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Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt
Autoren: Shana Norris
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einreden kannst, du wärst besser als alle anderen?«
    Ich trat einen Schritt zurück, als hätte er mir eine Ohrfeige verpasst.
    Und in dem Moment wurde mir etwas klar: Ich war kein bisschen besser als meine Mutter. Sie hatte Dad, Ian und mich mehr verletzt, als das sonst jemand je hätte tun können. Und jetzt hatte ich Zac genau dasselbe angetan. Ich hatte alles gegeben im Leben, um perfekt zu sein, um ganz anders als sie zu sein, doch am Ende war ich ihr doch verdammt ähnlich. Ich war es immer gewesen, nur dass ich es mir nie hatte eingestehen wollen.
    »Der Valentinstagsball in der neunten Klasse«, sagte Zac und wechselte damit ganz unvermittelt das Thema. »Jeder hat behauptet, Elliott habe Lila betrogen, weil er Melanie geküsst hat. Die Wahrheit aber ist, dass ich in Lila verknallt war, und als Elliott kurz weg war und was zu trinken holte, beschloss ich, die Gelegenheit zu ergreifen und ihr meine Gefühle zu gestehen. Was ich auch tat und … und dann hab ich sie geküsst. Keiner hat das mitgekriegt, bis auf Elliott, der genau in dem Moment mit den Getränken zurückkam. Er wurde total sauer, und dann hat er mit Melanie geknutscht, um sich an Lila zu rächen.«
    Er hielt kurz inne, unfähig, mich anzusehen. »Natürlich hat jeder dann den Kuss gesehen, und so kam das Gerücht auf, Elliott habe Lila betrogen. Aber in Wirklichkeit war das alles meine Schuld.«
    Ich sah zu Zac auf und wusste nicht, was ich sagen sollte. Elliott hatte nicht nur die ganze Zeit mein Geheimnis bewahrt, sondern auch das von Zac, und er hatte allein die Konsequenzen getragen für das, was passiert war.
    »Elliott hat nie irgendjemandem die Wahrheit verraten«, fuhr Zac fort. »Aber er wollte nach diesem Abend auch nicht länger mit mir befreundet sein. Ich wusste, dass ich ihm wehgetan hatte, aber mir war gar nicht klar gewesen, wie sehr – bis ich die Wahrheit über dich erfuhr. Denn jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn ein Mensch, der einem was bedeutet, einen hintergeht.«
    Die Leute, die noch im Flur herumstanden, beobachteten uns und warfen immer wieder neugierige Blicke in unsere Richtung, wobei sie so taten, als würden sie sich nicht für unser Gespräch interessieren. Ich war nicht daran gewöhnt, dass die Leute mich beachteten oder über mich sprachen. Normalerweise versuchte ich möglichst unsichtbar zu bleiben. Ihre Blicke bohrten sich in mich, doch ich konzentrierte mich auf Zac.
    »Zac, bitte versteh doch«, begann ich und kämpfte gegen das Schluchzen an, das sich nun Bahn zu brechen drohte. Wenn ich jetzt losheulte, würde ich ganz sicher eine Zeit lang nicht wieder aufhören. »Ich hatte das alles doch nicht beabsichtigt, ich wollte dir nicht so wehtun …«
    »Klar, tja, hast du ja gut hingekriegt, das mit dem nicht Wehtun.« Noch nie hatte ich ihn in einem so scharfen Tonfall sprechen hören. »In den vergangenen Wochen habe ich dir mein echtes, unverfälschtes Gesicht gezeigt. Und dabei hast du die ganze Zeit ein Spiel gespielt, nur zu deinem eigenen Besten. Ich weiß ja noch nicht mal mehr, was an dir echt ist und was nicht.«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, sodass es ihm wirr vom Kopf abstand. »Du wolltest doch eh nie mitmachen bei dieser Partnervermittlungssache, oder? Bitte schön. Lass es bleiben. Dann kannst du dich wieder darum kümmern, dass du keinem wehtust oder was auch immer du so treibst in deiner freien Zeit. Unsere Partnerschaft und alles andere wäre hiermit jedenfalls beendet.«
    Damit schob er den Müllwagen des Hausmeisters aus dem Weg und lief über den Flur davon.
    »Und was war mit dem Weglaufen?«, rief ich ihm hinterher. Wir hatten jetzt die volle Aufmerksamkeit des umstehenden Publikums, keiner gab sich noch die Mühe, so zu tun, als würde er nicht zuhören. Meine Stimme brach, während ich das sagte, doch ich versuchte es zu vertuschen und wieder die starke, perfekte Avery James zu sein.
    Zac blieb wie angewurzelt stehen, die Schultern angespannt. Er drehte sich ein Stück herum, sodass ich ihn im Profil sehen konnte.
    »Vielleicht hattest du ja von Anfang an recht«, meinte er. »Manche Dinge kann man nicht in Ordnung bringen.«
    Als ich ihn am Ende des Gangs verschwinden sah, entrang sich mir ein erstickter Schluchzer. Leute drängten sich an mir vorbei, um in ihren Unterricht zu kommen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Wenn ich jetzt auch nur einen Schritt gemacht hätte, wäre ich mit Sicherheit zu einem Häuflein Nichts zerbröselt.
    Ich hatte ja erwartet, dass
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