Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schlüssel zur Sternenmacht

Der Schlüssel zur Sternenmacht

Titel: Der Schlüssel zur Sternenmacht
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
meine Haut kribbelte. Aber ich hob ihn hoch und betrachtete den Stein. Die stumpfe Oberfläche war ebenso rauh wie die des Metalls. Wenn er je Feuer enthalten hatte, dann war es längst erloschen. Ich fragte mich einen Moment, ob man ihn aus der Fassung lösen und nachschleifen könnte, um ihn wieder zum Leben zu erwecken. Aber ich wußte sofort, daß mein Vater es nie zulassen würde. Und ich selbst brachte es auch nicht fertig. Es war nicht der Ring selbst, der uns faszinierte. Einzig und allein sein Geheimnis zog uns an. Und nun verstand ich auch den Plan meines Vaters – ich sollte das Geheimnis erforschen.
    So wurde ich Ustles Lehrling. Und mein Vater behielt recht: Einen Lehrer wie ihn gab es kein zweites Mal. Wenn mein Meister sich entschlossen hätte, auf einer der Luxuswelten ein Geschäft zu gründen, so hätte er mehr als ein Vermögen machen können – als Kaufmann und als Entwerfer von Schmuck. Aber für ihn bedeutete die Suche nach dem perfekten Stein weit mehr als der Verkauf. Gewiß, er entwarf auch – während unserer Reisen war seine Phantasie immer beschäftigt und entwickelte Muster, die andere, weniger Begabte, gern kauften, wenn er sie ihnen anbot. Aber seine Leidenschaft war es, die Geheimnisse neu entdeckter Welten zu erforschen und mit Eingeborenen um ungeschliffene Steine zu handeln.
    Er lachte über die Betrügereien, die er aufdeckte – über die Steine, die mit Kräutern und Chemikalien behandelt waren, um sie kostbarer erscheinen zu lassen; über die Steine, die geglüht waren, um die Farbe zu verändern. Er brachte mir bei, wie man Eingeborene durch die eigene Klugheit beeindruckt, so daß sie die besseren Steine hervorholen – Dinge wie das Haar, das man über einen echten Jadestein hielt und das nicht brannte, auch wenn man ein Streichholz daranhielt.
    Planetenzeit kann man nach Jahren berechnen, Raumzeit nicht. Ein Mann, der viele Jahre im Raum verbringt, altert nicht so schnell wie ein Planetenbewohner. Ich weiß nicht, wie alt Vondar war, aber wenn man ihn nach seiner Weisheit beurteilte, war er älter als mein Vater. Wir entfernten uns weit von Angkor, aber nach einiger Zeit kehrten wir wieder zurück. Nur konnte ich meinem Vater nicht den geringsten Hinweis mitbringen.
    Ich war kaum einen Tag unter unserem eigenen Dach, als ich merkte, daß nicht alles so gut ging wie früher. Faskel war älter. Wenn ich ihn ansah und mich dann im Spiegel betrachtete, hätte ich gesagt, er sei von Geburt älter als ich. Er war auch sicherer und hatte sich in die Rolle des Assistenten hineingefunden. Er traf eigene Entscheidungen, obwohl mein Vater in der Nähe stand. Und Hywel Jern hob nicht einmal die Augenbrauen, um seine Mißbilligung über diese Anmaßung zum Ausdruck zu bringen.
    Meine Schwester war verheiratet. Ihre Mitgift war groß genug gewesen, daß sie den Sohn eines Rates erwischt hatte, zur großen Befriedigung meiner Mutter. Obwohl sie aus dem Haus verschwunden war, hörte ich von Mutters Lippen so oft »meine Tochter, die Gattin des Rats-Sohnes«, daß sie wie ein Geist allgegenwärtig war.
    Ich paßte nicht mehr in diesen Haushalt. Obwohl Faskel meist sein Mißvergnügen über meine Rückkehr verbarg, zeigte er sich jedoch immer übereifrig, wenn er in meiner Gegenwart etwas Geschäftliches erledigte – auch wenn ich mit keiner Geste seinen Verdacht bestärkte, ich könnte gekommen sein, um ihm seine Stellung streitig zu machen. Früher einmal war mir der Laden als das Wichtigste erschienen, aber auf anderen Welten hatte sich mir so viel Neues erschlossen, daß es mir daheim langweilig vorkam und ich nicht verstehen konnte, weshalb mein Vater dieses Leben gewählt hatte.
    Er stellte mir Fragen über meine Reisen, und so verbrachte ich die meiste Zeit in seinem inneren Büro und erzählte nicht ohne Befriedigung von den Dingen, die ich gelernt hatte. Hin und wieder allerdings dämpfte eine scharfe Bemerkung meine Selbsteinschätzung und verwirrte mich, denn Vater zeigte mir deutlich, daß er vieles bereits kannte.
    Doch nach meiner ersten Begeisterung wurde mir immer stärker klar, daß mein Vater, wenn er mir zuhörte, hinter meinen Worten forschte. Hinter seinem Interesse steckte ein tieferer Sinn. Es hatte nichts mit mir oder meinen Entdeckungen zu tun. Er erwähnte auch mit keinem Wort den Ring aus dem Raum, und merkwürdigerweise wollte ich ebenfalls das Thema nicht anschneiden. Kein einziges Mal holte er den Schatz heraus, wie er es in der Vergangenheit oft getan
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher