish sich die Wohnung an – das Wohnzimmer, die Küche, das kleine Bad. Schließlich kehrte er zu dem Mädchen auf dem Bett zurück. Sie hatte etwas merkwürdig Vertrautes an sich, und plötzlich begriff er, was es war. Sie sah aus wie Danny.
    Fünfzehn Minuten später fand Parrish seinen Verdacht bestätigt. Er entdeckte ein kleines Bündel mit Fotos – Mom, Danny, das tote Mädchen auf dem Bett. Hundert zu eins, dass sie Dannys kleine Schwester war. Auf den Bildern war sie höchstens zehn oder elf Jahre alt, funkelnd wie ein Feuerwerk, ganz Lächeln und Sommersprossen. Und Danny sah irgendwie echt und lebendig aus, als hätte er noch keine Bekanntschaft mit dem Dope gemacht. Mom und ihre beiden Kinder – ein Schnappschuss fürs Familienalbum. Gab es so etwas wie eine normale Familie, oder lauerten dunkle Schatten hinter der Haustür jedes Heims?
    Er zog einen verschließbaren Beweismittelbeutel aus der Jackentasche und ließ die Fotos hineinfallen. Dann ging er zum Stuhl neben dem Bett und nahm Platz. Er wollte bei dem Mädchen bleiben, bis die Kollegen kamen.
    Anderthalb Stunden später saß Parrish in der Fensternische eines Diners auf der Joralemon Street in der Nähe des St. Francis College, vor sich ein Teller mit Essen. Er hatte bloß ein paar Bissen geschafft, doch das saure Brennen war wieder da, irgendwo tief in seinen Eingeweiden. Ein Geschwür vielleicht. Wenn er zu einem Arzt ginge, bekäme er zu hören, dass es am Trinken läge. Trinken Sie weniger , würde der Typ sagen. Ein Mann in Ihrem Alter sollte nicht vergessen, dass der Körper schneller schmerzt und langsamer heilt als früher .
    Parrish sah das halbe Dutzend Seiten mit Notizen durch, die er in Danny Langes Wohnung zusammengetragen hatte. Es gab nichts Bemerkenswertes. Der Deputy Coroner hatte das Mädchen wegbringen lassen, gut verschnürt und mit einem Anhänger versehen, damit heute Abend oder, was wahrscheinlicher war, morgen die Autopsie durchgeführt werden konnte. Die ersten Beobachtungen des Coroners am Tatort deckten sich mit seinen eigenen.
    »Daumenabdrücke hier und dort«, hatte der Coroner erklärt. »Weitere Fingerspuren hier und auch hier. An der linken Seite ihres Halses sind die Flecken dunkler, was bedeutet, dass es sich bei dem, der sie gewürgt hat, um einen Rechtshänder handeln dürfte. In diesem Punkt können Sie nicht hundertprozentig sicher sein; aber es ist sehr wahrscheinlich.«
    Dann hatte er nach Hautresten unter ihren Fingernägeln gesucht, Haare und Schamhaare auf der Suche nach fremdem Material durchgekämmt, in ihren Mund geschaut, nach Schnittwunden, Blutergüssen, Schürfwunden, Bissspuren, Nadelstichen, Rückständen von Klebeband an Hand- und Fußgelenken, Verbrennungen durch Schnüre, subkutanen Blutungen, äußerlichen Rückständen von Giftstoffen, Sperma, Speichel und Blut gesucht. Sie war bemerkenswert sauber.
    »Ich kann in den nächsten vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden eine Untersuchung auf Vergewaltigungsspuren durchführen, die Todesursache bestimmen und Sie informieren«, hatte der Deputy Coroner versprochen. »Vielleicht schaffe ich auch noch die toxikologische Untersuchung, aber das dauert ein bisschen länger. Als erste Schätzung würde ich behaupten, dass sie … so über den Daumen … seit acht Stunden tot ist. Die Totenflecken deuten darauf hin, dass sie hier umgebracht wurde. Ich glaube nicht, dass man die Leiche noch bewegt hat.«
    Sie reichten sich die in Latexhandschuhen steckenden Hände, und Parrish verließ die Wohnung.
    Dann suchte er das Diner auf und bestellte eine Thunfischkasserolle, einen Bagel und eine Tasse Kaffee. Die Kasserolle schmeckte gut, doch er hatte keinen richtigen Appetit mehr. Immer wieder musste er an Eve denken und
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